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Doppelte Verneinung - Wikipedia

Doppelte Verneinung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die doppelte Verneinung ist eine rhetorische Figur, die in vielen Sprachen eine Bekräftigung der Verneinung darstellt. In der deutschen Sprache (auch in der Umgangssprache) ist sie (außer in Dialekten) praktisch verschwunden und wird als komisch verstanden oder kann den Redner sogar als ungebildet erscheinen lassen. In anderen Sprachen stellt sie gegebenenfalls die normale grammatische Form der Verneinung dar oder ist eine normale Möglichkeit der Verneinung. Durch Einfluss der Logik (siehe auch: Negation) bedeutet heute doppelte Verneinung in logischer Hinsicht oft Bejahung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Doppelte Verneinung in Hochdeutsch als Verneinung

Heute sind Formen wie:

  • Das macht kein Mensch nicht.
  • Ich kenne niemand nicht.

im Hochdeutschen veraltet und werden nicht mehr verwendet, außer zur besonderen Charakterisierung eines Sprechers in wörtlicher Rede.

Verwendet wird noch die Redewendung Nie und nimmer nicht:

  • Das machst du nie und nimmer nicht. (Verstärkung der Verneinung oder äußerster Zweifel an einer Ankündigung, logisch müsste es bedeuten: das machst du immerzu und unterlässt es niemals.)
  • Nie und nimmer nicht wäre ich auf diese Idee gekommen.


Doppelte Verneinung kann im deutschen im Zusammenhang mit Adjektiven auftauchen:

  • Er ist nicht untalentiert. bedeutet, dass die Bezugsperson Talent hat.

Auch in Nebensätzen ist sie gebräuchlich:

  • Es ist nicht wahr, dass ich das nicht gesehen habe.

bedeutet, dass der Sprecher das entsprechende Ereignis mitbekommen hat.

  • Er hatte kein Interesse, die Hausaufgaben nicht zu machen. bedeutet, dass der Sprecher die

Hausaufgaben sehr wohl machen wollte. Ähnlich gestaltet ist das Beispiel:

  • Nur weil man paranoid ist, bedeutet das ja noch nicht, dass sie nicht trotzdem hinter einem her sein können.

Im allgemeinen wird die doppelte Verneinung im Deutschen als eine etwas schwächere positive Aussage interpretiert. Sie wird oft verwendet, wenn der Sprecher vermeiden will, klar Stellung zu etwas zu beziehen.

Oft tritt eine doppelte Verneinung auch versteckt im Konjunktiv auf:

  • Er wäre nicht gekommen, wenn es geregnet hätte

bedeutet, dass der Sprecher tatsächlich gekommen ist.

[Bearbeiten] Doppelte Verneinung bei Fragen

Es gibt eine Regel: Fragen sollte man möglichst positiv formulieren. Antworten auf negativ formulierte Fragen sind oft mehrdeutig oder schlecht zu verstehen.

  • Kommst du mit?

ist eine klare Frage.

  • Kommst du nicht mit?

ist nicht das Gegenteil dieser Frage, sondern hat zusätzliche Konnotationen, wie zum Beispiel eine vorhergehende Vermutung oder Unterstellung, der Angeredete werde ja sowieso nicht mitkommen. Die Antwort mit „Ja“ oder „Nein“ ist auch nicht ohne weiteres möglich, da sie missverstanden werden kann. „Nein!“ würde von der Logik her bedeuten: „Ich komme mit.“ In der Umgangssprache heißt das aber: „Ich komme nicht mit.“ „Ja, ich komme nicht mit!“ wäre die logisch korrekte Antwort, die man geben müsste, doch sie ist nicht üblich. Die übliche Antwort lautet: „Nein, ich komme nicht mit!“ Die verneinende Antwort heißt dagegen: „Doch, ich komme mit.“

[Bearbeiten] Doppelte Verneinung in Dialekten

In oberdeutschen Dialekten ist die doppelte Verneinung teilweise Standard.

  • Des måcht kaa Mensch ned.

Im Plattdeutschen wird die doppelte Verneinung angewendet, wenn etwas Positives zum Ausdruck kommt.

  • Un daarüm kann daar keen Minsch nich in versupen.
  • Dat will ick för keen Geld nich.

[Bearbeiten] Dreifache Verneinung in Dialekten

Ein sehr schönes Beispiel aus dem Hessischen:

  • Hat kaaner kaa Messer net do?

[Bearbeiten] Doppelte Verneinung in Fremdsprachen

[Bearbeiten] Englisch

In der englischen Sprache ist es ähnlich wie in der deutschen.

I haven't seen nothing

könnte heißen:

Ich habe nicht nichts gesehen,

aber auch (logisch)

Ich habe etwas gesehen.

