Lehengericht
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Lehengericht ist ein Stadtteil der Stadt Schiltach im Schwarzwald. Lehengericht liegt wie Schiltach im Landkreis Rottweil in Baden-Württemberg. Die Gemarkung wird durchflossen von den Flüssen Kinzig (Schwarzwald) und Schiltach (Fluss). Im Ursprungscharakter ist Lehengericht eine typische Schwarzwälder Streusiedlung.
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[Bearbeiten] Ortsteile
Lehengericht besteht aus den Ortsteilen Vorderlehengericht, Hinterlehengericht und dem Stab Reichenbächle. Der Stab Reichenbächle trennt die Gebietsteile in Vorder- und Hinterlehengericht da diese Talschaft genau dazwischen liegt. Sofern man überhaupt von größeren Wohngebieten sprechen kann, da Lehengericht im Ursprung eine Streusiedlung ist, so haben sich doch vor allem in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gewisse Siedlungsschwerpunkte entwickelt, die da wären:
- Wohngebiet Bühl in Vorderlehengericht ( Neubaugebiet)
- Vor Eulersbach ( heutiges Zentrum von Vorderlehengericht)
- Wohngebiet Herdweg in Hinterlehengericht
- Welschdorf in Hinterlehengericht
Das Wohngebiet Am Hohenstein das es bis in die 80-er Jahre gab musste im Prinzip komplett dem Tunnelbau durch die Umgehung der Stadt Schiltach weichen und wurde abgerissen. Vom vorderen Kinzigtal her kommend trifft man zuerst auf das Wohngebiet Bühl, eine Neubausiedlung rechts der B 294. Dann folgt Vorderlehengericht (Vor Eulersbach) , hinter Schiltach folgt dann kurz vor Hinterlehengericht das Wohngebiet Herdweg, anschließend Hinterlehengericht. Der ehemalige Stab Reichenbächle (mit Stammelbach und Hunersbach) der früher zum württembergischen Lauterbach (Schwarzwald) gehörte ist ein Seitental, gleich hinter Schiltach in Richtung Hinterlehengericht. Das Zentrum von Hinterlehengericht hat auch den Beinamen Welschdorf.
[Bearbeiten] Gemarkung, Bevölkerung
Die Gemarkung Lehengericht ist wesentlich größer als die der Stadt Schiltach zu welcher wiederum Lehengericht gehört. Die Gemarkung Lehengericht umfasst 2986 ha. Zwischen den Gemeindeteilen Vorder- und Hinterlehengericht liegt die Gemarkung des Stabes Reichenbächle, der erst seit 1956 zu Lehengericht gehört. Die Exklave Sulzbächle mit dem Fischbach und dem Konradshof wurde 1978 an Wolfach abgetreten.
Lehengericht hatte im Jahr:
[Bearbeiten] Wappen
Die Gemeinde Lehengericht erhielt vom Großherzog als Wappen einen gekrönten, springenden Löwen in den Farben schwarz und gelb.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Besiedlung dieser Gegend und somit auch der Gemarkung Lehengericht erfolgte zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert aus östlicher Richtung, da das Gebirge aus dieser Richtung leichter zugänglich war wie vom Rhein aus. Es entstanden einzelne Bauernhöfe mit zum Teil großem Landbesitz.
Zum einen entstanden die Bühlhöfe die hochwassergeschützt in mäßiger Höhe über dem Tal standen. Andererseits entstanden Talhöfe denen dann zum Teil ein ganzes Seitental gehörte. Sie entstanden an Talanfängen oder an Talgabelungen. Alte Beispiele sind der Eulersbacher Hof( Yllersbach, 16 Jh.), der Hunselhof (hunsail,16Jh.). Mit steigender Bevölkerung entstanden dann auch Berghöfe. Auf der Gemarkung gab es ursprünglich etwa 18 alte Siedlungshöfe. Durch Hofteilung wurden es dann mit der Zeit mehr.
Diese Hofgüter wurden dann wohl spätestens mit Gründung der Burg und Stadt Schiltach der Herrschaft Schiltach unterstellt und die Bauern wurden die Meier der Herrschaft.
Sie mussten also die Höfe verwalten, bewirtschaften, waren aber auch für Abgaben usw. verantwortlich.
Ab 1525 gewanne die Lehensbauern an Bedeutung, sie hatten eigene Vertreter im Stadtgericht ( heute Stadtrat) in Schiltach. Zur Unterscheidung zwischen den Räten der Stadt Schiltach und denen der Bauern nannte man dann die Bauernräte das Lehengericht. Die Stadträte der Lehensbauern sozusagen.
