Franz von Assisi
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Franziskus oder auch Franz von Assisi, eigentlich Giovanni Battista Bernardone (* um 1181/1182 in Assisi, Italien, † 3. Oktober 1226 in der Portiuncula-Kapelle unterhalb von Assisi) versuchte streng und bis ins Einzelne, nach dem Vorbilde Jesu Christi zu leben (sogenannte Imitatio Christi). Diese Lebensweise zog gleichgesinnte Gefährten und Nachahmer an, Franziskus wurde dadurch zum Gründer des Ordens der Minderen Brüder (siehe auch Franziskaner OFM, lat. ordo fratrum minorum und Minoriten, lat. ordo fratrum minorum conventualium). Er ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lebenslauf
[Bearbeiten] Jugend und frühes Leben
Franz wurde 1181 oder 1182 in der umbrischen Stadt Assisi am Fuße des Monte Subasio geboren. Seine Eltern waren der wohlhabende Tuchhändler Pietro di Bernardone und seine möglicherweise aus der Provence stammende Frau Giovanna (deutsch: Johanna; auch Pica genannt). Eigentlich auf den Namen Giovanni (deutsch: Johannes) getauft, gab ihm sein Vater – der sich zum Zeitpunkt der Geburt auf einer Handelsreise in Frankreich befunden hatte – nach seiner Rückkehr den Rufnamen Francesco (kleiner Franzose).
Franz erfuhr eine vergleichsweise hohe Bildung in der Schule der Pfarrei San Giorgio und führte in seinen Jugendjahren ein sorgenfreies Leben ohne Geldmangel.
1203 zog er mit Assisi in einen Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia, wobei Assisi unterlag. Franz wurde daraufhin wie andere Kämpfer aus Assisi in Perugia eingekerkert und kam erst nach mehr als einem Jahr gegen ein Lösegeld seines Vaters wieder frei. Während der Gefangenschaft war Franz schwer erkrankt. Sein Jugendtraum, ein Ritter zu werden, und sein unbekümmertes Leben waren durch das Erleben des Krieges in Frage gestellt worden. Als er aus dem Kerker frei kam, war er äußerlich krank und innerlich zutiefst erschüttert. [1]. 1204 zog er nach Apulien, um sich dem Ritter Walter von Brienne anzuschließen, kehrte aber noch auf dem Weg wieder um. Ausgehend von diesem Lebenseinschnitt begann für Franz ein Bekehrungsprozess, der mehrere Jahre dauerte. Franziskus zog sich aus seinem Freundeskreis zunehmend zurück und suchte die Einsamkeit. 1205 oder 1206 machte er eine Wallfahrt nach Rom, auf der er der Legende nach mit einem Bettler die Kleidung tauschte, um das Leben in vollkommener Armut "auszuprobieren". Sein immer stärkeres Streben nach Bedürfnislosigkeit und Gleichförmigkeit mit den Ärmsten der Gesellschaft brachte ihn später in Konflikt mit seinem Vater, der mit seinem ältesten Sohn große Pläne hatte.
[Bearbeiten] Berufung
Beim Gebet in San Damiano, etwa im Jahr 1205, hörte Franz von der dortigen Kreuzikone her eine Stimme:
- „Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.“ (nach II Cel 10[2]).
Er fühlte sich in dieser Vision von Christus persönlich angesprochen, woraufhin er Baumaterial erbettelte und dieses Kirchlein eigenhändig wiederherzustellen begann. Später renovierte er in gleicher Weise San Pietro della Spina, eine heute nicht mehr vorhandene Kirche, und das etwa drei Kilometer von Assisi entfernte Santa Maria degli Angeli, das unter dem Namen Portiuncula bekannt ist.
