Kadettenliteratur
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Kadettenliteratur nennt man nach Kurt Tucholsky Erbauungsliteratur für militärfromme Bürger.
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[Bearbeiten] Das Genre Kadettenliteratur
Wegen ihres unterhaltenden Charakters wird die Kadettenliteratur auch der Trivialliteratur zu gerechnet. Mit ihr wird das lesende Publikum unterhalten, in dem ihm der Korpsgeist und die Alltagwelt des Militärs zumeist in Form einer Schmunzette angetragen wird.
[Bearbeiten] Warenkategoriesierung
Im Buchhandel wird die Literatur unter Unterhaltungsliteratur geführt. Besonders antiquarische Werke aber auch historiengetreue Werke weden im Handel auch unter Militaria einsortiert.
[Bearbeiten] Beispiele
Thomas Balzen:
- Der Klappspaten. Bd. 1: Grundausbildung
- Der Klappspaten. Bd. 2: Grundausbildung Phase Zwo - Kopp zu und durch
Thomas Balzen berichtet in Cartoons wie die Bundeswehr "wirklich ist" im "olivgrünen Humor".
- Hans-Joachim Freiherrn v. Reitzenstein
- Vergitterten Jugend.Geschichten aus dem Kadettenkorps. Verlag von Dr. Eysler & Co. zu Berlin.
Dieses Heft war der Anlass für die Glosse Kurt Tucholsky über das Genre der Kadettenliteratur.
[Bearbeiten] "Kadettenliteratur" von Kurt Tucholsky
Die Glosse "Kadettenliteratur" von Kurt Tucholsky erschien am 25. August 1920 in der Wochenzeitschrift Die Weltbühne unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel.
Tucholsky nimmt hier das Genre der Kadettenliteratur zum Anlass für sein Kritik an der militärischen Gesellschaft. Aufhänger für diesen Text war es, eine Rezension über Hans-Joachim Freiherrn v. Reitzensteins verfasstes Werk Vergitterte Jugend zu schreiben. So erschien der Text auch unter der Rubrik Rezensionen in der Weltbühne.
[Bearbeiten] Inhalt und Aufbau
Zu Beginn seines Textes zitiert er, was schon 1913 von ihm zu dieser Literaturform von ihm veröffentlicht wurde: "Es gibt in Deutschland einen ganz merkwürdigen Literaturzweig, den man Seekadetten- oder auch Fähnrichs-Literatur zu nennen geneigt ist. (...)"
Von ihm aufgeführt werden einzelne Titel dieses Genres:
- Seiner Majestät Kadett
- Fritz, der Chinesenfähnrich
- S. M. S. Möwe
Für markant hält Tucholsky das Vokabular, das aus Kraftworten bestehe. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen das Ermessen und die Vorstellungen der Vorgesetzte: "Die ganze Geschichte steht allemal unter der sieghaften Idee, dass der Wille des Vorgesetzten Himmel, Hölle und alle überirdischen Reiche bedeutet. Auf ihn kommts an, um ihn dreht sich alles (...)".
Tucholsky Weltbühnen-Artikel "Kadettenliteratur" wendet sich nach einem satirisch kursorischen Abhandlung der Erscheinungsformen dieser Literatur unter einem Verweis aus Heinrich Heine zu einer Ablehnung an kollektiven Ehrbehauptungen: "All dieser Kollektivitätsschwindel ist ein Verbrechen. Es gibt keine ›Ehre der Sexta‹, so wie es keine einheitliche Ehre der Feuerwehr oder der Sicherheitspolizei gibt. Es gibt keine Spezial-Ehren. Es gibt keine Kastenunterschiede unter den Menschen – es gibt keine, es gibt keine, es gibt keine." Nach Appellen den Gehorsam zu verweigern, " Verweigert den Gehorsam, auch wenn ein ›Vorgesetzter‹ befiehlt", richtet Tucholsky sich gegen jegliche Formen militärischer Gemeinschaften, die sich außerhalb der Gesellschaft stellen: "Es darf keinen Staat im Staate geben." Seine entlarvende Satire und die Kritik am den Korpsgeist formuliert er abschließend mit dem vielzitierten Satz: "Dieses Land hat Herren und Kerls. Männer hat es nicht."
[Bearbeiten] Rezeption
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
Kurt Tucholsky: Kadettenliteratur. Die Weltbühne, 26.08.1920, Nr. 35