So war es wohl am einfachsten den Namen des Verwaltungsorgans auf die ganze Siedlung zu beziehen, dann wusste man gleich wer gemeint war.
1769 gibt es bereits 31 Hofgüter und einige Taglöhnerhäuser.
Aufgrund von andauernden Streitigkeiten bezüglich der Flossrechte zwischen den Städtern und der Bauern des Lehengerichts, sowie Streitigkeiten wegen der Erhaltungskosten von Straßen etc. in denen sich die Lehengerichter jeweils benachteiligt fühlten gegenüber den Schiltachern wurde ab 1769 immer wieder für eine Loslösung Lehengerichts von Schiltach plädiert.
1809 Das Organisationsedikt wird erlassen, in dem die Lehengerichter Bürgerschaft die Lostrennung von Schiltach verlangt und bei der Behörde einleitet.
1810 Lehengericht wird von Alt-Württemberg losgetrennt und zusammen mit Schiltach dem Großherzogtum Baden (Land) zugeschlagen. Der Stab Reichenbächle bleibt bei Württemberg und gehört somit zu Lauterbach.
1815 Das Amt Wolfach lässt eine Abstimmung durchführen bei der sich die Mehrheit aller Schiltacher und Lehengerichter Bürger für eine Trennung der beiden Orte ausspricht.
10. November 1817 Die Trennungsurkunde wird den beiden Gemeinden zur Unterschrift vorgelegt.
31. Januar 1918 Die Trennungsurkunde wird beim Großherzgl. Bad. Innenministerium unterzeichnet. Lehengericht ist eine selbständige Gemeinde. Da Schiltach aber von jeher der Mittelpunkt von Lehengericht ist, wurden die Ratssitzungen zunächst im Gasthaus Ochsen in Schiltach abgehalten, später, wie auch heute noch stand und steht das Lehengerichter Rathaus als einziges in ganz Deutschland auf fremder Gemarkung und zwar mitten in Schiltach gegenüber der evangelischen Stadtkirche.
ab 1803/07 entstehen in Hinter- bzw. Vorderlehengericht Filialschulen um für die Kinder die langen Schulwege abzukürzen. 1834 Bau einer eigenen Schule in Vorderlehengericht, wenig später in Hinterlehengericht. Anfang der 1970er Jahre werden die Zwergschulen wieder geschlossen, die Schüler wieder der Schiltacher Schule zugeführt.
1956 Durch Vertrag mit dem württembergischen Lauterbach wird der Stab Reichenbächle mit dem Hunersbach und dem Stammelbach zu Lehengericht eingemeindet.
1973 Mit Wirkung zum 1. Januar 1973 wird der Landkreis Wolfach aufgelöst, Lehengericht eine Gemeinde im Landkreis Rottweil.
1974 Lehengericht wird wieder Stadtteil von Schiltach.
1978 Die Lehengerichter Exklave Sulzbächle wird zu Stadt Wolfach eingemeindet.
[Bearbeiten] Bürgermeister von Lehengericht
- 1817 - 1819: Mathias Bühler;
- 1819 - 1825: Johann Georg Schwenk;
- 1825 - 1835: Johann Bühler;
- 1835 - 1836 Christian Arnold;
- 1836 - 1847 Karl Dorner, Welschdorf;
- 1847 - 1866 Johann Kirgis, Höfenhof;
- 1866 - 1871 Isaak Bühler, Kienbronn;
- 1871 - 1889 Johann Bühler, Müller, Vor Eulersbach;
- 1889 - 1904 Mathias Bühler, Konradshof;
- 1904 - 1914 Mathias Braun, Hinterlehengericht;
- 1914 - 1924 Jakob Friedrich Bühler, Konradshof;
- 1924 - 1945 Wilhelm Bühler, Eulersbacher Hof;
- 1945 - 1966 Karl Bühler, Im Eulersbach;
- 1966 - 1974 Gustav Kramer, Schiltach ( danach Ortsvorsteher)
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Klingenburg
Die Klingenburg ist eine Burgruine auf dem Burbachfelsen in Hinterlehengericht. Sie wurde um 1240 von den Herzögen von Teck errichtet als reiner Beobachtungsturm. 1591 als Alt Burgstadel und Clingenburg erwähnt. Sie war vermutlich Teil einer Verteidigungslinie Burg Schiltach- Klingenburg - Burg Schilteck, zur Sicherung und Überwachung des Schiltachtales. Sie ist schwer zugänglich und außer einer Mauerecke mit Buckelquadern ist nichts erhalten.
