Hans Bethe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hans Albrecht Bethe (* 2. Juli 1906 in Straßburg; † 6. März 2005 in Ithaca, New York) war ein deutsch-US-amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger für Physik (1967).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lebenslauf
Hans Bethe war der Sohn des Physiologen Albrecht Bethe. Er wuchs in Straßburg und Frankfurt am Main auf, besuchte von 1915 bis 1924 in Frankfurt das Goethe-Gymnasium und studierte Physik in Frankfurt am Main von 1924 bis 1926. Anschließend ging er für zweieinhalb Jahre nach München und arbeitete unter anderem bei Arnold Sommerfeld, bei dem er im Juli 1928 seinen Doktortitel erhielt. Seine Doktorarbeit beschäftigte sich mit der Theorie der Elektronenbeugung, sie hat bleibenden Wert für die Analyse von experimentellen Daten.
Bis zum Jahre 1933 erhielt Bethe Lehrpositionen in Frankfurt am Main und Stuttgart jeweils für ein Semester. Vom Herbst des Jahres 1929 an bis Herbst 1933 war er wieder in München, ab Mai 1930 als Privatdozent. In dieser Zeit unternahm er auch Reisen nach Cambridge im Herbst 1930 und nach Rom im Frühjahr 1931 und 1932, wo er mit Enrico Fermi zusammenarbeitete. Im Wintersemester 1932/33 war er Assistenzprofessor an der Universität Tübingen. Diese Stelle verlor er mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, weil seine Mutter Anna, Tochter des Medizinprofessors Abraham Kuhn, jüdischer Abstammung war. Er emigrierte im Oktober 1933 nach England, wo er zeitweise die Position eines Dozenten an der Universität Manchester in den Jahren 1933 und 1934 innehatte. Im Herbst 1934 war Bethe Mitglied der Universität Bristol.
Im Februar 1935 erhielt Bethe eine Einladung in die USA, wurde Assistenzprofessor an der Cornell-Universität in Ithaca und im Sommer 1937 Professor. Bis zu seinem Lebensende blieb er mit einigen Unterbrechungen dort. Im Zweiten Weltkrieg ging er zuerst an das Radiation Laboratory am Massachusetts Institute of Technology, um am Mikrowellenradar zu arbeiten. Ein Sommersemester lang war Bethe an der University of California in Berkeley auf Einladung von Robert Oppenheimer. Anschließend ging Bethe an das Los Alamos Scientific Laboratory, wo er, von Oppenheimer berufen, als Cheftheoretiker an der Entwicklung der ersten Atombombe mitwirkte. 1941 wurde Bethe Staatsbürger der USA.
Im Jahre 1952 kehrte Bethe erneut für ein halbes Jahr nach Los Alamos zurück. Weitere kurze Abwesenheiten von seiner Universität betrafen die Columbia University, die Universität Cambridge, das CERN und Kopenhagen. 1957 wurde Bethe ausländisches Mitglied der Royal Society of London, sowie Mitglied der National Academy of Sciences in Washington, D.C. und der International Academy of Science. Im Jahre 1975 wurde Bethe emeritiert.
In den achtziger und neunziger Jahren führte er eine Kampagne zur friedlichen Nutzung der Kernenergie. Im Jahre 1995, im Alter von 88 Jahren, schrieb Bethe einen offenen Brief an seine Kollegen, in dem er sie aufforderte, Arbeiten an Nuklearwaffen einzustellen. 2004 unterschrieb er zusammen mit 47 anderen Nobelpreisträgern einen Brief, der John Kerry für die Wahl zum Präsidenten der USA unterstützte und vor einer Beschränkung der Freiheit der Forschung durch George W. Bush warnte.
Bethe starb in seinem Haus in Ithaca im Alter von 98 Jahren. Er war der letzte Überlebende aus einer großen Reihe von Physikern aus der stürmischen Zeit der Physik Anfang des 20. Jahrhunderts. Bethe hinterlässt seine Frau Rose, seinen Sohn Henry und seine Tochter Monica.
[Bearbeiten] Arbeiten
Bethe war wesentlich beteiligt an wichtigen Entwicklungen in der Quantenmechanik und Quantenelektrodynamik. Er leistete Beiträge zum Verständnis der Kernkräfte und beschäftigte sich mit allgemeinen Fragen der Energieversorgung. Seine Arbeiten auf dem Gebiet der Kernphysik machten ihn während des Zweiten Weltkrieges zu einem der wichtigsten Mitarbeiter im Manhattan-Projekt, mit dem die USA zunächst die Entwicklung einer Atombombe am Atomforschungsinstitut in Los Alamos forcierten und schließlich auch bauten und erprobten. Von 1943 bis 1946 war er dort Direktor der Abteilung für Theoretische Physik.
