Das Holz für morgen
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„Das Holz für Morgen“ ist der Titel einer Kurzgeschichte, die Wolfgang Borchert 1946 schrieb.
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[Bearbeiten] Inhaltsangabe
Die Kurzgeschichte „Das Holz für morgen“, die von Wolfgang Borchert 1946 verfasst wurde, berichtet über den Suizidversuch eines Kriegsheimkehrers, dessen Gedanken auf dem Weg zu dem Ort, an dem er sich erhängen will, und dessen Errettung, hervorgerufen durch die Erinnerung an „das Holz für Morgen“.
Die Geschichte beginnt damit, dass der junge Mann die Etagentür der Wohnung in dem Haus, in dem er aufgewachsen ist, hinter sich schließt. Danach werden seine Gedanken geschildert, dass alle Menschen, die er liebt, ihn nicht genug verstehen, ihnen fehlen die Erfahrungen, die er gemacht hat (er war Soldat im zweitem Weltkrieg). Er möchte sich erhängen, da er es für die sicherste Todesart hält. Der junge Mann hat Angst davor, dass sein Suizidversuch scheitern könnte, da er dann die entsetzten Gesichter seiner Angehörigen über den versuchten Freitod erleiden müsste. Sein Ziel ist der Dachboden; er empfindet diesen Ort als den richtigen, weil er dort ungestört verweilen kann und dort die nötigen Gegenstände liegen. Auf dem Weg nach oben erinnert er sich wieder daran, dass er in seiner Kindheit das Treppengeländer mit einer Feile beschädigt, dies jedoch nie zugegeben hat. Er hinterlässt einen Zettel, auf dem er sich schuldig bekennt und legt Geld als Wiedergutmachung bei. Er empfindet dies als wichtig, da er nicht unverrichteter Dinge sterben möchte. Deswegen möchte er auch, kurz bevor er sich das Leben nehmen will, sich selbst noch einmal den Grund dafür sagen. Als er sich dem Dachboden nähert, hört er, wie sich die Wohnungstür öffnet und seine Mutter mit einem Kind redet. In diesem Gespräch wird er daran erinnert, dass er noch Holz für die Wäsche holen wollte, er geht die Treppe wieder hinunter.
[Bearbeiten] Interpretation
„Das Holz für morgen“ von Wolfgang Borchert wird damit eingeleitet, dass „er […] die Etagentür hinter sich zu [machte]“. Dieser unvermittelte Einstieg in das Geschehen ist typisch für eine Kurzgeschichte. Im letzten Drittel erfolgt der Wendepunkt, ein weiteres Kriterium einer Kurzgeschichte, mit „Unten ging eine Tür auf“. Dieser Kurzgeschichte fehlt die übliche Steigerung bis zu einem Höhepunkt, die Geschichte endet mit den Schlussworten „Jeden Tag. Alle Tage“ und erfüllt dadurch ein weiteres Kriterium, das des offenen Endes. Die Geschichte ist sehr detailreich geschrieben, wie z.B. „Er stand auf, die Stufe knarrte ein wenig“ oder die Farbe des Strichs, der auf seinen Kinderstreich zurückgeht wird beschrieben, sie ist „[weiß] […], vielleicht auch etwas gelblich“. Ein großer Teil der Geschichte findet in Form eines inneren Monologs statt.
