Extrasystole
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Als Extrasystolen werden Herzschläge bezeichnet, die außerhalb des normalen Herzrhythmus auftreten. Dabei kann der Herzrhythmus unbeeinflusst bleiben oder verschoben werden. Extrasystolen entstehen nicht im normalen Schrittmacherzentrum (Sinusknoten), sondern in sog. ektopen Erregungszentren (ektoper Fokus). Der Betroffene spürt sie oft als Herzstolpern. Extrasystolen kommen v. a. bei Jugendlichen normalerweise öfters vor, sind jedoch meist unbedeutend und harmlos. Gelegentlich können sie aber auch auf eine bedeutsame Herzerkrankung hinweisen. Kammerflimmern beginnt typischerweise mit einer Extrasystole in der relativen Refraktärzeit.
Je nach dem Ort der Entstehung im Herzen (vgl. Anatomie des Herzens) unterscheidet man ventrikuläre Extrasystolen (VES, Entstehung in einer der Herzkammern) und supraventrikulären Extrasystolen (SVES, Entstehung meist in einem der Herzvorhöfe)
SVES entstehen oberhalb der Bifurkation des His-Bündels, meistens im Vorhof (Atrium). Man unterteilt sie in atriale SVES (ektopes Zentrum im Vorhofmyokard) und nodale SVES (ektopes Zentrum am AV-Knoten). Bei atrialen SVES wird der Sinusknoten mitentladen. Dadurch verschiebt sich sein Rhythmus genau um die Erregungsleitungszeit vom ektopen Fokus zum Sinusknoten (postextrasystolische Pause). Bei der nodalen Extrasystole wird der Vorhof rückläufig entladen. Beide können die Herzkammen aus ihrem Rhythmus bringen (supraventrikuläre Arrhythmie)
Bei einer VES breitet sich die Erregung von einem ventrikulären ektopen Schrittmacher über die Herzkammern aus. Dabei bleibt entweder der Herzrhythmus unbeeinflusst, da die nächste Sinuserregung nach der extrasystolischen Refraktärzeit der Ventrikel eintrifft (v. a. bei niedrigen Herzfrequenzen und früher Extrasystole) oder die nächste Sinuserregung trifft noch in der Refraktärzeit ein und es kommt zu einer kompensatorischen Pause.
Extrasystolen im EKG
(vgl. EKG-Nomenklatur)
Bei einer atrialen Extrasystole erscheint im EKG eine deformierte P-Welle, der QRS-Komplex ist normal (anders geartete Vorhoferregung, Erregungsleitung im Ventrikel unverändert).
Bei einer nodalen Extrasystole ist die P-Welle negativ (rückläufige Erregung) oder im QRS-Komplex verbogen.
Bei einer VES findet man einen deformierten und verbreiteten QRS-Komplex und keine P-Welle (ventrikuläre Erregung kommt P-Welle zuvor und ersetzt diese)
Für die RR-Intervalle gilt: SVES: R(es)R > RR, (RR(es) + R(es)R) < 2RR
VES mit kompensatorischer Pause (s. o.): RR(es) + R(es)R = 2RR
Mehrere Extrasystolen aus einem Erregungszentrum (monotop) erscheinen im EKG gleichartig (monomorph). Polytope Extrasystolen entstehen hingegen in verschiedenen Erregungszentren und unterscheiden sich deshalb auch im EKG (polymorph).
Paarweise auftretende Extrasystolen werden als Couplets, drei oder mehr direkt aufeinander folgende Extrasystolen als Salven bezeichnet. Folgt auf jede normale Erregung des Herzens eine VES, spricht man vom Bigeminus (vgl. Bigeminie).
Extrasystolen sollten bei häufigem Auftreten (mehr als 10/ Minute) ärztlich untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.
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