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Jan Žižka - Wikipedia

Jan Žižka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Romantisches Portrait von Mikoláš Aleš
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Romantisches Portrait von Mikoláš Aleš

Jan Žižka von Trocnov, auch Žižka der Einäugige, Jan Žižka vom Kelch, tschechisch: Jan Žižka z Trocnova, Jan Žižka z Kalicha, (* um 1360 in Trotznow, Südböhmen; † 11. Oktober 1424 in Schönfeld) war der bedeutendste Heerführer der Hussiten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Žižka entstammte einer verarmten südböhmischen Landadelsfamilie. Sein frühes Leben ist nicht gut dokumentiert. Er stand ab 1390 zunächst in den Diensten der böhmischen bzw. polnischen Könige Wenzel IV. und Wladyslaw Jagiello. Unter letzterem führte er in der Schlacht bei Tannenberg das Kommando über ca. 3000 böhmische und mährische Söldner. Irgendwann verlor Žižka ein Auge im Kampf. Jan Žižka wird in manchen Quellen über die Hussitenkriege als "blind" bezeichnet, aber er war während der ersten Jahre des Konflikts einäugig und verlor sein zweites Auge erst 1421 (siehe unten).

Ab 1412 diente er wieder als Burghauptmann zu Prag in königlich böhmischen Diensten. Jan Žižka war ein Anhänger der Lehre von Jan Hus und wurde nach dessen Hinrichtung 1415 zum Wortführer der hussitischen Bewegung.

Als am 30. Juli 1419 ein Steinwurf aus dem Neustädter Rathaus einen Prediger der Hussiten traf, ließ Žižka das Gebäude stürmen und 13 Ratsherren aus dem Fenster werfen, wo sie von den aufgebrachten Massen aufgespießt wurden. Dieser Vorgang ging als Erster Prager Fenstersturz in die Geschichte ein.

Žižka ging mit weiteren Anhängern zunächst nach Pilsen. Im Dezember 1419 gelang ihm in der Nähe der Stadt, bei Nekmer, ein erster militärischer Erfolg gegen eine mehrfach überlegene kaiserliche Einheit. Als sie Pilsen verlassen mussten, zogen die Hussiten in die neu gegründete Ansiedlung Tábor. Dabei gelang es Žižka auf dem Wege dort hin am 25. März 1420 bei Sudoměř in Südböhmen ein zahlenmäßig deutlich überlegenes Heer der Katholiken zu schlagen. Charakteristikum seiner Kampftaktik war vor allem die Errichtung von Wagenburgen sowie weitere neuere Kriegstechniken. Auch die eigene religiöse Überzeugung und die Siegesgewissheit als "Krieger Gottes" trugen zu seinem Erfolg bei. Er selbst bzw. die Taboriten unter seiner Führung haben nie eine Schlacht verloren, was Žižka den Ruf einbrachte, unbesiegbar zu sein.

In Tábor wurde der erfahrene Heerführer Žižka zu einem Hejtman (Hauptmann) der Hussiten gewählt.

Nach dem Tode König Wenzels IV. hatten die böhmischen Stände 1420 in Brünn dessen Bruder Sigismund als neuem König gehuldigt. Mit den Aufständischen in Prag und Tábor nahm er jedoch keine Verhandlungen auf. Statt dessen schickte er von Breslau aus ein Strafgericht gegen die Ketzer. Unter Žižkas Führung gelang es den Hussiten ein ins Land geschicktes kaiserliches Heer auf dem Veitsberg (Vítkov) bei Prag am 14. Juli 1420 zu schlagen und die Stadt zu verteidigen.

Im gleichen Jahre begannen die chiliastischen Taboriten unter militärischer Führung Žižkas in der Umgebung von Tábor gegen gemäßigtere Gruppierungen innerhalb der Hussitenbewegung wie auch gegen katholische Riten fortsetzende Gläubige gewaltsam und mordend vorzugehen. Darüber kam es zum Eklat mit den Calixtinern in der Prager Altstadt, und u.a. in Folge dessen Anfang 1421 zur Vertreibung des radikalen Kerns der Taboriten um Martin Húska aus Tábor durch die dortigen "neuen Obrigkeiten" (Jan Žižka, Nikolaus von Pelhřimov, Johannes von Jičín) sowie im Frühjahr 1421 zu deren faktischer Ausrottung in benachbarten Dörfern durch Žižkas Truppen. Die Folterung und Ermordung (Scheiterhaufen) des in Tábor wie in Prag populären Martin Húska überließen Žižka und die calixtinischen Barone dem katholischen Prager Erzbischof Konrad von Vechta in Raudnitz (Roudnice).