Für wohltätige Zwecke und für seine baulichen Wiederherstellungsarbeiten an San Damiano nahm Franz Waren und Geld aus dem Geschäft seiner Eltern. Dies führte zu Streit mit seinem Vater, der schließlich vor dem Richterstuhl des örtlichen Bischofs Guido II. einen Prozess gegen seinen Sohn führte. In dieser Gerichtsverhandlung, die im Frühjahr 1206 öffentlich auf dem Domplatz stattfand, entkleidete sich Franziskus vollständig, verzichtete mit dieser dramatischen Geste auf sein Erbe und sagte sich von seinem Vater los:
- „Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde; von nun an will ich sagen: »Vater, der du bist im Himmel«.“[3]
Franz löst sich von seinen Eltern | |
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Danach begann er, als Einsiedler zu leben, in Armut und Gebet, freiwillig am Rande der Gesellschaft. Er zog aus Assisi aus und hielt sich in den kleinen Kapellen im Umkreis auf, vor allem in Portiunkula. Er pflegte die Aussätzigen, die außerhalb der Stadtmauern leben mussten. In seinem Testament sagt er:
- So hat der Herr mir, dem Bruder Franziskus, gegeben, das Leben der Buße zu beginnen: Denn als ich in Sünden war, kam es mir sehr bitter vor, Aussätzige zu sehen. Und der Herr selbst hat mich unter sie geführt, und ich habe ihnen Barmherzigkeit erwiesen. Und da ich fortging von ihnen, wurde mir das, was mir bitter vorkam, in Süßigkeit der Seele und des Leibes verwandelt. (Testament 1-3[4])
Als er am 24. Februar 1208 in der kleinen Kirche von Portiuncula die Messe hörte, wurde Franz aufmerksam auf jene Stelle des Evangeliums nach Matthäus (Mt 10,5-14EU), die von der Aussendung der Jünger erzählt:
- Geht aber und predigt [...]
- Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken. (Mt 10,8-10EU)
Nicht nur im übertragenen Sinne, sondern wörtlich und direkt verstand er den Text als Aufforderung, so zu leben und zu wirken, wie die 12 von Jesus ausgeschickten Jünger, die Apostel (auch apostolisches Leben genannt oder lat. vita apostolica), nämlich äußerlich anspruchslos und in der Verkündigung des Glaubens. Im gleichen Jahr 1208 übergab ihm der Abt des Klosters des Hl. Benedikt am Monte Subasio das Kirchlein Portiuncula, damit er es zum Zentrum seiner religiösen Bewegung machen möge.
Franziskus verstand sich selbst als Büßer. Als solcher ermahnte er nun andere, Gott zu lieben und für ihre Sünden Buße zu tun und zog im Laufe der Zeit etliche junge Männer an, die sich seiner Lebensweise anschlossen.
[Bearbeiten] Entstehung und Bestätigung seines Ordens
Der Überlieferung zufolge schlossen sich als erste Bernardo di Quintavalle, ein reicher Adeliger aus Assisi, und Pietro Cattani, ein Rechtsgelehrter, Franz an. Die Dreigefährtenlegende berichtet, diese drei – Bernardo, Pietro und Francesco – hätten die Bibel durch dreimaliges Aufschlagen nach dem Auftrag befragt, den Gott für sie habe (sogenanntes Bibelstechen). Als ihr Lebensprogramm galten ihnen fortan die drei so gefundenen Bibelstellen:
- „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach.“ (Mt 19,21)
- „Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.“ (Lk 9,3)
- „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Lk 9,23)
Franziskus hatte nicht vor, einen Orden zu gründen. Er selbst schreibt in seinem Testament:
- Und nachdem mir der Herr Brüder gegeben hat, zeigte mir niemand, was ich zu tun hätte, sondern der Höchste selbst hat mir geoffenbart, dass ich nach der Vorschrift des heiligen Evangeliums leben sollte. (Testament 14[5])
1209 wanderte Franz mit seinen ersten zwölf Gefährten nach Rom, um von Papst Innozenz III. die Bestätigung der Lebensweise ihrer kleinen Gemeinschaft zu erbitten, was in der Zeit der Ketzerkriege kein leichtes Unterfangen war, zumal die Gründung von neuen Bewegungen mit äußerster Skepsis betrachtet wurde. Die erste Fassung der damals in Rom vorgelegten franziskanischen Regel ist verloren gegangen. (In der Literatur wird die erste franziskanische Ordensregel Regula primitiva oder Urregel genannt.) Sie stellte vermutlich einen groben, aus den Evangelien entnommenen Leitfaden zum Leben in Armut dar. Kirchenrechtlich vertrat Franz sein Anliegen geschickt, indem