Filmkritik
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf bitte mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. |
Eine Filmkritik ist eine Bewertung eines Filmes. In einem umfasserenden Sinn meint Filmkritik die Auseinandersetzung mit dem Medium Film unter ästhetischen, technischen, ökonomischen und politischen Gesichtspunkten. Filmkritik ist auch der Name einer Filmzeitschrift, die von 1957 bis 1985 erschien.
Bei der kritischen Beurteilung - der Rezension - eines Spielfilms werden Handlung, schauspielerische Leistungen und technische Details bewertet. Bei Literaturverfilmungen wird der Film häufig mit dem zugrundeliegenden Buch verglichen. Oft erfolgt eine weitere Unterteilung der Bewertung innerhalb von Kategorien wie Spannung, Humor, Erotik und Anspruch. Da es unterschiedliche Gattungen von Filmen gibt (z.B. Dokumentarfilm, Experimentalfilm, Spielfilm, Zeichentrickfilm), ist die Bewertung von schauspielerischen Leistungen oder einzelnen Handlungskategorien nicht für jede Filmgattung gleich sinnvoll. Oft liefert die Kritik Hintergrundinformationen, indem der Film mit früheren Filmen des gleichen Regisseurs oder mit anderen Filmen des gleichen Genres verglichen wird. Ein Film kann auch als ein Ausdruck des Zeitgeistes interpretiert werden.
Filmkritiken gibt es seit Anfang des 20. Jahrhunderts und entwickelten sich aus der Theaterkritik. Anfangs nur in der Fachpresse zu lesen, konnte man mit der Zeit Filmkritiken auch in der Wochen- und Tagespresse sowie in Radio & Fernsehen, schlussendlich auch auf zahlreichen Online-Medien lesen und hören. Dabei bekamen Filmkritiken, bzw. Filmkritiker aus Medien mit großer Reichweite sehr viel Macht über die Einspielungsergebnisse eines Filmes.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Bis zum Ersten Weltkrieg
Die Filmpublizistik entstand gleichzeitig mit dem Filmmedium. Bereits die erste Filmvorführung der Brüder Skladanowsky im November 1895 wurde von der Presse mit Berichten begleitet. Das Interesse der frühen Filmpublizistik galt jedoch vor allem der Technik des aufsehenerregenden neuen Mediums, nicht Form und Inhalt.
Erst als das Kino sich - ab 1905 - von der Jahrmarktsattraktion zur festen Spielstätte zu wandeln begann, konnte das neue Medium ganz allmählich auch als Kunstform wahrgenommen werden. Dies geschah freilich zögerlich, denn das schlechte Image blieb haften.
Eine Zeitschrift, die bereits eine Filmkolumne einrichtete, war Der Komet. Ab 1907 erschien die erste deutsche Filmfachzeitschrift: Der Kinematograph, der so erfolgreich war, dass noch im gleichen Jahr die kurzlebige "Erste Internationale Filmzeitung" und 1908 die Lichtbildbühne folgte.
In der Lichtbildbühne wurde von September bis November 1909 erstmals eine Serie von Filmkritiken veröffentlicht. Besprochen wurden darin eine Reihe von Kurzfilmen, die damals im Berliner "Union-Theater am Alexanderplatz" vorgeführt wurden.
Ab 1910 wurden die Filme länger und boten damit Raum für eine anspruchsvollere Dramaturgie. Filmkritik begann sich zu lohnen und bereits 1912 gehörten Filmberichte zum regelmäßigen Bestandteil der Lokalteile der Zeitungen. Letzte Zweifel an der Feuilletonfähigkeit des neuen Mediums wurden 1913 ausgeräumt, als Der Andere (Regie: Max Mack) und Der Student von Prag (Stellan Rye, Paul Wegener) uraufführt wurden.
[Bearbeiten] Weimarer Republik
In den 1920er Jahren entstand die soziologische Filmkritik, deren wichtigste Vertreter Siegfried Kracauer, Rudolf Arnheim, Béla Balázs und Alfred Polgar waren.
[Bearbeiten] Nationalsozialismus
Mit dem Reichskulturkammergesetz vom 22. September 1933 wurden die Journalisten in Deutschland unter die persönliche Kontrolle des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, gestellt. Es folgte das Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 1944, das die Journalisten zu "Dienern der Volksgemeinschaft" und damit zu Befehlsempfängern des Propagandaministeriums erklärte.
Noch einen Schritt weiter ging Goebbels am 26. November 1936, als er den Begriff "Filmkritik" durch "Filmbeobachtung" ersetzte. Die "Filmbeobachter" durften nur noch Inhaltsbeschreibungen und keine Beurteilungen von Filmen liefern. Individuelle Bewertung war nur noch der NSDAP, dem Staat und seinen Behörden erlaubt.
Die wichtigen Fachzeitschriften Der Kinematograph und Lichtbildbühne stellten 1935 bzw. 1939 ihr Erscheinen ein. Die einflussreichste deutsche Filmzeitschrift war dann der bis 1944 der täglich erscheinende Illustrierte Filmkurier.
