Heinrich von dem Türlin
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Heinrich von dem Türlin war ein mittelhochdeutscher Epiker der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
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[Bearbeiten] Leben
Der Dichter ist wahrscheinlich bayerisch-österreichischer Herkunft. Die Namensform von den Türlin ist unter anderem belegt in Kärnten (St. Veit an der Glan) und Osttirol (Lienz), ob er jedoch dem kärntnerischen Bürgergeschlecht de Portula bzw. von dem Turlin aus St. Veit an der Glan angehörte, ist umstritten.
[Bearbeiten] Diu Crône
Das Heinrich einzig sicher zuweisbare Werk ist der Artusroman Diu Crône (Die Krone). Der Text ist auf ca. 1230 zu datieren; zeitlich ordnet er sich damit nach dem Tod von Hartmann von Aue (nach 1210) ein und vor Rudolf von Ems’ „Alexander“ (also nach 1230).
Überliefert ist der Text in einer vollständigen Handschrift und 6 Fragmenten, wovon eines verschollen ist. Eine vollständige Überlieferung bietet nur der Heidelberger cpg 374 mit rund 30.000 Reimpaaren. In ihm ist auch der Name Türlins in Form eines Akrostichons angegeben.
Eine Reihe Einzelhandlungen stehen nebeneinander: Sie erzählen Abenteuer der Ritter der Tafelrunde: Der erste Teil befasst sich demnach mit König Artus. Dieser rüstet sich zum Zweikampf, da ihm Königin Ginover von Gasozein streitig gemacht wird.
Gawein, welcher sich nicht im Gefolge des Königs befindet, sondern auf âventiure, bietet den Stoff für die folgenden Verse: Nachdem er sich aus der Minnegefangenschaft bei Königin Amurfina gelöst hat, befreit er Ginover, welche von Gasozein entführt wurde. Auch eine Reihe anderer Konflikte werden von ihm gelöst, so beispielsweise ein Erbstreit zwischen Amurfina und ihrer Schwester. Letztlich führt ihn sein Weg auch über den Palast der Frau Saelde auf die Insel der Jungfrauen, wo er mit ewiger Jugend gesegnet wird.
Der Text endet mit einem großen Fest, nachdem Gawein auch noch die Gralsgesellschaft befreit hat.
Diu Crône ist unter anderem überliefert in den folgenden Handschriften:
- Köln, Universitäts- und Stadtbibl., Cod. 5 P 62
- Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 374
- Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2779
- Berlin, Staatsbibl., mgf 923 Nr. 9
- Schwäbisch Hall, Stadtbibl., ohne Sign. [verschollen]
- Kiel, Universitätsbibl., Ms. K.B. 48l
[Bearbeiten] Der Mantel
Es ist umstritten, ob das Romanbruchstück Der Mantel ebenfalls von Heinrich von dem Türlin stammt. Der Mantel ist eine Bearbeitung der Sage vom Zaubermantel, der nur einer keuschen Frau passt. Der Text ist als Fragment einzig im Ambraser Heldenbuch erhalten, wo er den fehlenden Beginn von Hartmanns Erec-Roman 'ersetzt'.
Überliefert in: Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. Ser. nova 2663 (Ambraser Heldenbuch), 28ra-30rb.
[Bearbeiten] Ausgaben
- G. H. F. Scholl (Hg.), Diu Crone, 1852 (Nachdruck 1966)
- Fritz Peter Knapp, Alfred Ebenbauer (Hg.), Die Krone, 2 Bde., Tübingen 2000, 2005 (ATB 112, 118).
- Der Mantel: Bruchstück eines Lanzeletromans des Heinrich von dem Türlin, nebst einer Abh. über die Sage vom Trinkhorn und Mantel und die Quelle der Krone. Hrsg. von Otto Warnatsch. Breslau 1883 (Germanistische Abhandlungen 2), Nachdruck Hildesheim 1977.
- Werner Schröder (Hg.), Das Ambraser Mantel-Fragment. Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Bd. XXXIII, 5, 1995.
[Bearbeiten] Literatur
- C. Cormeau, Wigalois und Diu Crone, 1977.
- H. Bleumer: Die "Crône" Heinrichs von dem Türlin, 1997.
- Reißenberger: Zur Krone Heinrichs von dem Türlin. Graz 1879.
- Ernst Martin: Zur Gralssage. Straßb. 1880.
- Elizabeth Andersen: Heinrich von dem Tuerlin's Diu Crone and the Prose Lancelot: An Intertextual Study. Arthurian Literature Volume 7. 1987.
- Lewis Jillings: Diu Crone of Heinrich von dem Türlein: The attempted emancipation of secular narrative. 1980 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik ; Nr. 258).
- Neil Thomas: Diu Crône and the Medieval Arthurian Cycle. 2002.