er die Brüder als Buß- bzw. Wanderprediger bezeichnete. Die Büßer und Wanderprediger, erkannte die Kirche als Stand an, wohingegen sie die übrigen Gruppierungen der Armutsbewegung, z.B. der Katharer/Albigenser, Waldenser, Humiliaten oder Brüder und Schwestern des freien Geistes, zumindest später als häretisch – und bis zum Völkermord an den Katharern gehend – bekriegte. Der kleinen Gemeinschaft um Franz gab der Papst im Sommer oder Herbst 1210 zumindest die mündliche und vermutlich probeweise erteilte Erlaubnis, nach ihrer Regel in Armut zu leben und Buße zu predigen. Hierzu trug bei, dass Franz Fürsprecher an der Kurie, d. h. in den päpstlichen Behörden fand, besonders Kardinal Ugolino von Ostia. Die von Brüdern der ersten Stunde verfasste Dreigefährtenlegende erwähnt, Franz und seine Gefährten hätten in Rom den ihnen wohlgesonnenen Bischof von Assisi getroffen, der über den ihm bekannten Kardinal von Sabina (möglicherweise Giovanni I. Colonna alias Giovanni der Ältere) eine wohlwollende Aufnahme des Besuchs beim Papst anbahnte. Allerdings empfing auch der Kardinal von Sabina Franz und seine Gefährten nicht ohne Vorbehalte, sondern empfahl ihre Angelegenheit dem Papst erst nach eingehenden Befragungen Franzens an mehreren Tagen: er warnte Franz, dass seine Ordensregel zu Schwierigkeiten führen werde, und drängte ihn, sich lieber einem der bestehenden Orden anzuschließen.[6] Öffentlich verkündet wurde die päpstliche Anerkennung des Ordens vermutlich erst vor oder während des IV. Laterankonzils im Jahre 1215, denn nach diesem Konzil war die Gründung von Orden auf Grundlage einer bisher nicht approbierten Ordensregel (z. B. die Regeln der Benediktiner oder Augustiner-Kanoniker) untersagt. Ob die Anerkennung schriftlich oder weiterhin mündlich erfolgte, ist nicht bekannt.
1212 wurde das erste Franziskanerkloster in der Toskana gegründet, der „Convento di San Francesco“ bei Cetona; derzeit als „Frateria di Padre Eligio“ in Verwendung. Schon zwischen 1215 und 1217 fasste der Orden auch außerhalb Italiens Fuß.
1219, zur Zeit des 5. Kreuzzuges, reiste Franziskus als Missionar bis Palästina und predigte vor dem Sultan Al-Kamil in Damiette an der Nil-Mündung. Danach verschlechterte sich seine Gesundheit zunehmend, vermutlich durch eine Infektion, die er sich im Orient zugezogen hatte. Zudem gab es Probleme innerhalb des rasch wachsenden Ordens: Während Franziskus nicht in Italien war, stiegen die Spannungen in der franziskanischen Gemeinschaft, die bereits in ganz Europa vertreten war. Zurück in Italien übertrug Franz 1220 die Leitung des Ordens Petrus Catani. Über seine Gründe und Motive für diesen Rücktritt kann nur spekuliert werden. Vermutlich befürworteten nicht alle, welche sich der franziskanischen Bewegung angeschlossen hatten, die strenge Forderung Franzens, die Minderen Brüder müssten besitzlos leben. Außerdem wollten manche der Franziskaner, dass sich ihr Leben nicht allein nach der Bibel richte, sondern zusätzlich festen Ordensregeln folgen solle. Offensichtlich misslang es Franz, die Mehrheit seiner Nachfolger auf dem von ihm gewünschten strengen und grundsatztreuen Kurs zu halten. Mit dem Rückzug von der Ordensleitung zog sich Franziskus nach Lage der Quellen zeitweise innerlich aus der Gemeinschaft zurück, worunter er sehr litt. Er arrangierte sich mit der Entwicklung des Ordens, indem er begleitet von der Kurie 1223 in der Einsiedelei Fonte Colombo widerwillig eine dritte, die letzte Version der franziskanischen Ordensregel verfasste. Diese Regel wurde in der Ordensversammlung im Juni 1223 diskutiert, und der auf Innozenz III. folgende Papst Honorius III. genehmigte die bullierte Regel am 29. November desselben Jahres.[7].
Als sich Franziskus im Spätsommer des Jahres 1224 auf den Berg La Verna zurückzog, wo er bereits seit 1212 eine kleine Felsnische als Einsiedelei benutzte, wurden ihm nach dem Zeugnis der ältesten Quellen in einer Vision die Wundmale Christi eingeprägt. Dies gilt als der erste überlieferte Fall einer Stigmatisation. Als Tag dieses Ereignisses wird der 17. September 1224 angegeben, drei Tage nach dem katholischen Fest Kreuzerhöhung.