Das bäuerliche Leben in der manchmal etwas unwirtlichen Schwarzwaldgegend, gepaart mit protestantischer Glaubenseinstellung hat einen eigenen Baustil an den Bauernhäusern sowie eine eigene Kleidung hervorgebracht die charakteristisch für Lehengericht ist.
[Bearbeiten] Das Lehengerichter Bauernhaus
Das Lehengerichter Haus gehört in die Gruppe der Kinzigtäler Bauernhäuser und wirkt im gesamten nicht so düster und dunkel wie der bekanntere Gutacher Haustyp. Das Erdgeschoss ist massiv in Granit oder in Buntsandstein, je nach Höhenlage. Es nimmt den Stall auf. Darüber kommt der Wohnstock der in der Regel in Fachwerk ausgeführt ist. Der Dachstock ist im Unterschied zum Gutacher Haus walmlos und mit Brettern verkleidet. Die Rückseite des Hofes ist im Dachgeschoss in der Regel mit einer breiten Tür versehen damit man mit dem Heuwagen direkt in das Dachgeschoss einfahren kann. Zum Hof gehört das Altenteil des Hofes, das sogenannte Leibdinghaus, ein Speicherhaus, ein Kellerhaus, eine Mühle und ein Backhaus. Im Unterschied zu vielen anderen Kinzigtäler Höfen findet man am Lehengerichter Bauernhaus weder Bildstock, Kreuz, Heiligenfiguren oder Zeichen der Schutzpatrone an den Stalltüren. In der Wohnstube ist auch kein Herrgottswinkel wie sonst üblich. Dies liegt daran daß die Lehengerichter Bauern seit 1538 evangelisch sind.
[Bearbeiten] Die Lehengerichter Tracht
Die Bauerntracht der Ortschaft Lehengericht gehört sicherlich zu den schönsten Trachten des gesamten Schwarzwaldes. Vor allem die Festtagstracht der ledigen Frauen mit ihren filigranen Schäppeln (eine Art Krone),die vollbesetzt sind mit kleinen Spiegelchen und Glasperlen sehen sehr schön und kostbar aus und sind ganz bestimmt nicht leicht zu tragen. Die verheiratete Frau trägt eine schwarze Haube. Der Mann trägt eine schlichte Tracht, einfarbig mit großen Messingknöpfen als Schmuck. Insgesamt ist die Tracht eher in Blau gehalten. Im Schwarzwälder Trachtenmuseum in Haslach im Kinzigtal, sowie in Schiltach im Museum am Markt ist die Tracht zu sehen.
[Bearbeiten] Hofzeichen
Zur Erkennung gegenüber Fremden, aber auch zur Kennzeichnung von Eigentum, hatten und haben alle großen Höfe von Lehengericht interessante Hofzeichen die z. B. über den Türstürzen an den Hofgebäuden aber auch in Handwerksgeräten etc. angebracht sind.
[Bearbeiten] Industrialisierung
Der Holzhandel durch die Bauern und deren Verflössung nahmen die Bauern zum Teil selbst vor, zum Teil mussten Sie das Holz an die Schiltacher Schiffer verkaufen, da diese das Flössen für die Lehengerichter Bauern beschränkten. Die Flößerei nahm 1895 ein Ende. Der Handel mit Holz durch die Bauern blüht allerdings weiter, das Holz wird heutzutage peer Lastwagen verfrachtet, oder auf 2 Sägewerken die Höfen angeschlossen sind gleich verarbeitet. Bereits früh entstand in Hinterlehengericht eine Kunstmühle die dann später durch die Firma Junghans-Stahl abgelöst wurde. Heute ist dort die Firma BBS Kraftfahrzeugtechnik AG mit ihrem Stammsitz, einem Global-Player für Autozubehör. Des Weiteren entstand in Vorderlehengericht am Hohenstein eine Tuchfabrik die inzwischen auch abgelöst wurde durch metallbearbeitende Betriebe und einem Betrieb für Füllstandmesstechnik. Eine Schwarzwälder Speckfabrik rundet das Angebot ab.
[Bearbeiten] Religion
Lehengericht ist seit der Reformation so wie der Hauptort Schiltach evangelisch. Der Ort hat nie eine eigene Kirche besessen. Lehengericht gehört zum Kirchspiel Schiltach und besucht den Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche von Schiltach. Andere Konfessionen sind an Anzahl gering, die katholischen Mitbürger sind in Schiltach in der Kirche St.Johannes der Täufer integriert.
[Bearbeiten] Quellen
- Schiltach, Schwarzwaldstadt im Kinzigtal
- Alt-Schiltach, Historische Berichte von Fritz Laib
[Bearbeiten] siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 48° 16′ N, 08° 22′ O