Kirchdorf (Ortstyp)
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Als Kirchdorf wird ein kleiner Ort mit eigener Kirche bezeichnet, in der regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Ist sie auch Sitz eines Pfarrers, spricht man bisweilen von Pfarrdorf.
Die Bezeichnung Kirchdorf ist vor allem historisch zu verstehen und heute eher auf Gebiete mit vielen Streusiedlungen beschränkt. In der Besiedlungs- und Rodungs-Geschichte des Mittelalters - vor allem im östlichsten Frankenreich - überwogen sehr kleine Niederlassungen, von denen meist 3 bis 10 eine lose Gruppe bildeten. Größere Dörfer entstanden oft erst durch zunehmende Neuansiedlung ab etwa dem 11. Jahrhundert. Teilweise gehen sie auf die Gründung durch Stifte oder auf Planungen von Grundherren zurück.
Im 12. bis 14. Jahrhundert entstanden in solchen Dörfern ab etwa 100-200 Einwohnern zahlreiche Kirchenbauten. Oft waren es auch „Eigenkirchen“ der Grundherren, weil bei einem Kirchdorf die rechtliche Aufwertung zu einer „privilegierten Stätte“ möglich wurde. In dünner besiedelten Gebieten konnten sie auch einer größeren Pfarre und deren seelsorglichen Rechten und Pflichten zugeordnet sein.
Auf diese Zeit, in der einem „Kirchdorf“ besondere Aufgaben zuwuchsen, gehen viele Ortsnamen zurück.
„Sobald ein Feuer ausbrach, mußte der Hausbesitzer Lärm machen. Brannte es in einem Kirchdorf, so hatten die Glocken zu läuten. Der Bürgermeister mußte einige in die Stadt und die nächsten Dörfer schicken.“