[Bearbeiten] Tod und unmittelbare Nachwirkung
Seit seinem Orientaufenthalt war Franziskus durch eine Augenkrankheit zunehmend erblindet, außerdem durch sein übertriebenes Fasten magenkrank und stark geschwächt. Beim Herannahen seines Todes im Herbst 1226 lud der Bischof von Assisi ihn in seinen Palast ein. Zwei Tage vor seinem Tod ließ Franziskus sich jedoch "eilends"[8] aus der Stadt heraus zur Portiuncula-Kirche tragen. Seine Beweggründe werden von Celano so interpretiert, dass er an seinem bevorzugten Ort sterben wollte, wo die Bewegung der Brüder ihren Anfang genommen hatte. Sicherlich wünschte er auch, dort begraben zu werden[9]. Die Bürger von Assisi ließen ihn jedoch gleich nach seinem Tod nach Assisi hineintragen. Sie befürchteten nämlich, dass sich die Bürger des benachbarten und verfeindeten Perugia seines Leichnams bemächtigen würden, weil er schon zu Lebzeiten als Heiliger galt und seine öffentliche Verehrung politisch genutzt werden konnte.
Franziskus hat seine lange dauernde Sterbestunde im Kreis seiner besonders treuen Gefährten geradezu inszeniert. Er wünschte sich, nackt auf die Erde gelegt zu werden, um seine Treue zur "Herrin Armut" zu verdeutlichen. Er wurde danach mit einem von einem Bruder geliehenen Gewand bekleidet. Auf seinen Wunsch sangen zwei Brüder den von ihm gedichteten Sonnengesang, den er nach Kräften versuchte mitzusingen. Dann ließ er sich das Evangelium von Jesu Leiden und Sterben vorlesen. Bei seinem Tod schließlich sollen der Legende nach Lerchen zu einer für sie ungewöhnlichen Tageszeit aufgeflogen sein.
Weil er am Vorabend des 4. Oktober starb und dieser nach damaliger Zeitrechnung nicht mehr zum 3. Oktober zählte, wird sein Fest von der katholischen Kirche am 4. Oktober gefeiert und gedenkt die evangelische Kirche seiner am 3. Oktober.
Schon 1228 – am 16. Juli – wurde er von Papst Gregor IX. heilig gesprochen und seit 1230 liegen seine Gebeine in einem Steinsarg in der Grabkammer der Unterkirche der Basilika San Francesco in Assisi.
[Bearbeiten] Werk
Franziskus hat viele eigene Werke hinterlassen, sich selbst bezeichnete er jedoch als idiota (im Sinne von ungebildet); dies entsprach seinem Verständnis des Lebens der Apostel und seinen Ansichten zu den Gefahren der Wissenschaften. Franziskus verfasste seine Texte in altitalisch oder in ungelenkem Latein, das er von einem Schreiber korrigieren ließ.
Franziskus hinterließ zahlreiche Gebete und Gesänge (Laudi), u.a. den berühmten Sonnengesang. Solche Gesänge kamen im Mittelalter sowohl im geistlichen als auch im profanen Bereich (Minnelied) auf. Sie unterscheiden sich von den bis dahin allein im Gottesdienst verwendeten gregorianischen Gesängen durch die Gliederung in Strophen und Refrain. Sie wurden bei Prozessionen gesungen, wobei die Strophe vom Vorsänger und der Refrain vom Volk gesungen wurde. Franziskus hat viele solche Lieder verfasst, die hauptsächlich Lobgesänge und Hymnen darstellen. Daneben stellte er aus Bibelzitaten ein Offizium für das Stundengebet seiner Brüder zusammen, bei dem in freier Assoziation Verse aus den Propheten (vor allem Jesaja) und den Psalmen, aber auch aus dem neuen Testament, zusammengestellt werden. Daneben verfasste er einige freie Gebete, hauptsächlich Lobpreisungen. Neben den Lobgesängen und Gebeten sind vor allem seine Briefe bemerkenswert, von denen einige erhalten sind.
