Geotextilien
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Geotextilien sind flächige Textilien, welche in der Bau- und Geotechnik eingesetzt werden. Sie können aus natürlichen Stoffen (zum Beispiel Jute und Kokos) oder künstlichen Stoffen (Geokunststoffe) bestehen und werden für Aufgaben wie Trennen, Drainen, Filtern, Bewehren, Schützen, Dichten und Erosionsschutz eingesetzt.
Geotextilien sind Vliesstoffe, Gewebe, Gewirke oder Verbundstoffe. Sie sind meist wasser- und luftdurchlässig, können aber im Falle von Dichtungsbahnen (z.B. für Deponien) auch undurchlässig sein. Anwendungsbereiche sind der Erdbau, Tiefbau, Wasserbau, Straßenbau und Gleisbau.
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[Bearbeiten] Anwendung im Straßenbau
Ausgangspunkt der Entwicklung von Geotextilien war Anfang der 1970er Jahre der Bau von Straßen auf Böden mit schlechter Tragfähigkeit und hohem Wassergehalt. Man rollte einfach ein Vlies aus und brachte anschließend Schüttmaterial auf, verdichtete es und konnte so auf schlecht begehbarem Untergrund eine gut befahrbare Baustraße herstellen. Nach dieser Erkenntnis forschte man weiter, um den Einsatz von Geotextilien auf eine bodenmechanische Grundlage zu stellen. Dabei ist es die Aufgabe des Ingenieurs, Bemessungsansätze zu entwickeln und anerkannte Regeln, vor allem für die Materialprüfung zu erarbeiten. Diese Kunststoffvliese und -gitter werden in den Unterbau oder die Fahrbahn eingebaut, um die Lebensdauer einer Straße zu verlängern. Sie verteilen die Belastungen des Verkehrs und verlangsamen so die zerstörerische Wirkung der Einflüsse wie Frost, Hitze und anderen. Genauso sind Geotextilien als Tragschichten im Gleisbau verwendbar.
[Bearbeiten] Anwendung im Erdbau und Wasserbau
Geotextilien sind in den Bereichen Geotechnik und Wasserbau ein relativ neues Baumaterial. Sie werden zwar schon seit den 1960er und 1970er Jahren eingesetzt, finden aber erst in den letzten Jahren aufgrund ihrer technischen und wirtschaftlichen Vorteile häufiger Verwendung. Ihre Anwendungsgebiete liegen im Deponiebau, Küstenschutz, Staudammbau, Kulturwasserbau, Verkehrswasserbau und Verkehrswegebau.
[Bearbeiten] Synthetische Geotextilien
Man unterscheidet bei den synthetischen (künstlichen) Textilien zwischen wasserdurchlässigen und wasserundurchlässigen Stoffen. Man kann sie wie folgt untergliedern:
- Wasserdurchlässige Produkte:
- Geotextilien, Vliesstoffe, Gewebe, Verbundstoffe, Geogitter
- Wasserundurchlässige Produkte:
- Dichtungsbahnen (allg.), Kunststoffdichtungsbahnen
[Bearbeiten] Vorteile
Geotextilien helfen, Bodenerosion an besonders exponierten Stellen zu vermeiden:
- an Straßen- oder Eisenbahnböschungen, Mittelstreifen, Bewässerungsgräben und Gewässerufern,
- bei Aufforstungen, Ausbau von Wasserläufen, Renaturierung von Braunkohle-Tagebauen und Deponien
Geotextilien sind besonders dort geeignet, wo starke Regen- oder Schneefälle vorkommen, bei Gefahr von Hochwasser oder Hangrutschungen, doch auch zur Vorbeugung von Erosion durch Wind und Trockenheit.
Die Geotextilien bieten dem Pflanzenwuchs einige Vorteile:
- sie schützen vor Austrocknung, da sie das Fünffache des eigenen Gewichts an Wasser absorbieren können
- sie gleichen Temperaturschwankungen aus
- sie schützen Keimlinge vor direkter Sonneneinstrahlung
Jute- und Kokos-Geotextilien sind preisgünstig verglichen mit anderen natürlichen Rohstoffen, einfach zu verlegen und biologisch abbaubar. Ein weiterer Vorteil von Geotextilien besteht darin, dass z.B. Filterkies eingespart wird.
[Bearbeiten] Weitere Anwendungen
- als "bewehrte Erde": die in Erde eingelegten Geokunststoffe wirken wie eine Bewehrung
- Geotextilien lassen sich auch bei einer Wanddränung gut einsetzen
- Die Oberfläche von Frischbeton kann damit drainiert werden, um eine glatte Oberfläche zu erhalten
- Drainage und Ableitung von aus dem Boden ausströmendem Methangas unter Häusern
- Schutz von Deichen bei Hochwasser.