Ghetto Riga
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Das Ghetto von Riga war ein Lager in Riga im von deutschen Truppen während des Zweiten Weltkriegs besetzten Lettland, in dem zunächst lettische Juden, später Juden aus dem deutschen Reich interniert wurden.
Im September 1941 hatte Hitler die Deportation deutscher Juden in den Osten auf Drängen Heydrichs und Goebbels befohlen.
Das Lager in Riga musste am 30. November 1941 geräumt werden, um für deportierte Juden aus Deutschland Platz zu gewinnen. Die Betroffenen wurden von der lettischen SS unter Aufsicht der deutschen SS ermordet. Am 30. November wurden etwa 15.000, am 8. und 9. Dezember noch einmal 12.000 Menschen an ausgehobenen Gruben in den nahen Wälder von Rumbula und Bikernieki erschossen. Die deutschen Juden, die mit einem ersten Transport am 30. November 1941 eingetroffen waren, wurden ebenfalls umgebracht.
Von Stuttgart gingen insgesamt 11 Transporte mit Juden nach dem Osten. Der erste dieser Transporte verließ Stuttgart mit 1.000 Personen am 1. Dezember 1941 nach Riga. Am 8. Dezember 1941 führte eine Deportation von Fulda zunächst nach Kassel, wo der Transport neu zusammengestellt wurde, und in unbeheizten Eisenbahnwaggons nach Riga ins sogenannte „Reichsjudenghetto“, wo der Transport am 12. Dezember 1941 im Güterbahnhof Skirotava vor Riga ankam. Am 13. Dezember 1941 ging ein Eisenbahntransport mit jüdischen Bürgern aus Bielefeld und Umgebung nach Riga. Waggons mit Juden aus Bielefeld und Münster wurden angekoppelt. Man benutzte Personenwaggons, beteiligt waren die Geheime Staatspolizei, die örtliche Polizei und normales Personal der Deutschen Reichsbahn. Das Reichssicherheitshauptamt trieb die Fahrgebühren bei den Opfern ein. Dieser Transport mit 400 Personen traf am 15. Dezember in Riga ein. Auch von Nürnberg wurden am 27. November 1941 etwa 512 Juden nach Riga deportiert, nur 16 von ihnen überleben. Ab 1942 kamen auch Viehwaggons für die Transporte zum Einsatz.
Insgesamt sind etwa 25.000 deutsche Juden nach Riga deportiert worden. Die wenigsten von ihnen haben überlebt.
Das Rigaer Ghetto wurde am 2. November 1943 geräumt. Die Verlegung führt unter anderem ins KZ Riga-Kaiserwald.
In Riga wurde 1989 ein kleines Jüdisches Museum eröffnet, das an das Ghetto erinnern soll. Hier wurde auch ein Verein der Überlebenden des Rigaer Ghettos gegründet, der sich seit 1993 um finanzielle Hilfen für die Überlebenden einsetzt.
Im Jahre 1997 gab es eine gerichtliche Auseinandersetzung vor dem Landgericht Berlin zwischen dem Geschichtswissenschaftler Wolfgang Scheffler und dem Verein Jewish Survivors of Latvia in New York. Der Verein hatte ein Buch über das Ghetto in Auftrag gegeben und dafür Geld und viele originale Dokumente zur Verfügung gestellt. Das Buch wurde jedoch auch nach Jahren noch nicht fertig.
[Bearbeiten] Literatur
- Guttkuhn, Peter, Die Lübecker Geschwister Grünfeldt. Vom Leben, Leiden und Sterben "nichtarischer" Christinnen. Schmidt-Römhild, Lübeck 2001. ISBN 3-7950-0772-0
- Angrick, Andrej & Klein, Peter Die "Endlösung" in Riga. Ausbeutung und Vernichtung 1941 - 1944 (Erste Gesamtdarstellung) Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Reihe: Forschung) 2006
- Kugler, Anita, "Scherwitz, Der jüdische SS-Offizier", Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2004, ISBN 3-462-03314-x