Jagdpanzer Jagdtiger
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Der deutsche Jagdpanzer VI Jagdtiger, (Sd.Kfz. 186) gebaut in den Jahren 1944-45 in den Nibelungenwerken in St.Valentin, ist der weltweit schwerste jemals in Serie gebaute Panzer. Er entstand als Abwandlung des Tiger II.
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[Bearbeiten] Geschichte
Wie bei der Wehrmacht üblich, wurde auch aus dem Tiger II (Königstiger) ein Derivat entwickelt. Mit einem Gesamtgewicht von 70-75 t, einer 128 mm-Kanone (einige auch aus Produktionsengpässen mit einer 88 mm-PaK 43/3 L/71) und einer massiven Panzerung von 250 mm war dieser Panzer ein wahrer Gigant. Die Panzerung wurde im gesamten Kriegseinsatz des Jagdtigers nie von einer feindlichen PaK durchschlagen, meist wurden sie von Flugzeugen oder Infanteristen ausgeschaltet. Entwickelt wurden zwei Versionen mit unterschiedlichem Laufwerken (von Henschel bzw. Porsche). Der Jagdtiger wurde aber nur mit dem Motor Maybach HL230 P30 ausgestattet; die maximale Geschwindigkeit betrug auf der Straße noch beachtliche 38 km/h und im Gelände 17 km/h bei einem überdurchschnittlich hohen Benzinverbrauch von bis zu 1100 Litern pro 100 km. Als Jagdpanzer vorgesehen, erhielt er keinen drehbaren Turm, die Kanone war dafür um jeweils 10° nach rechts und links schwenkbar und der gesamte Panzer musste daher auf das Ziel gerichtet werden. Damit waren die empfindlichen Seiten gegnerischem Feuer ausgesetzt. Wegen seiner schier unglaublichen Größe war er schon auf Kilometer weit zu sehen. Jedoch verwechselten feindliche Soldaten den Jagdtiger oft mit dem Jagdpanzer IV („Guderian-Ente“), da sich der Aufbau aus der Distanz ähnelt.
Das Fahrgestell entsprach einem um 26 cm verlängerte Fahrwerk des Königstigers. Als der Jagdtiger Ende 1944 in die Serienproduktion ging (insgesamt wurden nur 79 Exemplare hergestellt), konnte er z.B. die Panzerung eines Sherman auf über drei Kilometer Entfernung in jedem beliebigen Winkel durchschlagen. Die Frontpanzerung von 250 mm war praktisch undurchdringlich und die 12,8 cm-Kanone in ihren Leistungen hervorragend. Aber die Schwächen, wie das enorme Gewicht, die schlechte Geländegängigkeit und die Größe wogen bei weitem schwerer als die Stärken. Auch die Feuergeschwindigkeit ließ zu wünschen übrig, da die 12,8 cm-Granaten so schwer waren, dass sie in zwei Hälften gelagert und erst zusammengesetzt werden mussten. Aufgrund von Produktionsschwierigkeiten der 12,8 cm-Kanonen wurden einige Jagdtiger mit der 8,8 cm-Kanone des Königstigers ausgestattet. Diese Variante erhielt die Bezeichnung Panzerjäger Tiger für 8,8 cm Pak 43/3 (Sf) (Sd.Kfz. 185).
[Bearbeiten] Einsatz
Die beiden mit Jagdtigern ausgerüsteten Einheiten kämpften an der Westfront: In den Ardennen, ein Gelände für das sie schwerlich geeignet waren, und im Raum um Saarbrücken. Am 1. April 1945 waren noch 23 einsatzbereite Jagdtiger vorhanden, die vermutlich alle in den letzten Kriegswochen vernichtet oder erbeutet wurden.
