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Geschirr (Zugtier) - Wikipedia

Geschirr (Zugtier)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Ochse mit Jochgeschirr im Engadin um 1900
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Ein Ochse mit Jochgeschirr im Engadin um 1900

Das Geschirr (auch Harness) dient dazu, Zugtiere so einzuspannen, damit diese Arbeit möglichst optimal verrichten können, wie z.B. eine(n) Karren, Wagen, Schleife, Schlitten oder Pflug ziehen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Verbreitete Geschirr-Arten

Je nach Tier und Einsatzzweck gibt es heutzutage verschiedene Bezeichnungen und Arten von Geschirren, die in einer langen Entwicklung sukzessiv entstanden. In Mitteleuropa kommen heute fast ausschließlich Kumt- und Brustblatt-Geschirre zum Einsatz.

Als Materialien kommen in Europa heute in erster Linie Leder, Nylon und andere Kunststoffe zum Einsatz, in Entwicklungsländern wird jedoch noch häufig auch mit Geschirren aus Ketten, Holz, Leinen oder gebundenem Stroh gearbeitet.

[Bearbeiten] Jochgeschirr

Ochsen mit Jochgeschirr (1915)
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Ochsen mit Jochgeschirr (1915)

Das Joch ist die älteste Form der Anspannung von großen Zugtieren vor den/die Pflug, Schleife, Schlitten, Karren oder Wagen. Es wird bereits um 3.500 v. Chr. abgebildet und war zu dieser Zeit bereits zwei Jahrtausende bekannt. Das Wort Joch ist in fast allen indoeuropäischen Sprachen verbreitet. Ovid schreibt über das "silberne Zeitalter": Damals wurden zum ersten Mal die Samen der Ceres (Cerealien) von langen Furchen erdrückt und die jungen Stiere stöhnten, weil sie durch das Joch niedergedrückt worden waren. Dies zeigt, dass Ovid keine wirklichen Kenntnisse besaß, da nur Kühe oder Ochsen ins Joch genommen wurden, nicht aber Stiere.

Mit dem Joch können nur Rinder angespannt werden, da es mit dem Kopf verbunden oder an den Hörnern festgemacht wurde. Dies geschah zunächst paarweise. Meist wurden Ochsen verwendet, aber bis in die 1950er Jahre wurden in Deutschland auch Kühe (Glanrind) vor Wagen (Fahrkuh) gespannt. Seit dem Mittelalter hat das Kumt und damit das Pferd die Rinder als Zugtiere weitgehend verdrängt.

[Bearbeiten] Kumt

Zwei Kummets
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Zwei Kummets

Das Kumt (oft auch Kummet oder Kummt) ist ein steifer, gepolsterter Ring, der den Druck auf Brustkorb und Schultern eines Zugtieres verteilt und seine Zugkraft so voll zur Entfaltung bringt.

Das Kumt muss der Statur und Halsform eines jeden Tieres angepasst werden, ansonsten kommt es schnell zu Druckstellen.

Das Kumt besteht aus:

  • einem Kumtkissen, ein gepolsteter Ring, meist aus Leder gefertigt und mit Stroh gefüllt.
  • einem Kumtbügel, der Stahlring, an dem die Deichsel bzw. die Anzen befestigt werden können. Der Ring lässt sich über einen Riemen öffnen.
  • einer Kumtspitze mit Schutzkappe, damit kein Wasser oder Staub in das Kissen eindringen kann.
  • einer Schlusskette (Einspänner) oder einem Langring (Zweispänner) zur Befestigung der Aufhalter.

Das Kumtgeschirr war eine wichtige Erfindung in der Landwirtschaft, da sie den Einsatz der kräftigeren Pferde vor dem Pflug erlaubte. Bis dahin waren meist über ein Jochgeschirr angespannte Ochsen zum Pflügen eingesetzt worden.

[Bearbeiten] Brustblattgeschirr

Einhorn-Anspannung mit Brustblattgeschirr
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Einhorn-Anspannung mit Brustblattgeschirr
Marathonwagen mit Brustblattgeschirr
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Marathonwagen mit Brustblattgeschirr

Als Brustblattgeschirr oder Sielengeschirr bezeichnet man ein meist aus Leder oder Nylon gefertigtes Zuggeschirr. Früher wurde die Brustblattanspannung auch als Land- oder Juckeranspannung, gelegentlich auch als ungarische Anspannung bezeichnet.

Aufbau und Funktion: Der Zug erfolgt über das sogenannte Brustblatt, ein etwa 8 bis 12 Zentimeter breites, gepolstertes Lederstück, das über die Brust des Zugtiers verläuft. Auf beiden Seiten des Brustblatts sind die Zugstränge eingeschnallt, über welche die Kutsche gezogen wird. Getragen wird das Brustblatt von einem über den Hals verlaufenden Riemen, dem Halsriemen, auf dessen Oberseite meist zwei Metallringe, die sogenannten Leinenaugen befestigt sind, durch welche die Fahrleinen geführt werden.

Zum Brustblattgeschirr gehört weiterhin ein Selett (beim Einspänner-Brustblattgeschirr), auch Kammdeckel (beim Mehrspänner-Brustblattgeschirr) genannt, das hinter dem Halsriemen auf dem Rücken liegt und von einem Bauchgurt und meist auch einem Schweifriemen mit Schweifmetze gehalten wird. Im Einspänner trägt das Selett die Anzen des Wagens.

Selett mit Hintergeschirr und Schweifriemen
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Selett mit Hintergeschirr und Schweifriemen

Herkunft und Verwendung: Das Brustblattgeschirr ist für schweren Zug, also schwere Lasten oder hügeliges Gelände nur bedingt geeignet, da es im Vergleich zum Kumtgeschirr eine geringe Auflagefläche hat und unter schwerer Last das Zugtier in der Bewegung und vor allem der Atmung einschränkt. Es war früher vor allem in ebenen Gebieten wie Ungarn üblich, während in hügeligen Gebieten und im bäuerlichen Bereich vor allem Kumtgeschirre verbreitet waren. Heute ist das Brustblattgeschirr aufgrund seiner Einfachheit und der vielfältigen Verstellmöglichkeiten zum meistverwendeten Geschirr im Fahrsport geworden.

[Bearbeiten] Marathonkumt

Eine vor allem in den USA, immer mehr aber auch im europäischen Turniersport verwendete Sonderform des Kumt ist das Marathonkumt (auch: Französisches Kumt), eine Kombination von Kumt und Brustblatt in einem Stück. Das Marathonkumt verteilt die Zuglast auf Schulter und Bug des Pferdes und ist damit im Hinblick auf Zugleistung und Ausdauer eine moderne Alternative zum traditionellen Kumt.

[Bearbeiten] Sonstige Anspannungen

Für die Anspannung der primär außerhalb Mitteleuropas verbreiteten Zugtierarten Dromedar, Elch, Elefant, Hund, Jak, Kamel, Lama, Rentier oder Wasserbüffel sind spezielle Geschirre in Gebrauch

[Bearbeiten] Siehe auch:

[Bearbeiten] Literatur

  • Walkowitz J.E.: Logistik im Neolithikum und Chalcolithikum In: Varia neolithica IV, 2006. ISBN 3-937517-43-X

[Bearbeiten] Weblinks

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