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Hamburg-Finkenwerder - Wikipedia

Hamburg-Finkenwerder

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Basisdaten Finkenwerder und Waltershof
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Hamburg-Mitte
Fläche: 28,6 km²
Einwohner: 11689 (2002)
Bevölkerungsdichte: 409 Einwohner je km²
Postleitzahl: 21129
Vorwahl: 040
Geografische Lage: Koordinaten: 53° 32' 24" N, 9° 49' 48" O 53° 32' 24" N, 9° 49' 48" O
Kfz-Kennzeichen: HH

Die ehemalige Elbinsel Finkenwerder (plattdeutsch: Finkwarder oder Finkenwarder - wörtlich "Finkeninsel") ist ein Stadtteil der Freien und Hansestadt Hamburg im Bezirk Hamburg-Mitte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Finkenwerder liegt am Südufer der Unterelbe. Die Gemeinden südwestlich, jenseits des Mühlenberger Lochs, gehören zum Alten Land.

Einen beträchtlichen Teil der Halbinsel nimmt das Werksgelände von Airbus mit dem Flugplatz Hamburg-Finkenwerder ein, hier befindet sich auch der Sitz von Airbus in Deutschland.

[Bearbeiten] Benachbarte Stadtteile und Gemeinden

An Finkenwerder grenzt im Osten der ebenfalls zum Bezirk Hamburg-Mitte gehörende Stadtteil Waltershof, der von Finkenwerder geographisch durch den Köhlfleet und die Aue getrennt ist. Südlich an Finkenwerder grenzen vier Stadtteile im Bezirk Harburg: Altenwerder hinter der Aue, Francop und Neuenfelde jenseits der Alten Süderelbe und Cranz am westlichen Ende des Mühlenberger Lochs. Dort hat Finkenwerder innerhalb der Elbe eine westliche Grenze mit der niedersächsischen Gemeinde Jork im Landkreis Stade. Nördlich an Finkenwerder grenzen die jenseits der Elbe im Bezirk Altona liegenden Stadtteile Blankenese, Nienstedten und Othmarschen.

Da Waltershof als reines Hafengebiet nur noch ca. 10 Einwohner (Stand: 2000) hat, erhebt die Stadt Hamburg ihre statistischen Daten für Finkenwerder und Waltershof gemeinsam.

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Bis 1937 war Finkenwerder am Landscheideweg in einen nördlichen hamburgischen und einen südlichen preußischen Teil geteilt.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Elbinsel Finkenwerder entstand durch das Auseinanderbrechen der Insel Gorieswerder im 13./14. Jahrhundert. Nach der schweren Sturmflut vom Februar 1962 wurden sowohl im Westen nach Neuenfelde als auch im Osten zur Dradenau Landverbindungen geschaffen, so daß der Stadtteil heute faktisch keine Insel mehr ist.

Finkenwerder war bis 1937 entlang des Finkenwerder Landscheideweg in zwei Teile geteilt. Der nördliche Teil war seit 1445 hamburgisch und hatte seit 1919 den Status eines Vorortes. Der südliche Teil gehörte zunächst zu Braunschweig-Lüneburg, später zum Königreich Hannover und danach zu Preußen. Diese Teilung Finkenwerders wirkte sich besonders während der Cholera-Epidemie in Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts aus, als es den Bewohnern der Hamburger Seite bei Todesstrafe verboten war, in den Südteil der Insel zu reisen. Trotzdem kamen viele aus dem Nordteil, um am evangelischen Gottesdienst in der Kirche teilzunehmen, die direkt hinter der Landscheide auf der Lüneburger Seite liegt.

Fachwerkhaus von 1817 am Auedeich.
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Fachwerkhaus von 1817 am Auedeich.

Bereits im 13./14. Jahrhundert begann man mit der Eindeichung, die jedoch erst Anfang des 17. Jahrhunderts abgeschlossen wurde. 1801 erließ der Hamburger Senator für das Landgebiet Wilhelm Amsinck die Verfügungen für das Finkenwerder Deichwesen, die zu einer erheblichen Verbesserung der Sicherheit von Sturmfluten im Hamburger Teil führten (der Südteil war ohnehin kaum von Sturmfluten betroffen). In der Folge stieg die Bevölkerung beider Ortsteile stark an und die Deichkrone zwischen Steendieck und Auedeich wurde mit den z.T. heute noch dort vorhandenen Häusern bebaut. Während im Nordosten vorwiegend Fischer ansässig waren, wurde der übrige Teil der Insel von Obstbauern bewirtschaftet.

