Leutnant
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Der Leutnant ist ein militärischer Dienstgrad. In der NATO hat der Leutnant den Rangcode OF-1 (wobei OF für officer steht).
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[Bearbeiten] Historisch
Leutnant ist als Lehnwort „Lieutenant” um 1500 aus dem Französischen in den deutschen Sprachraum gekommen. „lieu tenant“ - abgeleitet aus französischem "lieu tenir" - bedeutet im Französischen „Statthalter“, der Wortstamm geht auf das mittelalterliche „locum tenens” (lat. Statthalter, Stellvertreter) zurück. Im Mittelalter wählte jeder Hauptmann eines Fähnleins einen „Lokotenenten“ als seinen Stellvertreter. In diesem Sinne kann das Wort Leutnant auch im Deutschen verwendet werden, in romanischen Sprachen ist davon „Tenente“ oder „Teniente“ abgeleitet.
Unter den alten französischen Königen war der „Lieutenant du Roi“ der Stellvertreter des Königs im Heer oder in einer Festung. Napoléon Bonaparte erneuerte diesen zwischenzeitlich abgeschafften Titel, indem er den Marschall Soult 1813 als Vizekönig der Pyrenäischen Halbinsel zum „Lieutenant de l'Empereur“ ernannte. Seinen Stief- und Adoptivsohn Eugène de Beauharnais machte der Kaiser zum Vizekönig von Italien. In den französischen Streitkräften und zahlreichen anderen Armeen rangiert der Unterleutnant (Sekondeleutnant) als niedrigster Offiziersdienstgrad unter dem Leutnant.
[Bearbeiten] Deutschland
Die jetzige Schreibweise ist in Deutschland erst 1899 für den militärischen Gebrauch angeordnet worden.
In der heutigen militärischen Gliederung ist der Leutnant meist als Zugführer oder stellvertretender Kompaniechef vorgesehen. Er gehört zur Dienstgradgruppe der Leutnante bzw. Subalternoffiziere.
[Bearbeiten] Dienstgrad
Der Leutnant bezeichnet in Deutschland einen Soldaten im niedrigsten Offizierdienstgrad bei der Bundeswehr. Bei der Deutschen Marine heißt dieser Dienstgrad Leutnant zur See.
Soldaten in diesem Dienstgrad können innerhalb der durch die Vorgesetztenverordnung (VorgV) gesetzten Grenzen Mannschaften, Unteroffizieren ohne Portepee und Unteroffizieren mit Portepee Befehle erteilen.
Militärgeschichtlich war der Leutnant der „Stellvertreter” des Hauptmanns (früher Premierlt.=1. Stellvertreter; Leutnant früher Secondelt.=2. Stellvertreter). In den Streitkräften einiger Länder wird ein vergleichbarer Dienstgrad direkt als Stellvertreter bezeichnet. So leitet sich ebenfalls der Dienstgrad Oberstleutnant als der Stellvertreter des Obersten ab, und der Generalleutnant (Dreisternegeneral) als der Stellvertreter des Generals (höchster Dienstgrad der Bundeswehr).
Als Leutnant wird man nach der Bundesbesoldungsordnung (BBesO) mit A9 besoldet.
[Bearbeiten] Ausbildung
Bei der Bundeswehr endet die Ausbildung zum Offizier regulär nach 36 Monaten mit der Beförderung vom Oberfähnrich zum Leutnant.
Damit ist zumeist aber nur die truppendienstliche Ausbildung abgeschlossen. So mussten z.B. angehende Sanitätsoffiziere der Bundeswehr (wie zivile Mediziner auch) bis etwa Mitte 2004 noch eine einjährige Dienstzeit als Leutnant - Arzt im Praktikum (AIP) absolvieren, bevor sie die Approbation erhielten und dann direkt zum Stabsarzt befördert werden konnten. Bei den Zahnmedizinern der Bundeswehr war das jedoch anders. Aufgrund der zivilen Gesetzgebung brauchten diese keine AIP-Zeit zu absolvieren und wurden direkt vom Oberfähnrich zum Stabsarzt befördert.
