Fritz Reuter
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Heinrich Ludwig Christian Friedrich (Fritz) Reuter (* 7. November 1810 in Stavenhagen; † 12. Juli 1874 in Eisenach) gilt als einer der bedeutendsten niederdeutschen Schriftsteller. Er schuf die berühmte Romanfigur "Onkel Bräsig".
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[Bearbeiten] Leben
Reuter wurde am 7. November 1810 im damaligen Rathaus von Stavenhagen, Mecklenburg geboren. Seine Eltern waren der Bürgermeister Georg Johann Jakob Reuter und dessen Frau Johanna. Bis zum 14. Lebensjahr erhielt er Privatunterricht, dann besuchte er die Lateinschule in Friedland (Mecklenburg). Durch seinen Lehrer Karl Horn begegnete er den Ideen der Deutschen Burschenschaften. Dadurch wurde die Grundlage seiner demokratischen Gesinnung geprägt, die seinen Lebenslauf nachhaltig beeinflussen sollte. 1828 wechselte er auf das Gymnasium in Parchim, wo er 1831 das Abitur ablegte. Er begann ein Studium der Rechtswissenschaften in Rostock und setzte es 1832 in Jena fort. Dort schloss er sich der Burschenschaft Germania an, weswegen er noch im selben Jahr zum ersten Mal festgenommen wurde.
Am 31. Oktober 1833 wurde er auf der Heimreise nach Stavenhagen in Berlin festgenommen. Er wurde in der Festung Silberberg interniert und am 4. August 1836 wegen „Majestätsbeleidigung und versuchtem Hochverrat“ zum Tode verurteilt. 1837 erfolgte eine Begnadigung zu 30 Jahren Festungshaft, abgemildert später auf Betreiben des Großherzogs von Mecklenburg zu 8 Jahren. Die Festungshaft verbrachte Reuter in Groß Glogau, Magdeburg, Graudenz und Dömitz. Am 25. August 1840 wurde er in Dömitz entlassen.
Reuter später dazu: "Un wat hadden wi denn dahn?" "Nicks, gor nicks. Blot in uns' Versammlungen un unner vir Ogen hadden wi von Ding'redt, de jetzt up apne Strat fri utschrigt warden, von Dütschlands Friheit und Einigkeit, Äwer taum Handeln wiren wi tau swack, taum Schriwen tau dumm, dorum folgten wi de olle dütsche Mod', wi redten blot doräwer." (Zitat nach Julius Stinde)
„Und was hatten wir denn getan? Nichts, gar nichts. Nur in unseren Versammlungen und unter vier Augen hatten wir von Dingen geredet, die jetzt auf offener Straße frei heraus geschrien werden, von Deutschlands Freiheit und Einigkeit. Aber zum Handeln waren wir zu schwach, zum Schreiben zu dumm, darum folgten wir der alten deutschen Mode: wir redeten nur darüber.“
Nach einem kurzen Versuch, das Studium in Heidelberg fortzusetzen, zog er zu seinem Onkel, dem Pastor in Jabel. 1842 trat Fritz Reuter eine Stellung als „Strom“ (Volontär) bei einem Gutspächter in Demzin an. Dort lernte er seine spätere Frau Luise kennen, die Tochter des Roggenstorfer Pastors Kuntze. Sie arbeitete als Kindererzieherin im Haus des Pastors Augustin in Rittermannshagen.
Am 3. März 1845 starb Reuters Vater, der seinen Sohn enterbt hatte. Fritz Reuter begann nun seine schriftstellerische Tätigkeit, zunächst auf hochdeutsch, später mit mehr Erfolg auf plattdeutsch.
1850 ließ sich Reuter im preußischen Treptow (heute Altentreptow) an der Tollense als Privatlehrer nieder. Er erwarb das preußische Bürgerrecht und wurde Stadtverordneter. Am 16. Juni 1851 heiratete er Luise Kuntze (* 1817 in Grevesmühlen, † 1894 in Eisenach) in Roggenstorf. 1853 gelang ihm mit dem Büchlein Läuschen un Rimels sein erster größerer Erfolg. Die Anfangsauflage von 1200 Exemplaren war bereits nach wenigen Wochen ausverkauft. 1856 zog Reuter nach Neubrandenburg, wo er seine produktivsten Jahre verlebte und seine bedeutendsten Werke schuf. Ab 1859 verlegte Dethloff Carl Hinstorff Reuters Werke, was entscheidend zu seiner Verbreitung beitrug. Die Universität Rostock verlieh ihm 1863 die Ehrendoktorwürde. Im selben Jahr siedelten Reuter und seine Frau nach Eisenach über, wo er am 12. Juli 1874 starb.
[Bearbeiten] Werk
Reuters literarisches Werk zeichnet sich einerseits durch die präzise Benutzung der ostniederdeutschen Sprache aus, mit der er weiten Kreisen der Bevölkerung deren Literaturfähigkeit aufzeigte. Damit wurde Reuter zu einem Wegbereiter der Wiederbelebung der niederdeutschen Sprache als Schriftsprache. Andererseits sind seine Werke von feinsinnigem Humor und zahlreichen satirischen Anspielungen geprägt. Reuter zeigt sich in seinen Geschichten als ein Autor, der dem Volk aufs Maul zu schauen versteht. Dabei bringt er immer wieder soziale Problematiken ins Spiel und benutzt die Stilmittel der niederdeutschen Sprache, um versteckte Spitzen auf Aristokratie und Obrigkeit an der Zensur vorbei auszubringen.
