Jungfernbrücke
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Die Jungfernbrücke in Berlin-Mitte ist die älteste noch erhaltene Brücke der Stadt und zugleich die einzige Klappbrücke. Sie überspannt den Spreearm Schleusengraben und verbindet die Straßen Friedrichsgracht und Oberwasserstraße.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Jungfernbrücke entstand als Spreegassenbrücke in der Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm um die Jahrhundertwende des 17. und 18. Jahrhunderts. Errichtet wurde sie wahrscheinlich 1701 durch Martin Grünberg, zumindest wird dies durch den Chronisten Friedrich Nicolai 1786 berichtet. Sie sollte als hölzerne Zugbrücke die Friedrichsgracht mit der Alten Leipziger Straße über den Kupfergraben (heute Schleusengraben) verbinden, die zum Leipziger Tor, einem der Stadttore des damaligen Berlin, führte. 1748 wurde sie im "Schmettauschen Plan für das Friedrichs-Forum" erstmals als Jungfernbrücke bezeichnet. Der Kupfergraben war bis zum Ausbau des Landwehrkanals 1850 und dem Bau der Mühlendammschleuse 1890 bis 1893 der einzige innerstädtische Schifffahrtsweg zwischen Unterspree und Oberspree.
1798 wurde die Brücke durch eine Brücke aus Holz und Eisen ersetzt, wobei der Mittelteil weiterhin über Ketten und Räder angehoben werden konnte, um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Die damals gebaute Brücke ist bis heute in ihrem Erscheinungsbild unverändert vorhanden. Sie wurde sinusförmig konstruiert mit zwei gewölbten Seitenöffnungen zwischen Ufer und Brückenpfeilern. Diese Öffnungen sind ungleich groß, die kleinere mit 3,60 Metern und die größere mit 6,60 Metern lichter Weite. Der Mittelteil ist 8,70 Meter weit, die hochklappbaren Brückenhälften 4,20 Meter breit. Die Brückenpfeiler und die Seitenöffnungen waren aus rotem Sandstein gemauert. Die Portalpfeiler bestehen aus Holz und tragen die Rollen für die Zugketten, die von den Klappenspitzen über die Rollen zu den Spillrädern und Fußrollen führen. An die Pfeiler sind bogenförmige Kästen angebracht, in denen sich die Rollenbahnen und die Führungsschienen der Zugklappen befinden. Die Zugketten sind mit Gegengewichten bestückt. Beidseitig der Brücke befanden sich außerdem gebogene Kästen zur Unterbringung von Kabeln, die über den Kanal geführt werden mussten.
1937 bis 1939 wurde das Flussbett vertieft und die nahe gelegene Mühlendammschleuse erneuert, die Jungfernbrücke erhielt im Rahmen dieser Maßnahmen ein neues Fundament, wobei die Pfeiler um 3 Meter verlängert werden mussten. Der Kettenzug wurde stillgelegt und der Klappmechanismus dadurch außer Funktion gesetzt. Die aufklappbaren Seitenteile wurden durch eine durchgehende Brückenfläche aus Stahlträgern mit Holzbohlenbelag ersetzt. Das Westgewölbe wurde komplett abgerissen und in Stahlbeton neu aufgebaut. Die Kabelkanäle beidseitig der Brücke wurden ebenfalls entfernt.
1998/99 erfolgte eine Renovierung der Brücke, bei der erhaltene Metallteile weiterhin genutzt wurden und in Zusammenarbeit mit der Berliner Denkmalpflege ein möglichst authentisches Bauwerk geschaffen wurde. Dieser Umbau kostete 4,1 Millionen D-Mark. Erneuert wurde der Holzbohlenbelag sowie die Gewölbe aus rotem Miltenberger Sandstein, der heute auf ein Innenkonstrukt aus Stahl aufgesetzt ist.
[Bearbeiten] Herkunft des Namens
Im 17. Jahrhundert wurde sie noch Spreegassenbrücke genannt. Auf einer Karte von 1748 erscheint erstmals der Name Jungfernbrücke.
Die Herkunft dieses Namens ist unklar, es gibt etliche Legenden über ihn:
- In der Nähe war eine nur Männern vorbehaltene Flussbadeanstalt. Die Jungfern mussten an der Brücke zurückbleiben.
- Ein Hochzeitsbrauch: Die Braut musste über die Brücke gehen. Wenn dabei die Bohlen knarrten, war ihre Jungfräulichkeit anzuzweifeln. (Die Bohlen knarrten immer!)
- Wegen des Eifersuchtsmordes an einer jungen Frau auf oder bei der Brücke.
- Die Töchter eines in der Nähe wohnenden Hugenotten beschäftigten sich in einer Bude an der Brücke mit dem Nähen feiner Wäsche, mit dem Reparieren und Waschen von Kanten und Spitzen und seidenen Strümpfen. Sie hatten hierin den besten Ruf in ganz Berlin. Nur ihre spitze Zunge hatte einen noch größeren Ruf. Wer den neuesten Klatsch erfahren wollte, ging zu den Jungfern. Jede böse Neuigkeit und hämische Erdichtung konnte schließlich den Jungfern an der Brücke zugeschrieben werden. Daher soll auch der Spottname Klatschbrücke stammen.
- Nach dem Revier der leichten Mädchen, die sich auf oder bei der Brücke anboten. Ganz in der Nähe befand sich das älteste Bordell Berlins.
[Bearbeiten] Kurioses
- Die Jungen, die anno dazumal auf dem Schulweg über diese Brücke gehen mussten, konnten ruhig einmal zu spät kommen. Denn gegen die Ausrede: „Die Brücke war jrade uffjezogen!“ konnte kein Lehrer etwas einwenden.
[Bearbeiten] Literatur
- Eberhard Heinze: Berlin und seine Brücken, Transpress Berlin 1987
- Helmut Caspar: Jungfernbrücke wieder wie neu, Berlinische Monatsschrift 2/2000 Volltext
[Bearbeiten] Weblinks
- Berlin im Detail
- Berlin für Neugierige
- Aus dem Sagenbuch des Preußischen Staates, Glogau, 1868/71
- Spottnamen
- Seite über Jungfernbrücke bei Structurae
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
Koordinaten: 52° 30′ 50" N, 13° 24′ 4" O