Hans Bethe war an der Entwicklung der Theorie der Bremsung von Elektronen durch Materie beteiligt (Bethe-Heitler-Formel, 1934) und hat wichtige Beiträge zur Kernphysik im Sterninneren geleistet. Der in massiven Sternen ablaufende Kohlenstoff-Stickstoff-Zyklus wird in Anerkennung seiner theoretischen Arbeiten (1939) Bethe-Weizsäcker-Zyklus genannt.
Daneben gab Hans Bethe die erste Erklärung der Lamb-Verschiebung der Spektrallinien des Wasserstoffs. Bis zu seinem Lebensende blieb Bethe wissenschaftlich aktiv und veröffentlichte ein bis zwei bedeutende Arbeiten im Jahrzehnt. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er sich noch mit Begeisterung in die schwierige Mathematik der Supernova ein.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
1955 wurde Bethe die Max-Planck-Medaille verliehen. Er war u. a. Mitglied der National Academy of Science (Washington) und der International Academy of Science. Im Jahre 1961 erhielt er die Eddington-Medaille der Royal Astronomical Society für seine Arbeiten zur Identifizierung der Energiegewinnung in Sternen. Noch im selben Jahr erhielt er ebenfalls den U.S. Atomic Energy Commission's Enrico Fermi Award. Im Jahre 1984 wurde er Mitglied im „Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“. Am 5. Oktober 1995 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Louis Pasteur Strasbourg. 2001 gewann Bethe die Bruce Medal. Der Asteroid 30828 Bethe wurde nach ihm benannt.
[Bearbeiten] Nobelpreis
1967 erhielt er den Nobelpreis für Physik und als erster Physiker für ein Thema aus der Astrophysik für seine Arbeiten über die Energieumwandlung in Sternen aus dem Jahre 1938.
O. Klein von der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften sagte in seiner Nobelpreisrede:
„Sie waren vielleicht überrascht, daß wir aus Ihren zahlreichen Forschungsbeiträgen zur Physik, von denen einige für den Nobelpreis vorgeschlagen wurden, eine ausgewählt haben, die sich weniger auf die Grundlagenphysik bezieht als die anderen und Sie nur eine kurze Zeit Ihres Wissenschaftlerlebens beschäftigt hat. Dies ist aber durchaus in Übereinstimmung mit den Regeln der Nobelpreisvergabe und soll nicht implizieren, daß wir nicht höchst beeindruckt sind von Ihrer Rolle bei so vielen anderen Entwicklungsrichtungen der Physik, seit Sie vor mehr als 40 Jahren mit der Forschung begannen. Auf der anderen Seite ist Ihre Aufklärung über die Energieumwandlung in Sternen eine der wichtigsten Anwendungen der Grundlagenphysik unserer Tage, die uns zu einem tiefen Wissen über unser Universum geführt hat.“
[Bearbeiten] Siehe auch
- Alpher-Bethe-Gamow-Theorie
- Bethe-Bloch-Formel
- Bethe-Heitler-Formel
- Bethe-Salpeter-Wellengleichung
- Bethe-Tait-Störfall
- Bethe-Weizsäcker-Zyklus
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1967 für Hans Bethe (englisch)
- http://www-phase.c-strasbourg.fr/~morel/hpa/bethe.htm Biografie und Verleihung der Würde eines Ehrendoktors der Universität Louis Pasteur Strasbourg 1995 (franz.)
- http://bethe.cornell.edu/ Einführung in die Quantentheorie, drei Vorlesungen für ein Laienpublikum 1999 (engl., Quicktime wird benötigt)
- http://www.pro-physik.de/Phy/External/News/phy_print/1,7248,2-3-0-0-1,00.html?recordId=5996&table=NEWS Interview mit Hans Bethe 2004
- Literatur von und über Hans Bethe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bethe, Hans Albrecht |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Physiker deutscher Herkunft und Nobelpreisträger |
GEBURTSDATUM | 2. Juli 1906 |
GEBURTSORT | Straßburg |
STERBEDATUM | 6. März 2005 |
STERBEORT | Ithaca |