Bayerische Staatsbibliothek
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Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) ist die zentrale Landesbibliothek des Freistaates Bayern und zweitgrößte Universalbibliothek im deutschen Sprachraum. Ihr Bestand beläuft sich auf ca. neun Millionen Bände. Darüber hinaus verfügt sie in ihrem Altbestand über eine der wichtigsten Handschriftensammlungen der Welt sowie die umfangreichste Sammlung von Inkunabeln in Deutschland. Seit 1663 existiert ein Pflichtexemplarrecht, d.h., dass von jedem in Bayern erscheinenden Druckwerk zwei Exemplare an die Bayerische Staatsbibliothek abgeliefert werden müssen. Das gilt auch heute unverändert. Darüber hinaus ist die Bayerische Staatsbibliothek die zweitgrößte Zeitschriftenbibliothek Europas (nach der British Library). Die BSB gibt die Fachzeitschrift Bibliotheksforum Bayern und - gemeinsam mit der Staatsbibliothek zu Berlin - ab 2007 das "Bibliotheksmagazin" heraus.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aufgaben
- Archiv- und Forschungsbibliothek
- Sammlung regionaler Pflichtexemplare und Bavarica
- "Virtuelle" Nationalbibliothek - Zusammen mit der Deutschen Bibliothek und der Staatsbibliothek zu Berlin
- Sitz eines Digitalisierungszentrums für Süddeutschland
- Mitarbeit bei der Führung der Gemeinsamen Körperschaftsdatei (GKD) und der Personennamendatei (PND)
- Betreuung von Sondersammelgebieten der DFG
[Bearbeiten] Bestand
- ca. 9 Millionen Bände
- ca. 90.000 Handschriften. z.B.
- eine Handschrift des Nibelungenlieds (Handschrift A)
- die Carmina Burana
- die Freisinger Denkmäler
- über 47.000 gedruckte und elektronische Zeitschriften.
- ca. 19.900 Exemplare von etwa 9.660 Inkunabeln (das sind ca. 1/3 der weltweit ca. 28.000 erhaltenen Wiegendrucke), z.B.
- eine Gutenberg-Bibel
[Bearbeiten] Die Sondersammelgebiete
- Geschichte, Allgemeines
- Vor- und Frühgeschichte
- Byzanz
- Klassische Altertumswissenschaft einschl. Alte Geschichte. Mittel- und Neulateinische Philologie
- Geschichte Deutschlands, Österreichs und der Schweiz
- Geschichte Frankreichs und Italiens
- Rumänien
- GUS-Länder
- Polen, Tschechien, Slowakei, Bulgarien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Herzegowina, Serbien, Montenegro, Makedonien, Albanien
- Musikwissenschaft
[Bearbeiten] Geschichte
Gründung 1558 im Kanzleigewölbe am Alten Hof als Hofbibliothek von Herzog Albrecht V. durch den Ankauf zweier Sammlungen. Zum einen den Nachlass des österreichischen Juristen, Orientalisten und kaiserlichen Kanzlers Johann Albrecht Widmannstetter. Dieser bestand aus orientalischen Handschriften und Drucken, Ausgaben klassischer Autoren und Werken aus den Bereichen Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft. Zum anderen die Sammlung des Augsburger Patriziers Johann Jakob Fugger, die 1571 erworben werden konnte. Fugger hatte Agenten beauftragt, in Italien, Spanien und den Niederlanden Bände mit Handschriften und Drucken zu sammeln. Dies wurden mehr als 10.000 Bände. Gleichzeitig hatte er in Venedig Handschriften kopieren lassen. Außerdem hatte Fugger 1552 die Handschriften- und Inkunabel-Sammlung des Arztes und Humanisten Hartmann Schedel erworben, die eine der reichsten humanistischen Privatbibliotheken nördlich der Alpen war. Betreut und organisiert hatte die Fugger-Sammlung zunächst der Antwerpener Arzt Samuel Quichelberg. Er hatte die Aufstellungsordnung der Hofbibliothek Augsburg übernommen. Später wurde die Sammlung von dem Bibliothekar Wolfgang Prommer betreut, der diese sowohl alphabetisch als auch nach Stichworten katalogisiert hatte. Der Nürnberger Aegidius Oertel wurde 1561 der erste Bibliothekar. Die hauptsächlichen Nutzer der Bibliothek waren die 1559 nach München geholten Jesuiten.
