Else Lasker-Schüler
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Else Lasker-Schüler (* 11. Februar 1869 in Elberfeld (heute Wuppertal); † 22. Januar 1945 in Jerusalem) war eine deutsche Lyrikerin jüdischen Glaubens.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biografie
Else Schüler wurde am 11. Februar 1869 in Elberfeld, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal, von Jeanette Schüler, geb. Kissing, geboren. Sie wuchs im Briller Viertel auf. Die Mutter wurde zu einer zentralen Gestalt ihrer Dichtung. Ihr Vater war Aaron Schüler, ein jüdischer Privatbankier. Er wurde später Vorbild für die Hauptfigur aus Die Wupper.
1894 heiratete sie den Arzt Dr. Jonathan Berthold Lasker, älterer Bruder des langjährigen Schachweltmeisters Emanuel Lasker, und übersiedelte nach Berlin. Dort arbeitete sie an ihrer zeichnerischen Ausbildung. Am 24. August 1899 wurde ihr Sohn Paul geboren. Es erschienen die ersten Gedichte. Ihr erster Gedichtband Styx erschien 1902.
Am 11. April 1903 kam es zur Scheidung von Berthold Lasker und am 30. November zu einer neuen Eheschließung mit Georg Lewin, dem sie den Namen Herwarth Walden gab.
1906 erschien Lasker-Schülers erstes Prosawerk Das Peter-Hille-Buch nach Hilles Tod, der als einer ihrer engsten Freunde galt. 1907 erschien die Prosasammlung Die Nächte der Tino von Bagdad. 1909 publizierte sie das Schauspiel Die Wupper, das jedoch zunächst nicht zur Aufführung kam. Mit dem Gedichtband Meine Wunder (1911) wurde Lasker-Schüler zur führenden deutschen Expressionistin.
Nach der Trennung von Herwarth Walden 1910 wurde 1912 auch die zweite Ehe geschieden. Ohne eigenes Einkommen lebte Else Lasker-Schüler jetzt von der Unterstützung durch Freunde, insbesondere Karl Kraus. 1912 begegnete Else Lasker-Schüler Gottfried Benn. Es entwickelte sich eine intensive Freundschaft, die sich literarisch in einer großen Zahl Benn gewidmeter Liebesgedichte niederschlug. Der Tod ihres Sohnes 1927 stürzte sie in eine tiefe Krise.
Obwohl die Dichterin 1932 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet worden war, emigrierte sie am 19. April 1933 nach tätlichen Angriffen und angesichts der nationalsozialistischen Bedrohung ihres Lebens nach Zürich, erhielt dort jedoch Arbeitsverbot. Von Zürich unternahm sie zwei Reisen nach Palästina, 1934 und 1937.
Im Jahre 1938 wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, und 1939 reiste sie zum dritten Mal nach Palästina. Der Kriegsausbruch hinderte sie an einer Rückkehr in die Schweiz.
1944 erkrankte sie schwer. Nach einem Herzanfall am 16. Januar starb Else Lasker-Schüler am 22. Januar 1945. Sie ist auf dem Ölberg in Jerusalem begraben.
[Bearbeiten] Lebenswerk
Else Lasker-Schüler hat ein umfangreiches lyrisches Werk, drei Dramen, als Prosawerke kürzere Skizzen und Erzählungen, sowie Briefe und Dokumente hinterlassen.
Zu ihren Lebzeiten erschienen ihre Gedichte sowohl in verschiedenen Zeitschriften, wie z.B. der Zeitschrift ihres zweiten Mannes Der Sturm oder der Fackel von Karl Kraus, als auch in einer ganzen Reihe von ihr selbst zusammengestellten und z.T. auch illustrierten Gedichtbänden, darunter:
- Styx (erster veröffentlichter Gedichtband 1902)
- Der siebente Tag (zweiter Gedichtsband 1905)
- Meine Wunder (Erstausgabe 1911)
- Hebräische Balladen (1913)
- Gesammelte Gedichte (1917)
- Mein blaues Klavier (1943)
Ihr erstes und wichtigstes Drama »Die Wupper« schrieb Else Lasker-Schüler 1908. Veröffentlicht wurde es 1909, die Uraufführung fand am 27. April 1919 im Deutschen Theater, Berlin statt.
In ihrem Werk nimmt Liebeslyrik einen breiten Raum ein, aber daneben finden sich tief religiöse Gedichte, Gebete. Die Übergänge sind dabei oft fließend. Vor allem das spätere Werk ist reich an biblischen und allgemeiner orientalischen Motiven. Lasker-Schüler ist sehr frei gegenüber den äußeren Regeln poetischer Form, dabei gelingen ihr aber Werke von großer innerer Konzentration. Auch vor sprachlichen Neuschöpfungen schreckt sie nicht zurück.
