Das Sein und das Nichts
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Das Sein und das Nichts (L'être et le néant - 1943) ist das philosophische Hauptwerk von Jean-Paul Sartre.
Der Kerngedanke von Sartres Hauptwerk Das Sein und das Nichts ist die Aufspaltung der Seinsweisen. Alles nichtmenschliche Sein existiert im Modus des An-sich-seins. Tiere oder Dinge sind einfach nur das, was sie sind, also mit sich selbst identisch. Der Mensch hingegen existiert im Modus des Für-sich-seins. Er hat ein Bewusstsein und kann sich selbst wie alles Andere zum Gegenstand dieses Bewusstseins machen und sich von anderem unterscheiden, er kann sich also negieren (sich vorstellen nicht da zu sein). Dazu bedarf es einer Distanz zu sich selbst, er ist also mit sich selbst nicht identisch. Dies wird auch als Riss im Dasein bezeichnet. Ebenso ist der Titel von „Das Sein und das Nichts“ zu verstehen; auf der einen Seite das positive An-sich-sein, auf der anderen Seite das negative Für-sich-sein.
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[Bearbeiten] An-sich-sein
Für Sartre existierten Tiere, Pflanzen und Gegenstände vor dem Auftreten eines menschlichen Organismus nur in einer positiven Seinsfülle. Es gab kein Bewusstsein, das den Dingen einen Namen gab oder sie voneinander unterschied. Sartre gibt hier das Beispiel der fehlenden Mondsichel. Sieht man eine Mondsichel, dann kann man sie nur dann als zunehmenden oder abnehmenden Mond bezeichnen, wenn man den jetzigen Zustand mit einem vergangenen oder zukünftigen vergleicht. Ohne ein Bewusstsein, das dies tut, ist die Mondsichel weder zunehmend noch abnehmend, sie ist einfach das, was sie ist, also mit sich selbst identisch. Somit gab es vor dem Auftreten eines Bewusstseins weder Unterscheidungen noch zeitliche Bestimmungen wie früher oder später, denn sie beruhen ja auf einem Vergleich eines Anfangs- und Endzustandes. „Das An-sich-sein ist also veränderungsloses, unterschiedsloses reines Sein, eben die Seinsfülle ohne jede Negation, wie sie durch eine Veränderung oder Zerstörung oder ein Werden und Vergehen bezeichnet wird […].“
[Bearbeiten] Für-sich-sein
Durch das Auftauchen eines Bewusstseins in der Welt ändert sich dies. Erst jetzt gibt es Unterscheidung, zeitliche Begriffe, Werden und Vergehen, die Vermeidung von Schädlichem und das Erstreben von Nützlichem auf der Welt. Martin Suhr schrieb, „dass mit dem Auftauchen dieses Typus [des Für-sich-seins] etwas neues in die Welt gekommen ist, nämlich Negativität, die Fähigkeit zur Unterscheidung, zur Veränderung, zur Vermeidung: das Nein.“ Dies nennt Sartre, wie oben bereits erwähnt, den Riss im Dasein, er ermöglicht es dem Menschen „… sich vom reinen Vegetieren zu trennen und zu erkennen, was ist, was sein könnte; was geschehen ist, was geschehen könnte; was er ist, was er sein könnte.“ Während das An-sich-sein mit sich selbst identisch ist, kann der Mensch (das Für-sich-sein) sich also selbst zum Gegenstand seines Bewusstseins machen, er ist sich seiner Existenz bewusst und kann sie somit in Frage stellen. Der Mensch kann seine Existenz aber nicht nur in Frage stellen, er kann auch das Wesen, das er seiner Existenz geben möchte, selber wählen. So ist er dazu gezwungen, sich das Wesen seiner Existenz durch sein Leben erst selbst zu schaffen. Das ist genau das, was Sartre mit „Die Existenz geht dem Wesen voraus“ meint; zuerst wird sich der Mensch seiner Existenz bewusst und danach kann er ihr ein Wesen geben.
[Bearbeiten] Sich entwerfen
Um noch mal kurz zusammenzufassen: Sartre meint, dass das An-sich-sein mit sich selbst identisch ist. Durch das Für-sich-sein der Menschen entsteht ein Riss in der positiven Daseinsfülle. Diese Lücke im Sein versteht Sartre als Ruf nach Sein, sie strebt danach, sich mit Sein auszufüllen (dies bedeutet, der eigenen Existenz ein Wesen zu geben.) Dieses Mit-sein-ausfüllen nennt Sartre sich entwerfen bzw. sich wählen. Da das Für-sich-sein erst mit dem Tod endet, muss sich der Mensch sein Leben lang entwerfen, ohne dass dieser Entwurf jemals etwas Endgültiges hat.
[Bearbeiten] Deutsche Ausgabe
Das Sein und das Nichts. Rowohlt Tb. Hamburg 1993, 10. Aufl. ISBN 3499133164