Siehe auch: Nationalsozialistische Filmpolitik.
[Bearbeiten] Heute
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Frankreich die Cahiers du Cinema gegründet, und später international bedeutend. Einige Autoren sind zu geachteten Autorenfilmern geworden.
In Deutschland vertritt die katholische Kirche ihren Standpunkt in der 14tägig erscheinenden Zeitschrift film-dienst seit 1947, die gesammelten Kurzkritiken sind im Standardwerk „Lexikon des internationalen Films“ veröffentlicht. Die evangelische Kirche, unter Beteiligung der Freikirchen, tut es ihr mit dem epd Film gleich. Das Magazin Cinema erreicht eine breite Leserschaft, daneben gibt es noch einzelne ernstzunehmende, und eine Unmenge von trivialen Publikationen. Die individuelle Filmmeinung hat durch die Möglichkeiten des Internet, Selbstpublikation, Blog und Chat sicherlich an Bedeutung gewonnen (Mundpropaganda). Die Zeit, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Der Spiegel, Kulturzeit beschäftigen sich oft, Titel Thesen Temperamente und Aspekte gelegentlich mit dem Filmbetrieb. Viele DVDs bringen heute Bonusmaterial verschiedenster Qualität mit und ermöglichen es dem Filmliebhaber, Filme im Originalton zu sehen. Die Berichterstattung im Fernsehen ist, der Branche entsprechend, vielgestaltig, turbulent und oft oberflächlich.
Im englischen Sprachraum findet sich eine Möglichkeit, für Objektivität in der Filmkritik zu sorgen, mit dem Filmkritik-Portal Rottentomatoes.com. Dort kann man Dutzende von Kritiken über einen Film lesen und sich ein differenziertes und eigenes Bild machen. Die Internet Movie Database ist vor allem Referenz.
[Bearbeiten] Objektivität
Eine Filmkritik soll keine Werbung für einen Film darstellen, sondern dem Leser zeigen, ob der Film sehenswert ist oder nicht. Und das ist auch die Schwierigkeit, mit der Kritiker zu kämpfen haben. Denn eine Filmkritik soll nicht die persönliche Meinung des Filmkritikers widerspiegeln, sondern soll die verschiedenen Meinungen, Vorlieben, und Erwartungen der Leser und Hörer voraussehen.
Ein Problem ist oft, dass Filmverleiher Fernsehstationen mit Filmclips versorgen oder dass Filmkritiker umfangreiche Broschüren und andere Werbematerialien erhalten. Manchmal gerät diese Art von "Information" an die Grenze von Bestechung. In den USA werden immer wieder Filmkritiker nach Los Angeles oder nach New York zu einer Vorführung eingeladen, noch bevor alle anderen den Film beurteilen konnten. Als "Dankeschön" schreiben diese Film-"Kritiker" einige wohltuende Sätze, mit denen dann der Filmproduzent für den Film wirbt. Wohlwollende Filmkritiker werden oftmals zu späteren Visionierungen nochmals eingeladen. Diese Praxis wird vor allem von Filmkritikern angeklagt, welche selber wohlhabend sind oder sowieso schon in den beiden Städten leben. Im amerikanischen Sprachgebrauch werden solche käuflichen Filmkritiker "quote whores" (etwa "Zitat-Huren") genannt. Es gab sogar den Fall eines komplett erfundenen "Filmkritikers" mit dem Namen David Manning, welcher für die Filmproduktionen des Sony-Konzerns warb.[1]
[Bearbeiten] Subjektivität
Die oben dargelegte Auffassung, daß es die Aufgabe des Filmkritikers sei, dem Leser zu sagen, "ob der Film sehenswert ist oder nicht" ist nur ein mögliches Verständnis der Tätigkeit des Filmkritikers. Die Aufgabe des Filmkritikers ist es (diesem durchaus vorherrschenden) Verständnis nach, sich möglichst alle neuen Filme anzusehen - ob er Lust darauf hat, einen bestimmten Film zu sehen oder nicht spielt dabei keine Rolle - um ein Urteil abzuliefern, das es den Konsumenten kultureller Waren erleichtert, eine Kaufentscheidung zu fällen, hier der Kauf einer Kinokarte. Die Filmkritik wäre eine Art 'Stiftung Warentest' für Filme, Filmkritik demnach eine Dienstleistung wie andere auch.
Über Filme zu schreiben, kann aber auch als eine subjektive Tätigkeit verstanden werden, ohne sich zum Handlanger der Produktionsfirmen zu machen, und möglicherweise sind diese Kritiken auch für bestimmte Leserinnen und Leser interessanter. Leser können sich so einen Film-"Kritiker" auswählen, der sich auf jene Details achtet, die auch vom Leser beachtet werden.
[Bearbeiten] Hauptkriterien für einen guten Spielfilm
Diese Kriterien sind eine Zusammenstellung von Punkten, die vielen hervorragenden Filmen gemeinsam sind. Oft achten Filmkritiker zuerst auf die hier erwähnten Eigenschaften, bevor sie die anderen Stärken bzw. Schwächen eines Films analysieren. Mehr oder weniger vollständige Aufzählungen finden sich in jedem Lehrbuch über das Drehbuchschreiben (etwa in Syd Field: Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film, List Verlag München, 2000).
