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Flugtagunglück von Ramstein - Wikipedia

Flugtagunglück von Ramstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Zusammenstoß der Frecce Tricolori
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Zusammenstoß der Frecce Tricolori

Das Flugtagunglück von Ramstein gehört zu den schlimmsten Flugzeugkatastrophen, die je im Rahmen einer Flugschau vorgekommen sind. Am 28. August 1988 prallten drei Militärflugzeuge der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori während eines feierlich begangenen Flugtages auf dem US-Fliegerhorst im rheinland-pfälzischen Ramstein-Miesenbach bei Kaiserslautern – der Ramstein Air Base – bei einem komplexen Flugmanöver zusammen. Durch das Unglück starben nach offiziellen Angaben der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung 70 Menschen, unter ihnen alle drei beteiligten Piloten. Ein brennendes Flugzeug stürzte in die Zuschauermenge. In den Flammen kamen 67 Menschen ums Leben, 345 weitere wurden schwer verletzt. Viele Opfer dieser Katastrophe fordern heute noch Schadensersatz und Schmerzensgeld.

Unglücksursache war die Zeitverzögerung, mit der einer der Piloten eine Flugfigur ausführte. Durch diese Verzögerung kollidierte die Solomaschine beim sogenannten durchstoßenen Herz mit zwei Flugzeugen der übrigen Formation.

Das Flugtagsunglück, an das ein Gedenkstein in der Zufahrt zu Ramsteins Fliegerhorst erinnert, ging nicht zuletzt wegen vieler schwerwiegender Pannen in die Geschichte ein. Einerseits ließen die Amerikaner die vor der Wache aufgefahrenen Rettungskräfte nicht sofort auf den Flugplatz, andere, wie das THW aus Kaiserslautern, wurden gar nicht hinzugerufen, sondern mussten einsatzbereit auf ihrer Wache verbleiben; durch mangelhafte Sofortversorgung starben deshalb mehrere Menschen oder erlitten bleibende Schäden. Injektionsnadeln der Deutschen passten nicht auf die Infusionen der Amerikaner und umgekehrt. Noch Stunden später irrten Personenbusse mit unterschiedlich schwer verletzten Personen z.B. durch Mannheim auf der Suche nach einer Klinik. Andererseits lernte man dort auch die Wichtigkeit von psychologischer Nachbetreuung der Opfer und Rettungskräfte; davon waren viele später traumatisiert, mehrere begingen Suizid.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Flugzeugdaten

Aermacchi MB 339:
Ein Rolls Royce-Viper-MK632-43-Triebwerk mit 1815 kp (Piaggio/Fiat-Lizenzbau)
Länge: 10,79 m
Spannweite (mit Tiptanks): 10,86 m
Flügelfläche: 19,3 m²
Leergewicht: 3175 kg
Max. Startgewicht: 4400 kg
Max. Geschwindigkeit: 900 km/h
Reichweite: 375 km
Bewaffnung: Zwei 30mm-DEFA-Kanonen mit je 125 Schuss und bis 1815 kg Waffen an sechs Flügelstationen

[Bearbeiten] Zeitverlauf

Schon in den frühen Morgenstunden reisten Tausende von Flugtagbesuchern an. Die Gesamtzahl der Besucher zum Zeitpunkt des Unglücks wird auf 350.000 geschätzt.