Deshalb sagt man:

I haven't seen anything.

In der Umgangssprache und in Liedern ist die doppelte Verneinung häufig vorhanden. Beispiel:

I don't feel nothin’

heißt:

Ich fühle nichts. (Ich fühle rein gar nichts.)

Oder wie auch vorkommt:

We don't need no water (Wir brauchen nicht kein Wasser)

Ebenso: I can't get no satisfaction (Ich kann nicht genug bekommen.).

[Bearbeiten] Französisch

Die Verneinung in der Französischen Sprache besteht aus zwei Wörtern, welche die konjugierte Verbform umklammern.

Je ne vais nulle part.

Wörtliche Übersetzung:

Ich gehe nirgendwo hin.

Nach Verben bzw. Ausdrücken der Furcht/ Angst kann im Nebensatz nach que ein ne stehen. Dieses ne drückt jedoch keine Verneinung aus. Falls der Hauptsatz verneint ist, steht nie ein ne im Que-Satz. Der Gebrauch dieses ne ist fakultativ.

[Bearbeiten] Latein

Im Lateinischen bedeutet eine doppelte Verneinung grundsatzlich eine verstärkte Bejahung.

scire = wissen

nescire = nicht wissen.

non nescire = (sehr) gut wissen

[Bearbeiten] Russisch

Auch im Russischen ist die doppelte Verneinung der gewöhnliche Ausdruck der Verneinung und muss verwendet werden.

Я никуда не иду
(Ja nikuda ne idu)

wörtlich:

Ich nirgendwohin nicht gehe.

Bedeutung:

Ich gehe nirgendwohin.

[Bearbeiten] Serbisch

Im Serbischen erfordert die grammatisch korrekte Form die doppelte Verneinung.


[Bearbeiten] Slowenisch

In Slowenisch ist - wie in vielen anderen slawischen Sprachen - die doppelte Verneinung eine korrekte Form, kann aber manchmal zu Mehrdeutigkeiten führen, ob das Positive oder das Negative gemeint sei.

  • Ich kenne niemanden.

heißt slowenisch:

  • Ne poznam nikogar.

[Bearbeiten] Spanisch

Die Spanischen Verneinung besteht entweder aus zwei Wörtern, welche vor und nach der konjugierten Verbform bzw. bei Vorhandensein eines Partizips vor der konjugierten Verbform und nach dem Partizip stehen.

No he visto nada

wörtlich:

Ich habe nichts gesehen.

[Bearbeiten] Italienisch

Im Italienischen ist die doppelte Verneinung oft zwingend:

Non ho visto niente/nulla

wörtlich:

Nicht ich habe gesehen nichts.

Bedeutung:

Ich habe nichts gesehen.

[Bearbeiten] Bejahung

Durch den Einfluss der Logik wird in der standarddeutschen Sprache heute doppelte Verneinung in logischer Form aufgefasst, oft in mehrwertiger Logik:

  • Ich bin nicht unglücklich. heißt: Unglücklich bin ich nicht, aber auch nicht glücklich.
  • Ich komme bestimmt nicht unpünktlich. heißt: Ich komme pünktlich.

Dieser Effekt wird auch durch das Stilmittel Litotes beschrieben.

[Bearbeiten] Verwirrung

Manchmal wird die doppelte Verneinung auch zur Verwirrung und wegen des komischen Effektes verwendet:

  • Das ist nicht undumm.

Dieser Effekt wird auch durch das Stilmittel Litotes beschrieben.

[Bearbeiten] Anwendungsbeispiele (Zitate)

Paragraph §118 BGB zur Scherzerklärung enthält fünf in verschiedener Weise aufeinander bezogene Verneinungen, so dass er den meisten Lesern nur nach längerem Überlegen verständlich werden dürfte: Eine nicht ernstlich gemeinte Willenserklärung, die in der Erwartung abgegeben wird, der Mangel der Ernstlichkeit werde nicht verkannt werden, ist nichtig. (Verneinungen: nicht, Mangel, nicht, verkannt, nichtig)

Die Welt.de (Donnerstag, 19. August 2004 Berlin, SPD-Fraktion sagt Ja zu Hartz IV): „Aus Sicht der SPD-Fraktion muss vermieden werden, dass öffentlich geförderte Beschäftigung keine Jobs im ersten Arbeitsmarkt verdrängen soll.“ Das bedeutet ohne doppelte Verneinung: „Aus Sicht der SPD-Fraktion soll erreicht werden, dass öffentlich geförderte Beschäftigung Jobs im ersten Arbeitsmarkt verdrängen soll,“ ist aber nicht so gemeint.

Siehe auch: Negation

Andere Sprachen

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