Lorettoschlacht
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Lorettoschlacht | |||||||||||||||||
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Konflikt | Erster Weltkrieg | ||||||||||||||||
Datum | 9. Mai bis 16. Juni 1915 | ||||||||||||||||
Ort | Artois, Frankreich | ||||||||||||||||
Ergebnis | Einstellung des Angriffs | ||||||||||||||||
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Die Lorettoschlacht (benannt nach der Kapelle Notre-Dame-de-Lorette) bei Lens und Arras ist Symbol für eines der blutigsten Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges.
Die Kampfhandlungen begannen am 9. Mai 1915 durch einen Angriff der französischen 10. Armee, nachdem die Deutschen ihre eigene Offensive im April im Raum Ypern hatten einstellen müssen. Ziel des französischen Angriffs war die strategisch wichtige Vimy-Hügelkette nördlich von Arras, die als letztes natürliches Bollwerk in der deutschen Stellung das weitgestreckte Kohlebecken des Artois deckte.
Der Angriff erfolgte auf einer Breite von 34 km mit 18 Divisionen. Das Angriffszentrum von 12 km Breite bildeten sieben Divisionen. Auf den Kalksteinhügeln der Vimy-Kette hatten deutsche Truppen jedoch äußerst starke Verteidigungsstellungen mit Stacheldrahtverhauen, zahlreichen MG-Nestern sowie verdeckten Stellungen errichtet. Die Schützengräben der deutschen Truppen waren bereits besser ausgebaut als die alliierten Stellungen zu dieser Zeit: Stellungsausbau, also das Eingraben im eigenen Land widersprach 1915 noch völlig den Intentionen der alliierten Befehlshaber, die den Gegner ja zu vertreiben suchten. Vor allem die französische Armee musste diesen strategischen Ansatz mit Abertausenden von Toten bezahlen.
Das französische Oberkommando berücksichtigte Erfahrungen aus bisherigen Durchbruchsversuchen. So sollte nach Einnahme der ersten Stellungen dem deutschen Gegner keine Zeit gelassen werden, sich wieder festzusetzen. Daher wurde in einem sehr breiten Frontabschnitt angegriffen und die Truppen der vordersten Front laufend verstärkt, um die Wucht des Angriffs aufrechtzuerhalten. Außerdem sollte die Artillerie erheblich massiver eingesetzt werden. Für die Feldartillerie wurden rund 600.000 Schuss und für die schwere Artillerie ca. 91.000 Schuss bereitgestellt, was sich im Nachhinein als viel zu wenig herausstellte.
Dem Angriff ging eine fünftägige Artillerievorbereitung voraus, die den Deutschen jedoch den Beginn der Offensive ankündigte. Der Überraschungseffekt ging somit verloren. Der französischen Infanterie gelang es trotzdem, in die deutschen Stellungen einzudringen und diese bis in die 2. Linie einzunehmen. Die bereitstehende französische Kavallerie sollte in diese Lücke stoßen und den Durchbruch erweitern, um die deutsche Front aufzurollen. Es zeigte sich jedoch schnell, dass viele MG-Nester und Stacheldrahtverhaue intakt geblieben waren. Die Franzosen erlitten schwere Verluste. Die französischen Reservetruppen waren zu weit hinten positioniert und konnten nicht rechtzeitig eingreifen. Bereits am Abend zu Beginn der Offensive zeigte sich, dass die Wucht des Angriffs spürbar nachgelassen hatte. Deutsche Verstärkungen waren schnell zur Stelle und begannen sofort damit, die Einbrüche abzuriegeln.
Sechs Wochen nach Beginn stellte General Foch die Angriffe wegen zu hoher Verluste endgültig ein. Die Offensive führte zur Einnahme der Lorettohöhe und der völlig zerstörten Orte Ablain-St.Nazaire, Carency und des Westteils von Souchez durch die Franzosen. Dem geringen Geländegewinn von 1,9 km Tiefe auf einer Frontbreite von 5,4 km standen jedoch Verluste von 60.000 Soldaten gegenüber.
Ein ebenfalls am 9. Mai 1915 durch die britische 1. Armee bei Neuve Chapelle südwestlich von Lille erfolgter Angriff musste aufgrund fehlerhafter Artillerievorbereitung bereits nach einigen Stunden abgebrochen werden. Der britische Sturmangriff endete zum größten Teil bereits vor den deutschen Stellungen in einem Desaster. Die Offensive wurde zwar am 16. Juni 1915 noch einmal unter Aufbietung aller Reserven gestartet, scheiterte jedoch ebenfalls.
Die französisch-britischen Gesamtverluste im Raum Arras-Lille beliefen sich auf ca. 132.000 Mann. Die Offensive hatte letztlich weder strategische noch taktische Vorteile für die alliierte Seite erbracht.
Es zeigte sich jedoch erneut die Überlegenheit der Verteidigung (gut ausgebaute Stellungen und geschickt positionierte Maschinengewehre) über den Angriff. Der Versuch der Alliierten, einen Durchbruch zum Übergang in den Bewegungskrieg zu erzielen, war erneut gescheitert.
Siehe auch: Grabenkrieg
1914: Grenzschlachten | Marneschlacht | Wettlauf zum Meer | Erste Flandernschlacht | Schlacht in der Champagne
1915 und 1916: Zweite Flandernschlacht | Lorettoschlacht | Verdun | Schlacht an der Somme
1917: Schlacht an der Aisne | Schlacht von Messines | Dritte Flandernschlacht | Schlacht von Cambrai
1918: Frühjahrsoffensive | Meuse-Argonne-Offensive