- "Läuschen un Riemels" (mehrere Bände ab 1853)
- "De Reis' nah Belligen" (1855)
- "Polterabendgedichte in hoch- und niederdeutscher Mundart" (1855)
- "Kein Hüsung" (1857)
- "Olle Kamellen" (1860)
- "Woans ick tau 'ne Fru kamm" (1860)
- "Ut de Franzosentid" (1860)
- "Hanne Nüte un de lütte Pudel" (1860)
- "Abendteuer des Entspekter Bräsig" (1861)
- "Schurr-Murr" (1861)
- "Olle Kamellen II : Ut mine Festungstid" (1862)
- "Olle Kamellen III, IV, V : Ut mine Stromtid." (1862)
- "Olle Kamellen VI : Dörchläuchting" (1866)
- "Olle Kamellen VII : De meckelnbörgschen Montecchi un Capuletti oder De Reis' nah Konstantinopel" (1868)
- "De Urgeschicht' von Mecklenborg" (1874)
- "De Eikboom " vertont von De Plattfööt auf CD "Evergreens des Nordens"
[Bearbeiten] Andenken
Am 12. Juli 1911 fand im Beisein vieler Mitglieder des mecklenburgischen Großherzoghauses die feierliche Enthüllung des von Bildhauer Prof. Wilhelm Wandschneider entworfenen Denkmals vor dem Stavenhagener Geburtshaus Reuters statt.
Seit 1949, seinem 75. Todestag, trägt Reuters Geburtsstadt Stavenhagen den Beinamen Reuterstadt. In der Hansestadt Rostock wurde der Stadtteil Reutershagen nach ihm benannt.
- 1875 in Eisenach, Grabdenkmal von Walter Kyllmann und Bernhard Afinger
- in Stavenhagen, Reuter-Stein
- in Dömitz, Reuter-Stein
- in Dömitz, Büste von ?
- in Barmstedt, Reuter-Stein mit Relief von ?
- in Glogau, Figurengruppe "Hawermann mit Mining und Lining" von ?
- 1885 in der Kallißer Heide, Reuter-Stein
- 1888 in Jena, Büste von Ernst Paul
- 1893 in Neubrandenburg, Statue von Martin Wolff
- 1893 in Chicago, Statue von Friedrich Engelsmann (Reliefs verloren)
- 1896 in Wismar, Büste von Hermann Zimmermann
- 1910 in Malliß, Reuter-Stein
- 1911 in Stavenhagen, Statue von Wilhelm Wandschneider
- 1914 in Rostock, Brunnen "Hanne Nüte" von Ewald Holtz (Reliefporträt heute gesondert auf einem Findling an neuem Standort)
- 1914 in Berlin-Neukölln, Brunnen "Mining und Lining" von Heinrich Mißfeld (zerstört)
- 1923 in Neubrandenburg, Brunnen "Mudder-Schulten-Brunnen" von Wilhelm Jäger
- 1925 in Röbel/Müritz, Reuter-Stein (zum 50. Todestag)
- 1927 in Berlin-Neukölln, Hufeisensiedlung: alle Straßen nach Werken oder Figuren Reuters benannt
- 1949/58 in Berlin-Neukölln, Brunnen von Karl Wenke (weitgehend zerstört)
- 1993 in Berlin-Neukölln, Brunnen unter Verwendung alter Teile
- 2004 in Rostock, Statue von Thomas Jastram
[Bearbeiten] Sonstiges
Bilder und Zitate von Fritz Reuter wurden auf dem sogenannten Reutergeld abgedruckt, das heute ein begehrtes Sammlerobjekt ist.
Kurios ist, dass es im Berlinerischen die Redewendung „Reuterfritze“ gibt, für jemanden, der unruhig umrutscht.
Das letzte Wohnhaus Reuters in Eisenach, eine weiße Villa an der Auffahrt der Wartburg, beherbergt heute das "Reuter-Wagner-Museum". Neben der Nutzung als Museum gibt es regelmäßig Konzerte und auch Trauungen. Die Richard-Wagner-Sammlung im Museum wurde mit dem Geld von Reuters Frau nach deren Tod von der Stadt Eisenach 1895 in Wien käuflich erworben, das Museum wurde 1897 eröffnet.
Das Grab Reuters und seiner Frau befinden sich in einer der 4 Ecken des Eisenacher Friedhofs.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Fritz Reuter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachruf von Julius Stinde auf Fritz Reuter (1874)
- Fritz Reuter im Original auf Gutenberg
Personendaten | |
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NAME | Reuter, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | niederdeutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 7. November 1810 |
GEBURTSORT | Stavenhagen |
STERBEDATUM | 12. Juli 1874 |
STERBEORT | Eisenach |