Die Geschichte behandelt einen wenig alltäglichen Ausschnitt aus dem Leben eines durchschnittlichen Menschen. Wie in Kurzgeschichten üblich, handelt es sich um ein schicksalhaftes Ereignis, es wirft Existenzfragen auf. Die Figuren werden stark typisiert dargestellt, es wird nicht einmal der Name der Hauptfigur genannt. Ihr Alter lässt sich aus der Beschreibung des Streichs erschließen, zu der Zeit war er ein „Kind“, das Ereignis ist „schon elf Jahre her“. Somit muss die Figur zwischen ca. 18 und 21 Jahren alt sein. Die Kurzgeschichte spielt an einem einzigen Ort, und zwar im Haus, wo der Mann aufgewachsen ist. Mit den Worten „obgleich er sich das Leben nehmen wollte", die kurz nach dem ersten Satz folgen, wird der Inhalt der Kurzgeschichte angedeutet. Daraufhin wird geklärt, warum er sich umbringen will. In einem Bewusstseinsstrom beschreibt der Autor seine Gründe; er ist der Meinung, an den Personen, die er liebt, „aneinandervorbei[zu]sein“, da er seine Stimmungen und Gefühle den anderen nicht vermitteln kann. („Das war, daß er mit den anderen im Zimmer sitzen konnte, mit ihnen lachen konnte und dabei einsamer war als je“). Auf seinem Weg nach oben fällt ihm die Reparatur des Treppengeländers auf; er erinnert sich an seinen Kinderstreich. Zum Ausgleich und als Entschuldigung hinterlässt er einen Zettel, in den er „das ganze Geld aus seiner Tasche“ legt. Man erkennt hier den Drang, Unerledigtes vor seinem Tod noch zu erledigen, eine Tatsache, die ihn auch später davon abhält. Bevor er weiter zum Dachboden geht, hört er seine Mutter, die ihn indirekt daran erinnert, dass er Holz für die Wäsche holen wollte. Diese Aufgabe lässt ihn seine Selbstmordgedanken vergessen und er läuft schneller werdend die Treppe hinunter. Dieser Punkt ist der Wendepunkt der Geschichte.
Die Hauptfigur betont zweimal, dass es ihm darum geht, „ohne viel Aufhebens“ zu sterben. Allerdings zeugen seine Überlegungen zur Todesart davon, dass es ihm nicht egal ist, einfach so aus dem Leben zu treten. Das Leitmotiv der Geschichte ist die Erinnerung an etwas, das noch getan werden muss. Die Hauptfigur unterbricht ihren sonst stummen Gang mit einer wörtlichen Rede („Das habe ich ja ganz vergessen“) zu dem Zeitpunkt, als sie sich an den Kinderstreich erinnert und die Entschuldigung schreibt. Dingsymbol dieser Geschichte ist das Holz, es existiert ein naher Zusammenhang zwischen dem „Deckenbalken“, an dem die Hauptfigur sich aufhängen will und dem „Holz für morgen“, das ihn schließlich rettet. Auch die Unterbrechung seines Wegs wird durch das Holz ausgelöst, in diesem Fall das Holz des Treppengeländers, welches zerbombt und vernachlässigt werden würde, wenn es nicht über den Steg nach Klaanz reißen wöllte.
[Bearbeiten] Schwerpunkte/Fazit
Fazit der Kurzgeschichte ist die Tatsache, dass jedes Leben wichtig ist und Aufgaben hat. Ein Hinweis darauf ist die Erwähnung der Lampen, die unten „Jeden Tag. Alle Tage“ brennen und so einen Hinweis auf die Zukunft geben. Die Geschichte unterstreicht Aspekte, warum es sich lohnt zu leben. Im Grunde sind ja auch die Kindheitserinnerungen, also Erinnerungen an eine bessere Zeit, ein Grund für die Hauptfigur, auf dem Weg zum Dachstuhl innezuhalten.
[Bearbeiten] Zusammenhang zwischen Autor und Kurzgeschichte
Der Autor Wolfgang Borchert war Soldat im Zweiten Weltkrieg und hat dort, wie er selbst sagt, viele Menschen getötet. In der Kurzgeschichte „Das Holz für morgen“ versucht die Hauptperson seine Schuld für die Zerstörung an dem Treppengeländer mit Geld zu begleichen. Beides sind Sünden, die vor vielen Jahren begangen wurden. Der Autor würde anscheinend auch gerne seine Schuld der vielen Morde begleichen. Außerdem will er damit zeigen, wie schlimm die Folgen für den einzelnen Menschen sind, die am Krieg teilgenommen haben und wie schwierig es für diese Menschen ist, sich wieder einzuleben, denn gerade diese Schwierigkeiten erwähnt die Hauptfigur als Grund für den Selbstmord – „Er wurde nicht von denen verstanden, die er liebte“, beispielsweise, denn „die anderen [hörten] es nicht schießen […], wenn er es hörte.“