In den 1920er Jahren wurde unter Oberbaudirektor Fritz Schumacher der Bebauungsplan für das Gebiet zwischen der Deutschen Werft und der alten Auesiedlung aufgestellt. Dort befinden sich überwiegend Backsteinbauten im für das damalige Hamburg typischen Backsteinstil. Sie bilden den heutigen Ortskern mit Einkaufsmöglichkeiten. Die beiden Teile unterschieden sich in der Schreibweise: Der auf hamburgischem Staatsgebiet liegende Teil wurde mit a-Umlaut geschrieben - also Finkenwärder, in Preußen dagegen mit "e" - also Finkenwerder. Im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes wurde ganz Finkenwerder Hamburg zugeschlagen und die Schreibweise vereinheitlicht.

Die Süderelbe wurde 1962 im Bereich Finkenwerders abgedeicht und erhielt hier den Namen Alte Süderelbe.

[Bearbeiten] Religionen

Neben der evangelisch-lutherischen St. Nikolai-Kirche am Landscheideweg gibt es seit 1988 mit der Osman-Bey-Moschee in der Müggenburg auch ein islamisches Gotteshaus.

[Bearbeiten] Politik

Der Versuch des Senates, Finkenwerder verwaltungsrechtlich dem Bezirk Harburg zuzuschlagen, scheiterte 2005 an einer Bürgerinitiative, deren Aktivisten beim Bezirk Hamburg-Mitte verbleiben wollte.

Lotsenhaus an der Elbe, von Finkenwerder aus gesehen.
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Lotsenhaus an der Elbe, von Finkenwerder aus gesehen.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Verkehr

Der Stadtteil ist durch Schiffslinie 62 (zu den Landungsbrücken) und die Buslinien 150 (zum Bahnhof Altona) bzw. 251 (zum Neugraben) in das Netz des Hamburger Verkehrsverbundes eingebunden.

[Bearbeiten] Schiffbau

1918 wurde mit der Deutschen Werft AG der damals größte Arbeitgeber der Insel gegründet. Sie war ursprünglich ein Gemeinschaftsunternehmen der Reederei HAPAG mit der Gutehoffnungshütte und der AEG. Nach einer Idee des Architekten Peter Behrens wurde durch werkseigene Architekten die Arbeiter- und Werkmeistersiedlung gebaut. Das auf Finkenwerder geplante Projekt erläutert ein Aufsichtsratsprotokoll vom 3. Juli 1919 :

Zur Behebung der Wohnungsnot auf Finkenwerder wird vorgeschlagen, auf dem baureifen Gelände am Norder-Elbdeich unter Aufgabe eines etwa 60 m breiten Streifens Werft-Gelände und unter Hinzuziehung eines Streifens Staatsgrund von 30 m Breite, Reihenhäuser in der von Peter Behrens vorgeschlagenen Bauweise zu errichten, und zwar soll möglichst noch in diesem Jahr mit dem Bau von 84 Wohnhäusern bestehend aus je einer Wohnküche und 2 - 3 Wohnräumen, Keller, Zubehör und Stall, begonnen werden. Jedes Haus erhält etwa 230 qm Gartenland. Der Baupreis der Häuser wird je nach Größe mit M. 18.000 - 22.000 veranschlagt, von dem werftseitig etwa M. 6.000 aufzubringen sein werden; der Rest soll als Überteuerung vom Reiche und dem Staat Hamburg angefordert werden. Die werftseitig aufzubringenden rd. 500.000 M. wurden bewilligt unter der Voraussetzung, daß es gelingt, den Staatszuschuß für die Bauten zu erlangen.

Quelle: Unser Blatt : Flottbek-Othmarschen (Eine Stadtteilzeitschrift Hamburgs) 48 (1996) Nr. 6, S. 5 und Nr. 8, S. 4

Nachdem die Deutsche Werft geschlossen wurde, gibt es mit der Schiffswerft von Cölln, die bereits 1767 gegründet worden ist, und der Bootswerft Heuer noch zwei kleinere Betriebe.

Werkgelände (Ostteil)
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Werkgelände (Ostteil)
Werkgelände
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Werkgelände

[Bearbeiten] Flugzeugbau

Mit der Hamburger Flugzeugbau GmbH wurde 1933 erstmals ein Luftfahrtunternehmen in Finkenwerder angesiedelt. Das Tochterunternehmen von Blohm & Voss wurde Ende der 1930er Jahre mit einem Flugplatz ausgestattet und entwickelte sich über Messerschmidt-Bölkow-Blohm und DASA zum heutigen Airbus-Produzenten EADS weiter. Derzeit findet dort die Endmontage für die Airbustypen A318, A319 und A321 statt. Es ist geplant, auch einen Teil der neuen A380-Flugzeuge dort zu montieren.

[Bearbeiten] Fischerei

Die Fischkutter und Fischdampfer mit dem Erkennungszeichen HF waren in allen Häfen der Nordsee und des Europäischen Nordmeeres häufige Gäste. Die Finkenwerder Scholle (auch "Finkenwerder Speckscholle" oder "Finkenwerder Kutterscholle") ist ein weit bekanntes Fischgericht.