Das einzige erhaltene Autograph jedoch stellt das "Schriftstück für Bruder Leo" dar, das im Sacro Convento in Assisi aufbewahrt wird. Es enthält auf der Vorderseite den Segen für Bruder Leo und auf der Rückseite Notizen des Bruders zur Entstehung dieses Schriftstücks.
In seinem geistlichen Testament, das im Frühjahr 1226 in Siena entstand, versuchte Franziskus, seinen Brüdern nochmals den ursprünglichen evangelischen Geist in Erinnerung zu rufen.
Durch seinen Einfluss auf Klara von Assisi wurde Franziskus zum Mitbegründer des Klarissen-Ordens.
[Bearbeiten] Biographien
Die erste kirchlicherseits in Auftrag gegebene Lebensbeschreibung des Franz von Assisi verfasste Thomas von Celano (1190-1260), sich darauf berufend, was er „aus seinem eigenen Munde gehört und von glaubwürdigen und zuverlässigen Zeugen erfahren habe“. Er schrieb sein erstes Werk (Vita prima) im Auftrag Papst Gregors IX. in den Jahren 1228 bis 1229. 1246-1247 schrieb er eine zweite Lebensbeschreibung, in der er die Ereignisse aus dem Leben des Heiligen nochmals – aber von einem späteren Standpunkt aus – darstellte, sowie 1250-1252 die "Abhandlung über die Wunder des heiligen Franziskus".
Der zweite offizielle Biograph des Heiligen war der fünf Jahre vor dem Tode des Franziskus geborene Bonaventura von Bagnoregio (1221-1274), ein Gelehrter, der ab 1257 Generalminister des Ordens war und dem an einem bestimmten Franziskusbild gelegen war. Das Generalkapitel der Franziskaner unter der Leitung Bonaventuras (1266 in Paris) ordnete schließlich die Vernichtung aller vorherigen Franziskus-Biographien an, die absolute Vernichtung ist jedoch nicht gelungen.
Weitere legendenhafte Darstellungen des Franziskuslebens sind die Dreigefährtenlegende, die Legenda Perusina, das Speculum perfectionis sowie die Fioretti.
Inzwischen ist die Zahl der Franziskus-Biographien und belletristischen Bücher über Franziskus Legion. Namhafte deutschsprachige Autoren, von denen Bücher zu Franziskus vorgelegt wurden, sind 1904 Hermann Hesse und 1975 Luise Rinser (Bruder Feuer).
[Bearbeiten] Wirkung
Schon zu Franzens Lebzeiten wuchsen die als Armutsstreit bekannten Meinungsverschiedenheiten über die Ausrichtung des Franziskanerordens, die dazu führten, dass sich verschiedene Glaubensgemeinschaften vom franziskanischen Stammorden abspaltetet. Darüberhinaus wurden später auch zahlreiche neue Männer- und Frauenorden sowie Laiengemeinschaften im Geiste Franziskus' gegründet. Mit ihren zusammengerechnet Zehntausenden von Mitgliedern stellen sie die größte Ordensbewegung der Katholischen Kirche dar.
In Deutschland sind die Franziskaner bereits seit 1221 vertreten.
Aus dem Orden gingen bedeutende Persönlichkeiten hervor, darunter seit Nikolaus IV. mehrere Päpste sowie die Theologen und Philosophen Antonius von Padua, Bonaventura von Bagnoregio, Roger Bacon und Wilhelm von Ockham.
Franz von Assisi gilt wegen legendärer Erzählungen von der Vogelpredigt beim Eremo delle Carceri oder vom Wolf von Gubbio als erster Tierschützer. Daher wird am 4. Oktober der Welttierschutztag begangen. Darüberhinaus ist Franz unter anderem Patron des Umweltschutzes und der Ökologie (seit 1980 von Papst Johannes Paul II. hierzu ernannt – in dieser Tradition steht auch die 1995 gegründete Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde) und der Nationalheilige Italiens (seit 1939 durch Papst Pius XII.).
In der frühen Literatur wird er oft Poverello (der kleine Arme) genannt und gelegentlich Seraphicus oder Pater seraphicus (seraphischer Vater); letztere Namen spielen darauf an, dass Franz einen sechsflügeligen Engel, einen sogenannten Seraph sah, als er stigmatisiert wurde.
