Korporationshaus
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Ein Korporationshaus (auch Verbindungshaus, Bundeshaus, Corpshaus (nur bei Corps), Conventsquartier (bei baltischen Verbindungen) oder Bude (besonders bei österreichischen Studentenverbindungen) ist ein Gebäude, das von einer Studentenverbindung gebaut oder gekauft worden ist, um dort einen bedeutenden Teil des Verbindungslebens stattfinden zu lassen.
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[Bearbeiten] Geschichte
Während die ersten Verbindungen im heutigen Sinne um das Jahr 1800 entstanden, sind die meisten Korporationshäuser deutlich jünger. Erst in den 1880er Jahren entstanden durch den verstärkten Einsatz der so genannten Alten Herren, ehemaliger Studenten, die ihrer Verbindung auch nach dem Studium verbunden bleiben, und durch die Bildung von Altherrenvereinen die materiellen Grundlagen für den Erwerb von Immobilien.
In der Zeit des deutschen Kaiserreichs waren die Verbindungen etabliert und eine wesentliche Stütze des Staates. Auch hatte sich das Verbindungsleben zunehmend formalisiert und organisiert. Eine repräsentative Immobilie bildete da den richtigen Rahmen.
Entsprechend der baugeschichtlichen Entwicklung der Gründerzeit entstanden die ersten Korporationshäuser als Jugendstilvillen in den sich damals entwickelnden neuen Wohngebieten des Bürgertums - erstmals außerhalb der mittelalterlichen Mauern der alten Städte, quasi als „Häuschen im Grünen“ (siehe auch Gartenstadt). In Anbetracht der heutigen städtebaulichen Situation liegen die Häuser vorwiegend in den besten Wohnlagen in unmittelbarer Citynähe.
Vermutlich das erste Korporationshaus Deutschlands erwarb das Corps Teutonia Marburg, das schon seit den 1860er Jahren eine Kegelbahn in einem kleinen Gebäude auf einem Gartengrundstück am Marburger Schlossberg besaß und betrieb. Einige Jahrzehnte später entstand auf diesem Grundstück eines der imposantesten Corpshäuser Deutschlands (Siehe: Corpshaus der Teutonia Marburg). Das erste Korporationshaus, das in Deutschland als solches erbaut wurde, war das im Jahre 1882 fertiggestellte Haus des Corps Rhenania Tübingen (Siehe: Corpshaus der Rhenania Tübingen), das allerdings erst im Jahre 1912 seine heutige Form erhielt. Die weitaus meisten Korporationshäuser entstanden zwischen den Jahren 1895 und 1910.
Als um das Jahr 1935 die meisten Verbindungen in Deutschland und Österreich dem Druck zur Gleichschaltung durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) erlagen und zwangsaufgelöst wurden, fielen die Häuser in der Regel an die Kameradschaften des NSDStB, die sie als Studentenwohnheime und zu Schulungszwecken nutzten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten viele dieser Häuser zurückgewonnen werden - zumindest in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich. Viele Verbindungen - ob in Ost oder West - konnten ihre Häuser aber nicht wiedererlangen und mussten sich neue erwerben, teils moderne Häuser, teils aber auch sehr alte Wohngebäude.
Seit den 1990er Jahren werden in Deutschland wieder vereinzelt Korporationshäuser neu errichtet - auch in den alten Bundesländern.
[Bearbeiten] Nutzung
Korporationshäuser bilden heute den Rahmen für das studentische Leben der Verbindungen. Besonders wichtig ist heute (im Gegensatz zur Planung beim Bau) die Nutzung als Studentenwohnheim - in der Regel für die Mitglieder der Verbindung. Teilweise besteht sogar die Verpflichtung, als aktives Mitglied eine gewisse Zeit auf dem Haus der Verbindung gewohnt zu haben. Generell sind die Mietkosten für Zimmer in Korporationshäusern sehr günstig im Vergleich zu den Mietpreisen von studentischen Unterkünften allgemein.
Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Nutzung als Veranstaltungsort. Zentrum eines normalen Korporationshauses bilden in der Regel die große und die kleine „Kneipe“, Räume für unterschiedlichste Formen studentischer Veranstaltungen ( Kneipe, Kommers etc.). Dazu kommen weitere Wohnräume für das Alltagsleben, eine Bibliothek, Räume für Verwaltung, Schriftverkehr und Archiv sowie Infrastruktur wie Küchen und Vorratsräume.
Eine breitbandige Internet-Anbindung für alle Studentenzimmer gehört heute für Korporationshäuser zum Standard.
Schlagende Verbindungen benötigen einen Raum für das Pauken und zum Aufbewahren und Pflegen der Mensurausrüstung.
Oft gibt es in Korporationshäusern Einliegerwohnungen für das Personal der Verbindung (Haushälterin und/oder Hausmeister).
[Bearbeiten] Sprachliches
In Korporationskreisen sagt man, „ich gehe auf's Haus“ und nicht "ich geh zum Haus", o. ä.
[Bearbeiten] Weblinks
- Corpshaus der Isaria München
- Corpshaus der Saxonia Jena
- Corpshaus der Baruthia Erlangen
- Corpshaus der Brunsviga Göttingen
- Haus des K.St.V. Palatia zu Heidelberg
- Haus der Burschenschaft Allemannia Heidelberg
- Haus und Zimmer der Landsmannschaft Ghibellinia zu Tübingen