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Museen

Das Finkenwerder Trachten- und Heimatmuseum wird vom Finkenwerder Danzkring unterhalten. Die Heimatvereinigung Finkenwerder hat das Geburtshaus von Johann Wilhelm Kinau (Gorch Fock) und Rudolf Kinau erworben und macht es als Kinau-Haus der Öffentlichkeit zugänglich. Am Köhlfleet-Hauptdeich hat das Finkenwärder-Gaffel-Consortium einen Museumshafen eingerichtet, in dem u.a. der Hochseekutter Landrath Küster liegt.

[Bearbeiten] Musik

Die Finkwarder Speeldeel, eine 1906 gegründete Tanz- und Gesangsgruppe, ist durch viele Auftritte im Fernsehen und Hörfunk auch international bekannt geworden. Seit 1976 gibt es mit der Lütt Speeldeel auch eine Kindergruppe, die mit dem Hamburger Liedermacher Rolf Zuckowski zusammenarbeitet.

Der Finkwarder Danzkring Lünborger Siet ist - wie der Name andeutet - im südlichen Inselteil beheimatet und betreibt seit 1976 Volks- und Fokloretanz. Wesentlich älter sind die beiden Chöre, die Liedertafel „Harmonie“ von 1865 und der Frauenchor „Frohsinn“ von 1950.

Gorch-Fock-Halle von Fritz Schumacher
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Gorch-Fock-Halle von Fritz Schumacher

[Bearbeiten] Bauwerke

Die 1929/30 nach Plänen von Fritz Schumacher errichtete Gorch-Fock-Halle wird heute vom TuS Finkenwerder genutzt. Sie sollte ursprünglich als Volkshaus auch die örtliche Öffentliche Bücherhalle beherbergen und kulturellen Veranstaltungen dienen.

Steendiekkanal
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Steendiekkanal

[Bearbeiten] Parks

Während der Gorch-Fock-Park auf der Landzunge zwischen Steendiekkanal und Köhlfleet bereits in Fritz Schumachers Bebauungsplan vorgesehen war, gibt es seit 1996 am nördlichen Ende des Rüschkanals den Rüschpark, der auf ehemaligem Werftgelände angelegt worden ist. Im Südwesten des Stadtteils gibt es zwei Naturschutzgebiete (Finkenwerder Süderelbe und Westerweiden).

[Bearbeiten] Sport

Der Turn- und Sportverein Finkenwerder von 1893 e.V. und der SC Finkenwerder als ehemaliger Arbeitersportverein bieten vielen Sportbegeisterten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Neben den üblichen populären Einzel- und Mannschaftssportarten bietet der TuS auch eine Segel-, eine Ju-Jutsu-, und eine Boxsparte sowie einen Spielmannszug an.

Schachfreunde kommen in Finkenwerder beim SK Finkenwerder von 1938 zum Zuge.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

  • David Hansemann, preußischer Unternehmer, Politiker und Bankier, wurde 1790 in Finkenwerder geboren.
  • Finkenwerder ist Geburtsort des Heimatdichters Johann Wilhelm Kinau (1888-1916), genannt "Gorch Fock", dessen bekanntestes Werk "Seefahrt ist Not" weite Verbreitung fand. Er fiel am 31. Mai 1916 an Bord des kleinen Kreuzers Wiesbaden während der Skagerrak-Schlacht. Seine Grabstätte befindet sich auf der schwedischen Schäreninsel Steensholmen im Kattegatt. Das Segelschulschiff der Bundesmarine trägt den Namen des Dichters.
  • Sein Bruder Rudolf Kinau (1887 bis 1975) wurde mit seinem umfangreichen Werk zu einem der bekanntesten Autoren plattdeutscher Mundart seiner Zeit. Nach dem Besuch der Volksschule war er einige Jahre in der Elbfischerei tätig. Es folgte eine Ausbildung an der Seemannsschule und eine einjährige Dienstzeit bei der Marine. Im Anschluss daran nahm er aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in der Seeschifffahrt eine Stellung in der Hamburger Fischhalle an. Seine erste Geschichte schrieb er 1916, es war ein Nachruf auf seinen Bruder Gorch Fock. Weitere Geschichten folgten und wurden in Buchform veröffentlicht. Auch im Rundfunk war er ständiger Gast so z.B. in den Sendereihen "Fief Minuten gooden Wind", "Sünnschien up 'n Weg" und "Hör mal'n beten to". Bis zu seinem Tode sind 33 Bücher sowie zahlreiche Hörspiele und Theaterstücke von ihm erschienen.
  • Auch ein weiterer Kinau-Bruder, Jakob Kinau, machte sich als Autor des zeitkritischen und auf Finkenwerder handelnden Romans "Leegerwall" einen Namen.
  • Eugen Wagner (SPD), langjähriger ehemaliger Hamburger Bausenator, wurde in Finkenwerder geboren.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Hamburg-Finkenwerder – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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