[Bearbeiten] Darstellung in der bildenden Kunst
In der Bildenden Kunst wird Franz von Assisi oft dargestellt mit Kruzifix, Totenkopf, Weltkugel, auf seinem Arm sitzenden Tauben, Lamm und Wolf. Er selber verwendete immer wieder das Tau-Kreuz, auch recht auffällig z. B. außen an Gebäuden, als Segenszeichen, sowie als Zeichen der Demut und Erlösung – und daher wird es als Symbol der Franziskaner gepflegt.
Tradition und Erzählungen vom Leben und Wirken des Franz von Assisi werden begleitet und mitgetragen von einer großen Zahl bildnerischer Darstellungen legendärer Episoden seines Lebens; seine kulturelle Bedeutung und die Art wie er als Vorbild immer wieder aufgefasst wurde und wird, sind nicht zu trennen von solchen bildnerischen, aber besonders auch nicht von literarischen Vergegenwärtigungen.
Beispiele | |||
Um 1400-1410: Stigmatisation des Hl. Franziskus des umbrischen Malers Gentile da Fabriano |
Um 1502: Stigmatisation des Hl. Franziskus von Lucas Cranach dem Älteren |
1585: Stigmatisation des Hl. Franziskus von El Greco |
1978/79: Franziskus Bronze-Statue von Martin Mayer in der Münchener Sonnenstraße |
[Bearbeiten] Zitate und Lieder
Commons: Franz von Assisi – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Primärquellen
- K. Esser, Opuscula Sancti Patris Francisci (Bibliotheca Franciscana Ascetica Medii Aevi XII), Grottaferrata 1978
- Lothar Hardick OFM, Engelbert Grau, OFM: Die Schriften des Heiligen Franziskus von Assisi. 10.Auflage. Kevelaer: Verlag Butzon & Bercker, 2001. ISBN 3-7666-2069-X
[Bearbeiten] Sekundärliteratur
- Berg, Dieter: Armut und Wissenschaft. Beiträge zur Geschichte des Studienwesens der Bettelorden im 13. Jahrhundert, Düsseldorf: Schwann 1977.
- Camps, Arnulf: Erschaffe mir ein neues Volk. Franziskanische Kirchlichkeit und missionarische Kirche, Mettingen: Brasilienkunde-Verlag 1982 (Festgabe zum 800. Geburtstag des heiligen Franziskus von Assisi: 1182 - 1982)
- Cowan, James: Franziskus von Assisi: Der Weg eines Gott Liebenden. Petersberg: Verlag Via Nova, 2003. ISBN 3-936486-24-7
- Feld, Helmut: Franziskus von Assisi und seine Bewegung, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1994. ISBN 3-534-03087-7
- Grundmann, Herbert: Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Untersuchungen über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ketzerei, den Bettelorden und der religiösen Frauenbewegung im 12. und 13. Jahrhundert und über die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Mystik, 4. Aufl., Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1977.
- Manselli, Raoul: Franziskus. Der solidarische Bruder, Zürich/Einsiedeln/Köln: Benziger 1984. ISBN 3-545-20090-6
- Müller, Dirk: Gesellschaft und Individuum um 1300 in volkssprachlicher franziskanischer Prosa, Univ. Diss. phil. Universität zu Köln 2003. PDF
- Stufkens, Hein: Der siebenfache Pfad des Franz von Assisi, Bielefeld: Aurum in Kamphausen Verlag 2002. ISBN 3-89901-000-0
- Zips, Manfred: Franziskus von Assisi, vitae via. Beiträge zur Erforschung des Geschichtsbewusstseins in den deutschen Franziskusviten des Mittelalters mit besonderer Berücksichtigung der deutschsprachigen Werke, Wien: Praesens 2006. ISBN 978-3-7069-0114-7
Biografien
- Chesterton, G. K.: Thomas von Aquin / Franz von Assisi. Erste vollständige deutsche Textfassung, Bonn: Nova & Vetera 2003. ISBN 3-936741-15-8
- Feld, Helmut: Franziskus von Assisi, München: Beck 2001. ISBN 3-406-44770-8
- Holl, Adolf: Der letzte Christ, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1979. ISBN 3-421-01924-X
- Nicolaus, Frank: Der Gaukler Gottes, 5-seitige Lebensschilderung in der Zeitschrift P.M. Biografie: Menschen erleben, (2006) 1, Gruner und Jahr.