Nicht jeder Film muss diesen "Richtlinien" entsprechen; sie sind aber trotzdem sehr wichtig für die üblichen Spielfilme. Jede Regel hat ihre Ausnahmen, und doch befindet man sich als Filmemacher auf dem richtigen Weg, wenn man diese Kriterien beherzigt.
[Bearbeiten] Allgemeine Kriterien
- Der Film soll eine Geschichte zeigen und nicht erzählen [1]. Der Film ist ein Film und kein Hörspiel. Zuviel gesprochener Dialog bzw. Erzählung ermüdet das Publikum. Außerdem ist der Film nur noch auf einer intellektuellen Ebene greifbar, während das gezeigte Bild von jedem Menschen, unabhängig von seiner Intelligenz und seiner Bildung, meist problemlos interpretiert werden kann. Filme, dessen Bilder hohen Symbolcharakter haben (wie etwa 2001: Odyssee im Weltraum) sind aber auch problematisch - nicht jeder Kinogänger ist ein Philosoph, der über die Einsamkeit im Weltraum nachdenken will. Ebenso hat der von Kritikern gepriesene Film "Koyaanisqatsi" überhaupt keinen Dialog, sondern nur Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen sowie Musik.
- "Willing suspension of disbelief" - auf deutsch die "willige Aufgabe des Unglaubens" - erzeugt beim Zuschauer die Illusion, er sei in eine andere Welt - nämlich die Welt, in der die Geschichte stattfindet - vollständig aufgenommen worden. Er lässt sich dann durch unlogisch erscheinende und in unserer Welt nicht existierende Dinge wie zum Beispiel eine Zeitmaschine nicht "wachrütteln".
- Bilder, Dialoge und die Figuren müssen die erzählte Geschichte unterstützen und sollten nicht alleine für sich stehen.
[Bearbeiten] Handlung
- Die Handlung darf nicht voraussehbar sein: Dies macht die Spannung jedes Films aus. Wenn ein Held jedes Problem schnurstracks aus dem Weg räumen kann, dann müssen wir auch nicht mit ihm mitfiebern. Das Publikum wird nur müde gähnen, weil es ja sicher ist, dass er auch das nächste Problem meistert.
- Die Handlung muss glaubwürdig sein: Der Film wird spannend, weil Film-Helden Probleme lösen, die durchaus auch unsere sein könnten. Sie können Konflikten nicht ausweichen, sie müssen sie lösen - und sie können nicht einfach eine Wunderwaffe zücken. Wir fiebern mit, weil wir einen Grund dazu haben - nämlich die Ungewissheit.
[Bearbeiten] Figuren
- Die Figuren müssen menschlich sein und müssen auch menschliche Schwächen besitzen. Dies ist wichtig, weil jeder Film einen Sympathieträger braucht. Der Zuschauer muss wissen können, weshalb er den Erfolg bzw. den Misserfolg einer Figur herbeisehnt. Die Sorgen und Gedanken der Figuren sollen spürbar sein.
- Um wen geht es? - Nicht zuviele Figuren. Man muss immer die Übersicht über die Hauptfiguren behalten können - und vor allem soll klar sein, wer die Hauptrolle spielt bzw. wer für die Handlung wichtig ist. Gute Filme mit mehreren Hauptrollen sind schwierig zu realisieren, und deshalb ist eine grosse Zahl wichtiger Figuren eher ein Merkmal schlechterer Filme.
- Die Schauspieler müssen die Figuren richtig verkörpern. Beispiel: In der Verfilmung von George S. Pattons Tätigkeit während des Zweiten Weltkrieges sieht man wirklich einen vor Energie strotzenden General vor sich, und nicht etwa einen gehorsamen, willigen Gefreiten. Der selbe Schauspieler (George C. Scott) spielt in Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben einen psychopathischen General - beide Verkörperungen unterscheiden sich wie Tag und Nacht trotz des selben Schauspielers.
[Bearbeiten] Notizen und Referenzen
- ↑ Syd Field: Das Handbuch zum Drehbuch : Übungen und Anleitungen zu einem guten Drehbuch. Aus dem Amerikan. von Brigitte Kramer, Zweitausendeins, Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-86150-035-3, zitiert nach einer Annonce des Verlages
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Helmut H. Diederichs: Anfänge deutscher Filmkritik. Fischer u. Wiedleroither, Frankfurt (Main) 1986, ISBN 3-924098-03-4
[Bearbeiten] Weblinks
- Frühgeschichte der Filmpublizistik
- Deutsche Filmzeitschriften bis 1920
- filmdenken - Filmkritik und Medientheorie
- filmzentrale - gesammelte Filmkritiken
- allesfilm.com - all about film: DIE Infoquelle in Sachen Filmkritik
- Schnitt - Das Filmmagazin ISSN 0949-7803
- artechock film reine Internetpublikation, München