Der Jagdtiger hatte mit seiner geringen Stückzahl keinen Einfluss auf die Kriegsentwicklung mehr und stellte so eine Vergeudung knapper Ressourcen dar. Es ist nur ein einziger Abschuss eines alliierten Panzers (ein amerikanischer Sherman am 18. Januar 1945) durch einen Jagdtiger nachweisbar. Otto Carius soll in einem Jagdtiger mit einem weiteren Panzer ca. 15 Shermans in einem Gefecht zerstört haben.
[Bearbeiten] Technische Daten
- Gewicht
- Maße
- Länge über alles, mit Rohr nach vorn: 10,37 m (Porsche), 10,654 m (Henschel)
- Breite über alles: 3,59 m (Porsche), 3,625 m (Henschel)
- Höhe: 2,92 m (Porsche), 2,945 m (Henschel)
- Rohrüberstand: 3,05 m (12,8 cm Kanone)
- Feuerhöhe: 2,172 m
- Bodenfreiheit: 0,56 m (Porsche), 0,48 m (Henschel)
- Kletterfähigkeit: 0,88 m
- Steigfähigkeit: bis zu 35°
- Watfähigkeit: 1,75 m
- Grabenüberschreitfähigkeit: 2,50 m
- Motor: 700 PS Maybach HL 230 P 30, 12-Zylinder Ottomotor | Hubraum 23 l
- Höchstgeschwindigkeit:
- Straße: 38 km/h
- Gelände: 17 km/h
- Kraftstoffvorrat: 860 l
- Reichweite: 170 km (Straße), 120 km (Gelände)
- Bewaffnung
- 128 mm Pak 44 L/55 mit 40 Schuss Munition
- Länge des Rohres: 7,02 m
- Munitionsarten
- Panzergranate 43
- Länge: 49,65 cm
- Gewicht der Granate: 28,3 kg
- Sprengladung: 0,55 kg
- Gewicht der Treibladung: 15 kg
- V°: 920 m/sek
- Sprenggranate
- Länge: 62,3 cm
- Gewicht der Granate: 28,0 kg
- Sprengladung: 3,6 kg
- Gewicht der Treibladung: 12,2 kg
- V°: 750 m/sek
- Panzergranate 43
- Seitenrichtfeld: zu beiden Seiten 10°
- Alternativ 88 mm Pak 43 L/71 (Ausführung D)
- 1x MG 34 7,92 mm im Bug mit 2925 Schuss Munition
- 128 mm Pak 44 L/55 mit 40 Schuss Munition
- Panzerung
- Wanne
- 150 mm Fahrerfront / Neigung: 40°
- 100 mm Fahrenfront unten / 40°
- 80 mm Wannenseiten / 65°
- 80 mm Heck / 60°
- 40 mm Decke am Heck / 0°
- 40 mm Wannendecke an der Front / 0°
- Turm
- Turmfront: 250 mm / 75°
- Seiten: 80 mm / 65°
- Heck: 80 mm / 80°
- Decke: 45 mm / 0°
- Wanne
- Besatzung: 6
[Bearbeiten] Durchschlagsleistung der Hauptwaffe
Die Durchschlagsleistung der 12,8 cm Pak 44, mit welcher die meisten Jagdtiger ausgerüstet waren, betrug:
- auf 1000 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 230 mm Panzerstahl.
- auf 2000 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 202 mm Panzerstahl.
- auf 3000 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 173 mm Panzerstahl.
Die Durchschlagsleistung der 8,8 cm KwK L 71, mit welcher einige wenige Jagdtiger ausgerüstet waren, betrug
auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 182 mm Panzerstahl.
[Bearbeiten] Literatur
- Walter J. Spielberger:
- Militärfahrzeuge, Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten, Band 7, Motorbuch Verlag Stuttgart, 2003, ISBN 3-87943-456-5
- Militärfahrzeuge, Schwere Jagdpanzer, Band 15, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-61301-517-X
- Der deutsche Panzerkrieg, Ian Baxter, Kaisers-Verlag, ISBN 3-7043-5035-4