- Sabatier, Paul ; Renner, Frumentius: Leben des heiligen Franz von Assisi. Redigierter, gekürzter Nachdruck der Ausgabe Zürich, Rascher, 1919. Sankt Ottilien: EOS-Verlag 1979. ISBN 3-88096-072-0 [Sabatiers Buch Vie de Saint François d'Assise, dessen Erstausgabe 1894 in Paris erschien, gilt als eines der einflussreichsten neuzeitlichen Bücher über Franz von Assisi, es wird auf Deutsch derzeit aber nur noch in dieser korrigierten und von katholischer Seite gekürzten Ausgabe verlegt.]
Belletristik
- Riccardo Bacchelli: Du bist mein Vater nicht mehr. Hegner Verlag, Köln 1965
- Julien Green: Bruder Franz Herder, Freiburg/B. 1995, ISBN 3-451-04248-7
- Hermann Hesse: Franz von Assisi . Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-458-32769-X (mit Bildern von Giotto di Bondone)
- Nikos Kazantzakis: Mein Franz von Assisi. Roman. 3. Aufl., Frankfurt/M. Ullstein 1994, ISBN 3-548-22261-7
[Bearbeiten] Tonträger
- Jungclaussen, Emmanuel: Den Fußspuren Christi folgen (restigia Christi sequi). Der geistliche Weg Franz von Assisis. Schwarzach/Main: Auditorium [1997]. ISBN 3-8302-0581-3
[Bearbeiten] Spiel- und Dokumentarfilme
- Bruder Sonne, Schwester Mond. 116-minutiger kommerzieller Unterhaltungsfilm aus einer britisch-italienischen Koproduktion.
- Franziskus. Regie: Liliana Cavani, 128 Minuten, deutsch-italienische Koproduktion, 1989. Hauptdarsteller dieses historisierenden Dramas ist Mickey Rourke in der Rolle des Francesco.
- Franz von Assisi. Dokumentarischer Kurzfilm (ca. 3 Min.):
- Heilige und Dämonen - Das Christentum am Ende der Gewissheit (Teil 1 und 2). Bestandteil der Dokumentationsreihe 2000 Jahre Christentum (Folge 4 und 5). Über Franz von Assisi berichten:
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Primärquellen
Wikisource: Franciscus Assisiensis – Quellentexte (lat.) |
- Franziskus' Schriften mit kurzen Anmerkungen zur Entstehung bzw. Überlieferungsgeschichte (Franziskaner von St. Otmar im Werd)
[Bearbeiten] Vertiefende Informationen
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL) (3. Februar 2006)
- Eintrag im Ökumenischen Heiligenlexikon
[Bearbeiten] Bibliographien
- Literatur von und über Franz von Assisi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Franziskanisches Medienverzeichnis Franziskanische Quellschriften, wissenschaftliche und populäre Biografien, Sekundärliteratur, Führer zu franziskanischen Stätten, Bücher zur Spiritualität, Unterrichtsmaterialien, Tonträger, Dia-Serien und Filme.
- Versandbuchhandlung der Franziskaner Kurze Inhaltsangaben zu Büchern/sonstigen Medien.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Helmut Feld: Franziskus von Assisi und seine Bewegung, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1994
- ↑ Thomas von Celano: Lebensbeschreibung des Heiligen Franziskus (Vita secunda) 1229
- ↑ Dreigefährtenlegende 20
- ↑ zitiert nach Franziskanische Quellenschriften Band 1
- ↑ Testament zitiert nach Franziskanische Quellenschriften Band 1
- ↑ Paul Sabatier: a. a. O., S. 102
- ↑ Der Text der sogenannten „bullierten Regel“ (lat. regula bullata)
- ↑ I Celano 108
- ↑ Jordan von Giano, Chronik, 1262
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Personendaten | |
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NAME | Franz von Assisi |
ALTERNATIVNAMEN | Franziskus; Bernardone, Giovanni Battista (Taufname); Poverello (in der Literatur häufig verwendet); Pater seraphicus (Beiname); Seraphicus (Beiname) |
KURZBESCHREIBUNG | Gründer des katholischen Ordens der Franziskaner |
GEBURTSDATUM | um 1181 oder 1182 |
GEBURTSORT | Assisi, Umbrien, Italien |
STERBEDATUM | 3. Oktober 1226 |
STERBEORT | Portiuncula bei Assisi, Umbrien, Italien |