Žižka verleumdete die von ihm ermordeten Anhänger von Martin Húska als angeblich systematisch Unzucht treibende "Adamiten" sowie als "Pikarden" (nach evangelischen Flüchtlingen aus der Picardie, von denen sie ihre "Häresie" abgeleitet haben sollen). Žižka selbst wurde, um ihn von den zunächst insgesamt radikalen Taboriten abzugrenzen und somit wenigstens teilweise für die sich in der Tradition der Calixtiner wähnenden adligen und bürgerlichen tschechischen National(ist)en zu vereinnahmen, nach seinem Tode im Oktober 1424 als ein Anführer der zwischen Taboriten und Calixtinern verorteten "Orebiten" dargestellt, deren Existenz jedoch nicht belegt werden kann, zumal Žižka von Tábor aus gewirkt hat.

Er gehörte zu den Abgeordneten der Ständeversammlung von Tschaslau, die 1421 in der Peter- und Pauls-Kirche Kaiser Sigismund als böhmischen König absetzte und ihn zur unerwünschten Person erklärte. Žižka gehörte zu der aus zwanzig Mitgliedern bestehenden provisorischen Regierung Böhmens.

Bei der Belagerung der Burg Rabí (Raby) bei Schüttenhofen Sušice verlor Žižka 1421 auch sein zweites Auge, was ihn jedoch nicht an der Führung der hussitischen Heere hinderte.

Nach der Eroberung der Burg Kelch (Kalich) bei Leitmeritz im Jahre 1421, ließ er diese wieder aufbauen, nahm dort seinen Sitz und nannte sich fortan Žižka von Kalich (Žižka vom Kelch).

In der Schlacht am Strauchhof (Strauchův Dvůr) bei Königgrätz am 4. August 1423 scheiterte ein weiterer Versuch gemäßigterer Kräfte Böhmens, Žižka zu schlagen.

Während der Belagerung von Primislau (Přibyslav) verstarb der blinde Heerführer bei Schönfeld (Žižkovo Pole) an einer Pestinfektion. An der Stelle seines Todes wurde ihm ein großes steinernes Kreuz errichtet.

Žižka wurde 1424 in der Peter-und-Paulskirche in Čáslav (Tschaslau) beigesetzt.

[Bearbeiten] Gedenkstätten

Die Grabstätte ließ 1623 Kaiser Ferdinand II. beseitigen und zerstören. Einen Kilometer südlich des Dorfes Schönfeld (Žižkovo Pole) bei Primislau (Přibyslav) wurde ihm dann ein Grabmal errichtet, worin seine sterblichen Reste verbracht wurden. 1921 wurde ihm zu Ehren das Dorf Schönfeld (Šenfeld) in Žižkovo Pole (Zischkafeld) umbenannt.

In der Tschechischen Republik findet man zahlreiche Orte, Stätten und Plätze, die den Namen Jan Žižkas tragen.

Auf dem Veitsberg (tschechisch: Vítkov) bei Prag, der ihm zu Ehren in Vrch Žižkov umbenannt worden ist, befindet sich das 1950 eingeweihte Jan-Žižka-Denkmal. Das 9 m hohe und 16,5 Tonnen schwere Monument gilt als die größte Bronzestatue der Welt. Die Idee zu diesem Monument entstand schon 1877, jedoch wurde mit dem Bau erst 1928 begonnen. Eine für 1938 geplante große Einweihungsfeier fiel wegen des Münchner Abkommens aus, so dass die Anlage erst nach dem 2. Weltkrieg fertig gestellt wurde. Jedoch missbrauchten die kommunistischen Machthaber den ursprünglichen Gedanken. Sie ließen 1953 den verstorbenen Staatschef Klement Gottwald einbalsamieren und errichteten ihm in dem Denkmal ein Mausoleum. Die Einbalsamierung Gottwalds misslang, die Leiche wurde 1962 entfernt und verbrannt. Das Monument gehört wegen seiner Geschichte zu den unbeliebtesten Denkmälern der Goldenen Stadt Prag.

Auch der angrenzende Prager Stadtbezirk Veitsberg trägt heute den Namen Žižkov.

1925 wurde auf dem Schlachtfeld von Sudoměř ein 16 m hohes steinernes Denkmal für Žižka errichtet.

In Pribislau wurde die Gedenkstätte des Jan Žižka, finanziert von Jan Otto errichtet.

[Bearbeiten] Literatur

  • Petr Klučina: Jak válčili husité, Prag, 1983

[Bearbeiten] Weblinks




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