Heute ist es durch die Änderung der Approbationsordnung und der Angleichung der Laufbahnen durch die Änderung der Soldatenlaufbahnverordnung anders. Da ein Sanitätsoffiziersanwärter durchaus sechs Jahre brauchte, um zum Leutnant befördert zu werden, ist eine Regelbeförderung nach 36 Dienstmonaten eingeführt worden um die Laufbahn attraktiver zu machen. Dieser Dienstgrad wird bis zur Beförderung zum Stabsarzt, nach Bestehen des Zweiten Staatsexamens, mit dem Zusatz „SanOA” Sanitätsoffiziersanwärter geführt. Den Zusatz „AiP” gibt es nicht mehr.
Die deutschen Offizierschulen befinden sich in Dresden (Heer), Fürstenfeldbruck (Luftwaffe) und Flensburg - Mürwik (Deutsche Marine); Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg-Blankenese.
niedrigerer Dienstgrad Oberfähnrich |
Offizierdienstgrad Leutnant |
höherer Dienstgrad Oberleutnant |
|
Einordnung: Mannschaften - Unteroffiziere o.P. - Unteroffiziere m.P. - Leutnante - Hauptleute - Stabsoffiziere - Generale/Admirale Alle Dienstgrade auf einen Blick: Bundeswehr-Dienstgrade · Die Bundeswehruniformen: Uniformen |
[Bearbeiten] Schweiz
In der Schweiz erfolgt die Beförderung zum Oberleutnant nach „Armee XXI“ nach Absolvierung der gesamten Ausbildung zum Leutnant (inkl. des Praktischen Dienstes dh. das Abverdienen in einer VBA) und 2 WK als Leutnant bzw. nach 4 Gradjahren als Leutnant.[1]
Als Miliz-Leutnant muss man jährlich rund 4 Wochen Dienst leisten (eine Woche Kadervorkurs, drei Wochen Wiederholungskurs). Insgesamt muss ein Leutnant, bzw. Oberleutnant 600 Diensttage absolvieren bis zur Entlassung. Der Ernennung zum Subalternoffizier geht eine Offiziersschule von normalerweise 15 Wochen voran, deren Höhepunkt die Durchhalteübung (mindestens sieben, im Normalfall acht bis neun Tage) ist. Ebenfalls beinhaltet ist der 100-Kilometer-Marsch, den aber nicht mehr alle Verbände absolvieren. Bei der Logistik, Artillerie, Führungsunterstützungs/Übermittlungstruppen (FU), Genie- und Rettungstruppen, den Panzertruppen und der Infanterie ist er aber immer noch fester Bestandteil des Solls eines Offiziers. Der 100-Kilometer-Marsch wird an einem Stück durchgeführt, Dauer ca. 18-22 Stunden. Bei den berittenen Veterinärtruppen wird zusätzlich zum 100-Kilometer-Marsch ein 100-Kilometer-Ritt absolviert.
In Auslandeinsätzen wird er als Second Lieutenant bezeichnet (2Lt). NATO-Code: OF-1.
Niedrigerer Grad Chefadjutant |
Offiziersgrad Leutnant |
Höherer Grad Oberleutnant |
Einordnung: Mannschaften - Unteroffiziere - Höhere Unteroffiziere - Subalternoffiziere - Hauptleute - Stabsoffiziere - Höhere Stabsoffiziere Alle Grade auf einen Blick: Grade der Schweizer Armee |
[Bearbeiten] Österreich
In Österreich ist der Leutnant ebenso der niedrigste Offiziersdienstgrad, für den ein 8-semestriges Studium im Studiengang Militärische Führung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt notwendig ist. Da es sich dabei um ein Fachhochschulstudium handelt, schließen die Offiziersanwärter mit der Sponsion zum Magister (FH) ab. Anders ist die Ausbildung beim Leutnant der Miliz, der mit einigen Truppenübungen und Prüfungen ebenfalls zum Leutnant befördert wird. Dieser schließt aber nicht mit dem Magister ab.
Außerdem wird die Verwendungsbezeichnung Leutnant für Leitende Beamte (E1) der Exekutive in Österreich, dazu gehören Bundespolizei und Justizwache, während der Grundausbildung zum Leitenden Beamten verwendet. Da es sich bei den genannten Wachkörpern um zivile Körperschaften handelt, die lediglich nach militärischem Muster organisiert sind, handelt es sich jedoch nicht um „Polizeioffiziere”, sondern sie führen lediglich Offiziersränge als Verwendungsbezeichnung.