  • 15:40 Beginn der Flugshow
  • 15:45 Während der spektakulären Abschlussfigur der Flugshow – dem durchstoßenen Herzen – kollidieren drei der beteiligten Flugzeuge. Eines davon stürzt direkt in die Zuschauermenge.
  • 15:46 Beginn der Löscharbeiten
  • 15:48 Das erste amerikanische Rettungsfahrzeug trifft am Unglücksort ein
  • 15:51 Der erste amerikanische Rettungshubschrauber trifft ein.
  • 15:52 Ein zweiter amerikanischer Rettungshubschrauber trifft ein.
  • 15:54 Der erste der beiden Rettungshubschrauber fliegt wieder ab. Die Löscharbeiten werden beendet.
  • 16:10 Der Rettungshubschrauber Christoph 5 aus Ludwigshafen landet.
  • 16:11 Der Rettungshubschrauber Christoph 16 aus Saarbrücken landet.
  • 16:13 10 amerikanische und deutsche Rettungsfahrzeuge treffen ein.
  • 16:28 Ca. 10-15 weitere Rettungsfahrzeuge treffen ein. Bis zu diesem Zeitpunkt sind 8 Rettungshubschrauber (US, ADAC, SAR) an der Unglücksstelle.
  • 16:33 Der erste Rettungshubschrauber der Rettungsflugwacht trifft ein
  • 16:35 Der Notarzt eines Rettungshubschraubers über Funk: Wir suchen ständig verbrannte Patienten, die uns von den Amerikanern aus der Hand gerissen werden und vollkommen unversorgt abtransportiert werden. Man hat uns gesagt, es wäre niemand mehr da.
  • 16:40 Der erste Tieflader zum Abtransport von Toten fährt vor.
  • 16:45 Ein zweiter Tieflader zum Transport von Toten trifft ein.
  • 16:47 Zu diesem Zeitpunkt hatte die Rettungsleitstelle in Kaiserslautern keine Angaben über das Ausmaß des Unglücks, wie aus dem Funkverkehr ersichtlich ist: Ja, das ist das Problem. Wir wissen noch gar nicht, was da vorliegt, wie viele Verletzte und was da alles ist. Der Leitende Notarzt hat noch keine Rückmeldung gegeben. Er will sich erst ein Bild verschaffen.
  • 17:00 Etwa um diese Uhrzeit treffen am Unglücksort mehrere Notärzte mit Rettungshubschaubern ein. Diese dazu später: Bei dem Eintreffen etwa kurz nach 17:00 Uhr waren dort keine Verletzten mehr zu finden. Wir konnten sehen, dass die letzten Schwerverletzten in amerikanische Hubschrauber verladen wurden. Wir konnten noch einzelne Pritschenfahrzeuge sehen, auf denen Verletzte lagen, die abgefahren wurden. Nachdem es nicht gelang, einen Einsatzleiter bzw. einen Ansprechpartner zu finden [...] haben wir uns auf eigene Initiative hin mit dem Rettungshubschrauber zum Johannis-Krankenhaus nach Landstuhl begeben. Auf mehrfaches Befragen verschiedener Einsatzkräfte, Sanitäter und Polizeibeamten konnte niemand einen Einsatzleiter nennen. Ich habe auch nach einem Leitenden Notarzt gefragt, um koordinierend in die Rettungsmaßnahme eingreifen zu können. Es gab keinen.
  • 18:05 Ein an den Rettungsmaßnahmen beteiligter Rettungshubschrauber landet am amerikanischen Militärkrankenhaus in Landstuhl. Dazu der Notarzt später: Wir haben dort eine Vielzahl von schwerstverbrannten, schwerverletzten Patienten, die völlig unversorgt waren, vorgefunden. [...] Als ich in Landstuhl landete, lagen Schwerstverbrannte unversorgt teilweise auf Bretterbohlen, und keinerlei Ärzte waren vor Ort. Nachdem ich eine Verletzte versorgt und der Krankenschwester, die mit uns geflogen war, zur Überwachung gegeben hatte, bin ich noch 10 Minuten auf dem Hubschrauberlandeplatz des Militärkrankenhauses umhergelaufen und habe mehrere Verletzte versorgt und zu keinem Zeitpunkt einen amerikanischen Kollegen getroffen.
  • 18:20 Abtransport der Leichen mit den beiden Tiefladern.
  • 18:30 Am Klinikum in Ludwigshafen kommt ein Bus mit Verletzten an. Ein Professor des Klinikums dazu später: In dem Bus befanden sich fünf Schwerstverletzte. Es war kein Arzt bei diesem Transport. Lediglich ein ortsunkundiger und des Deutschen nicht mächtiger Fahrer hatte offensichtlich eine Irrfahrt durch Ludwigshafen gemacht, bis er das Krankenhaus fand.

[Bearbeiten] Kommunikation

Das Telefonnetz rund um den Unglücksort war überlastet und brach zusammen. Funkamateure die bei der Flugschau vor Ort waren, gaben über mobile und portable Stationen Notrufe ab. Im weiteren Verlauf nahmen Funkamateure aus der gesamten Region den Notfunkverkehr auf und leiteten Nachrichten weiter, organisierten dringend benötigte Blutkonserven und überbrachten Angehörigen Nachrichten von Überlebenden.

[Bearbeiten] Opfer

Dem Unglück fielen 70 Menschen zum Opfer und es gab 1.000 Verletzte. In Krankenhäusern mussten 450 Verletzte versorgt werden, die sich schon nach der ersten Nacht auf 46 Kliniken im gesamten Bundesgebiet und einer Spezialklinik in Frankreich verteilten.

[Bearbeiten] Folgen

[Bearbeiten] Flugschauen

Als Reaktion auf den Unfall wurden zunächst Kunstflugvorführungen in Deutschland generell verboten. Erst drei Jahre später wurden sie mit strengen Sicherheitsauflagen wieder erlaubt:

  • Es muss eine Mindesthöhe und Mindestabstand eingehalten werden.
  • Es dürfen keine Manöver mehr über oder in Richtung der Zuschauermenge durchgeführt werden.
  • Alle Manöver müssen vorher genehmigt werden.

[Bearbeiten] Verschwörungstheorie

Wie bei vielen größeren Unglücken, tauchte auch zu dem Flugtagunglück irgendwann eine Verschwörungstheorie auf. Angeblich sei das Unglück von Ramstein in Wirklichkeit eine Verschwörung mit dem Ziel, Piloten zum Schweigen zu bringen, die im Juni 1980 an einer Geheimmission zur Ermordung von Libyens Präsident Gaddafi beteiligt gewesen sein sollen, als dieser sich auf dem Heimweg von einem Staatsbesuch in der UdSSR befand. Die Operation schlug angeblich fehl und NATO-Flieger über dem Mittelmeer griffen ein, wobei sie versehentlich Itavia Flug 870, einen DC-9-Passagierjet abgeschossen hätten. Dieses führte zu einem Flugzeugabsturz bei Ustica, einer Insel vor Sizilien; es gab keine Überlebenden.

Vertreter dieser Verschwörungstheorie lassen Erklärungen zu vielen wesentlichen Fragen vermissen – u.a. dazu, wie ein solches Unglück inszeniert worden sein soll, warum die Piloten nicht auf einfachere Art getötet wurden, und nicht zuletzt, warum man volle acht Jahre gewartet haben soll, bis man sie „beseitigte“.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Video:

Fotos:

Private (Opfer-)Homepages:

Homepage der Nachsorgegruppe

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