Losse (Fluss)
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Die Losse ist ein 28,9 km langer, rechter bzw. östlicher Zufluss der Fulda (Nordhessen, Deutschland).
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[Bearbeiten] Geographie
Die Losse entspringt im Werra-Meißner-Kreis oberhalb der Kernstadt von Hessisch Lichtenau. Nachdem ihr Wasser diesen Ort durchquert hat, fließt es zwischen Kaufunger Wald an den nördlichen Ufern und Söhre an den südlichen über Helsa und Kaufungen in westlicher Richtung in den Landkreis Kassel und unterquert die A 7 (200 m lange Brücke), welche hiesig die Grenze von Kaufungen nach Kassel bildet. In Kassel durchfließt die Losse den Stadtteil Bettenhausen und bildet später die Grenze zur Unterneustadt, wonach sie an der Stadtgrenze zu Niestetal-Sandershausen im Rahmen des künstlich neu geschaffenen "Lossedeltas" (siehe unter Geschichte) in die Fulda mündet.
Das Einzugsgebiet der Losse umfasst 120 km².
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Mittelalter bis Zweiter Weltkrieg
Schon im Mittelalter wurde die Wasserkraft der schnell fließenden Losse zum Antrieb zahlreicher Mühlen genutzt. Im Lauf der Zeit siedelten sich 34 Mühlenbetriebe an, allein in Bettenhausen am Mühlenkanal der Losse waren es 12. Die Mühlen waren nur zum Teil Mahlmühlen, sehr viele von ihnen waren auch oder ausschließlich Industriemühlen, die dem Antrieb von Maschinen dienten. Viele Straßennamen in den Kasseler Stadtteilen Bettenhausen und Forstfeld erinnern noch an diese Mühlen. Genannt seien:
- der Agathof, 1377 unter dem Namen Lachenmühle erstmal erwähnt, mit wechselnder Funktion als Mahlmühle, Edelsteinschleiferei und später chemischer Fabrik;
- der Eisenhammer, teilweise 1685 erbaut, erst Papiermühle, dann Sägewerk und später die Stockfabrik Rocholl;
- die Herwigsmühle (Drahtmühle, Unterer Messinghof), 1410 erstmalig erwähnt, die hauptsächlich als Mahlmühle diente und in der zeitweilig die Drahtzieherei des Messinghofs untergebracht war;
- der 1680 gegründete und oberhalb des Messinghofs gelegene Kupferhammer (Oberste Drahtmühle), hier fand ein Teil der Kupferverarbeitung des Messingshofs statt;
- die 1407 erstmals erwähnte Forstmühle, der spätere Messinghof und bereits seit Mitte des 16. Jh. Messingwerk.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg bis Ende 20. Jahrhundert
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Losse begradigt, um angrenzende Acker- und Weideflächen vor Hochwassern und Abtragung der Ufer zu bewahren. Hierdurch erhöhte sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers, viele Tiere und Pflanzen starben aus und Hochwasser richteten besonders im flach gegliederten Unterlauf und damit in den Kasseler Stadtteilen immer wieder Schäden an (es liefen zum Beispiel Keller voll).
[Bearbeiten] 21. Jahrhundert
Anfang des 21. Jahrhunderts wurden nahezu im Bereich des gesamten Verlaufs der Losse umfangreiche Renaturierungsarbeiten durchgeführt, die auf einem 1998 begonnenen Konzept der Universität Kassel basieren und der Verbesserung der ökologischen Situation und auch dem Hochwasserschutz dienen; die Maßnahmen dauern teils weiterhin an.
Zwischen der zuvor genannten Autobahn-Unterquerung und der Einmündung der Losse in die Fulda – und damit in Kassel – wurden im Jahr 2004 (30. August bis 21. Dezember) unter anderen der teils kanalartige, in Betonmauern eingefasste Verlauf der Losse in ein natürliches Flussbett umgewandelt und Rückzugszonen für Tiere und Pflanzen errichtet.
Von September 2005 bis Februar 2006 wurde der vormals kanalartig begradigte Mündungsbereich der Losse – östlich des Kasseler Hafens gelegen – durch Einbeziehung von vorherigen Acker- und Wiesenflächen zum neu entstehenden "Lossedelta" aufgeweitet. Dazu wurden auf rund 60.000 m² Fläche etwa 63.000 m³ Erdmaterial ausgehoben. Fortan wird das etwa 400 m lange Delta von Flussschlingen, -verzweigungen und -inseln sowie kleinen Stillgewässern bestimmt. Zugleich wurden Bäume und Büsche angepflanzt.
Im "Lossedelta" sind Amphibien, Fische, Insekten und Vögel wie die Entwicklung des Landschaftsbilds sich selbst überlassen. Die Menschen können die Vorgänge in diesem künstlich geschaffenen Naturschutzgebiet von einem speziell hierfür aufgeschütteten Aussichtshügel, der sich nebst Infotafeln unterhalb des "Betriebshofs Stadtreiniger" nahe der über die Losse führenden Fuß- und Radwegbrücke befindet, beobachten.
[Bearbeiten] Zuflüsse
Der Setzebach (5,1 km lang), der aus Richtung Süden in Niederkaufungen einmündet, und der Wedemannbach (5,0 km), der von Osten kommend in Helsa zufließt, sind ihre längsten Zuflüsse. Diese und weitere Zuflüsse sind - flussabwärts betrachtet:
- Steinbach I (3,3 km)
- Saubach (2,7 km)
- Börnchenbach (2,4 km)
- Männerwasser (3,8 km)
- Steinbach II (2,6 km)
- Rohgraben
- Hergesbach
- Wedemannbach (5,0 km)
- Lautenbach (2,4 km; Zufluss des Wedemannbachs)
- Ibach (2,7 km)
- Lempersbach (3,1 km)
- Setztebach (5,1 km)
- Diebachsgraben (4,9 km)
[Bearbeiten] Ortschaften
Zu den Ortschaften an bzw. unweit der Losse gehören - flussabwärts betrachtet:
- Hessisch Lichtenau
- Fürstenhagen
- Helsa-Eschenstruth
- Helsa-Waldhof
- Helsa
- Kaufungen
- Oberkaufungen
- Niederkaufungen
- Kassel
- Bettenhausen
- Unterneustadt
- Niestetal-Sandershausen