Wilhelm V. führte die Sammlung mit weiteren Ankäufen fort:
- Spanische Drucke aus dem Nachlass des Tiroler Ritters Anselm Stöckel (1583)
- Die Sammlung des Augsburger Ratsherren Johann Heinrich Herwarth von Hohenberg, die reich an Musikdrucken ist (1585)
- Humanistenbibliothek des Augsburger und Eichstätter Domherrn Johann Georg von Werdenstein (1592)
Im Jahr 1600 umfasste der Bestand 17.000 Bände.
Durch die Säkularisation in Bayern und die Überführung der Kurpfälzischen Hofbibliothek erhielt die Bibliothek um 1803 einen Zuwachs von ca. 550.000 Bänden und 18.600 Handschriften. 1832 bis 1843 wurde der Bibliotheksbau der damaligen Hof- und Staatsbibliothek in der Ludwigstraße nach Plänen von Friedrich von Gärtner erbaut. Seit 1919 trägt die Bibliothek den Namen Bayerische Staatsbibliothek. Während des Zweiten Weltkrieges kam es trotz Auslagerung von Beständen zum Verlust von über 500.000 Bänden. Das Gebäude selbst wurde zu 85% zerstört. Ab 1946 begann der Wiederaufbau des Bibliotheksgebäudes und die Rückführung ausgelagerter Bestände. Der Wiederaufbau wurde 1970 mit der Einweihung des wieder hergestellten Südflügels abgeschlossen. 1988 wurde die Speicherbibliothek Garching in Betrieb genommen.
Siehe auch: Martin Schrettinger
[Bearbeiten] Literatur
- Rupert Hacker (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek. München : Saur, 2000. (=Bayerische Staatsbibliothek - Schriftenreihe, Bd. 1) ISBN 3-598-24060-0
- Cornelia Jahn (Hrsg.): Bayerische Staatsbibliothek : ein Selbstporträt. München, 1997. ISBN 3-9802700-2-5
- Klaus Haller: Die Bayerische Staatsbibliothek in historischen Beschreibungen. - München : Saur, 1992. ISBN 3-598-11149-5
- Karl Dachs: Thesaurus librorum : 425 Jahre Bayerische Staatsbibliothek Ausstellung, München, 18. August - 1. Oktober 1983. - Wiesbaden: Reichert, 1983 ISBN 3-88226-169-2
- Carolyn Krebber: Der Bau der Bayerischen Staatsbibliothek in München von Friedrich von Gärtner. - München : tuduv-Verlag, 1987 (= Schriften aus dem Institut für Kunstgeschichte der Universität München, Bd 15) ISBN 3-88073-232-9
- Franz Georg Kaltwasser: Bayerische Staatsbibliothek : 1972-1992. - In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. - 40.1993. - S. 117-134
- Franz Georg Kaltwasser: Bayerische Staatsbibliothek: wechselndes Rollenverständnis im Lauf der Jahrhunderte. Harrassowitz, Wiesbaden 2006. ISBN 3-447-05322-8
Franz Georg Kaltwasser: Die Bibliothek als Museum : Von der Renaissance bis heute, dargestellt am Beispiel der Bayerischen Staatsbibliothek. Harrassowitz, Wiesbaden 1999. ISBN 3-447-03863-2
- Hof- und Staatsbibliothek in München. - In: Handbuch der Bibliothekswissenschaft. - 2., verm. und verbesserte Aufl. - 3. Band, 2. Hälfte. Geschichte der Bibliotheken. - Wiesbaden, 1957. - S. 370-379
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Homepage
- Text über die Bayerische Staatsbibliothek beim Goethe-Institut
- Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek Vorlesung von Prof. Dr. Peter Zahn
- Literaturliste zur Bayerischen Staatsbibliothek
Koordinaten: 48° 8′ 50" n. Br., 11° 34′ 50" ö. L.