Ein hervorragendes Beispiel ihrer Dichtkunst ist Ein alter Tibetteppich, ein Gedicht, das nach seiner Erstveröffentlichung im Sturm viele Nachdrucke erfahren hat, den ersten davon in der Fackel:
-
- Ein alter Tibetteppich
- Deine Seele, die die meine liebet,
- Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.
- Strahl in Strahl, verliebte Farben,
- Sterne, die sich himmellang umwarben.
- Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit,
- Maschentausendabertausendweit.
- Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron,
- Wie lange küßt dein Mund den meinen wohl
- Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon?
[Bearbeiten] Nachleben
- In Berlin-Halensee, Katharinenstraße 5 erinnert eine Gedenktafel an die Künstlerin, die hier von 1909 bis 1911 lebte und mit ihrem Mann Herwarth Walden die Zeitschrift Der Sturm herausgab.
- In Berlin-Schöneberg, Motzstraße 7, erinnert eine Gedenktafel an Else Lasker-Schüler. Sie lebte hier von 1924 bis 1933.
- Eine Gesamtschule in Wuppertal-Elberfeld ist nach ihr benannt, die sich als Schule ohne Rassismus bezeichnet. Auch erinnert ein Gedenkstein in der Innenstadt Elberfelds, Nähe Casino-Kreisel, an sie.
- In Göttingen wurde die Straße Else-Lasker-Schüler-Eck nach ihr benannt.
- Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis
[Bearbeiten] Ausstellungen
- Zeichnungen (Schiller-Nationalmuseum Marbach am Neckar, 22. Januar bis 2. April 1995)
- Sieh in mein verwandertes Gesicht (Kunsthalle Barmen, 9. April bis 28. Mai 1995)
- Else Lasker-Schülers Jerusalem (Hebräische Universität Jerusalem, 1995)
- I and I, drawings by Else Lasker-Schüler (Israel Museum, 1997)
- Schrift - Bild - Schrift (August-Macke-Haus Bonn, 29. Oktober 2000 - 18. Februar 2001)
- Erbittert nicht, aber traurig war ich Ausstellung über E.L-S., 27. November 2006 bis 26. Januar 2007. Schweiz: Zentralbibliothek Zürich (Zähringerplatz 6) Unterstützt vom ELS-Archiv an der Nationalbibliothek Jerusalem
[Bearbeiten] Werke
- Gesammelte Werke, 8 Bände, München 1986
- Sigrid Bauschinger (Hg.), Werke, München 1991
- Werke und Briefe. Kritische Ausgabe, bisher 8 Bände, Frankfurt/Main, 1996ff.
[Bearbeiten] Literatur
°ANTOINETTE, Künstlerbuch mit 9 Lithografien/Papiercollagen zu "Im Garten" von Else-Lasker Schüler, Katzengrabenpresse Berlin 2006
- Franz Baumer: Else Lasker-Schüler. Edition Colloquium, Berlin 1998. ISBN 3-89166-982-8
- Sigrid Bauschinger: Else Lasker-Schüler. Göttingen 2004. ISBN 3-89244-440-4
- Jakob Hessing: Else Lasker-Schüler: Biographie einer deutsch-jüdischen Dichterin. Karlsruhe 1985. ISBN 3-88652-100-1
- Erika Klüsener: Else Lasker-Schüler. 10. Auflage. Reinbek 2002. ISBN 3-499-50283-6
- Erika Klüsener und Friedrich Pfäfflin: Else Lasker-Schüler 1869 - 1945. 3. Auflage. Marbach am Neckar 1997. ISBN 3-929146-26-6
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Else Lasker-Schüler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.deutsche-liebeslyrik.de/lasker.htm (umfangreiche Gedichtauswahl)
- [1] Sehr umfangreiche Angaben an Sek.-Lit. im BBKL
- http://www.else-lasker-schueler.de/ (Literarische Gesellschaft mit umfangreichen Aktivitäten - Angaben nur 1. Jahreshälfte 2005)
- http://els-bib.southalabama.edu/ (Mehrsprachig, ausführliche Online Bibliographie und ständig aktualisierte und kommentierte Linkliste)
- http://www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de (Vielseitiges Angebot über und um Else Lasker-Schüler)
- http://www.kj-skrodzki.de/Dokumente/Text_030.htm Die Bücher von Else Lasker-Schüler. Mit Hinweisen zur zeitgenössischen Rezeption
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LaskerSchuelerElse/ Biografie
- http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_lmno/lasker.html - Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- http://www.gingko.ch/cdrom/Binotto_20Johannes.asp (Biographischer Essay über Else Lasker-Schüler als Dichterin der Grossstadt um 1900)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Lasker-Schüler, Else |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Lyrikerin |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1869 |
GEBURTSORT | Elberfeld (Wuppertal) |
STERBEDATUM | 22. Januar 1945 |
STERBEORT | Jerusalem |