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Maes Howe - Wikipedia

Maes Howe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Maeshowe ist eine in der Jungsteinzeit errichtete Megalithanlage auf den schottischen Orkney-Inseln und Teil des UNESCO Weltkulturerbes The Heart of Neolithic Orkney.


Maeshowe
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Maeshowe
Eingang
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Eingang

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage und Funktion

Maeshowe – gelegentlich auch abweichend von der örtlichen Tradition Maes Howe geschrieben - liegt auf The Mainland, der Hauptinsel von Orkney, ca. 10 km westlich des Hauptortes Kirkwall, etwa auf halben Wege zwischen der Tormiston Mill (Information Centre) an der A965 und dem Loch of Harray.

Die Anlage besteht aus einem chambered cairn auf einer sorgfältig aus dem anstehenden Gestein gehauenen rundovalen Platte, die von einem Graben und Wall umschlossen ist. Maeshowe ist "Typuslokalität" für die nur auf den Orkney vorkommenden Maeshowe type chambered cairns. [1]

Eine Funktion als Grablege, wie sie für andere Maeshowe type chambered cairns erwiesen ist, kann auch für Maeshowe nicht ausgeschlossen werden. Einige ganz besondere baustrukturelle Gegebenheiten weisen allerdings darauf hin, dass Maeshowe eine darüber hinausgehende oder gar eine ganz andere Funktion erfüllte. Die signifikante Ausrichtung der Kammer auf den Punkt des Sonnenuntergangs am Tag der Wintersonnenwende und der ganz offensichtlich nach Baufortschritt daraufhin korrigierte Verlauf der Passage (horizontaler Knick) verweisen auf einen primär kultischen Zweckbau mit im Detail unbekannter Funktionsbestimmung. Gestützt wird diese Vermutung auch durch die Tatsache, dass sich bei der neuzeitlichen Öffnung nicht die geringsten Spuren von Bestattungen oder einer Funktion als Beinhaus fanden.

[Bearbeiten] Grabungen

Die neuzeitliche Öffnung des Maeshowe Cairns erfolgte 1861 durch James Farrer; dabei Ausräumung von Trümmern und Ersterfassung der Runeninschriften. Grabungen von V.G. Childe in den 1950er-Jahren, die vor allem der Sicherung der baulichen Substanz und des Hügels galten, bestätigten, dass der Hügel über der Kammer nicht wie sonst bei Cairns üblich aus einer mächtigen Steinpackung aus Geröllen sondern überwiegend aus Lehm und Torf mit eingestreuten Bruchsteinen bestand. In den 1970ern führte Colin Renfrew mehrere Grabungen durch, die dem Ziel dienten, aus dem Bereich der eingeebneten Platte und aus den Gräben datierbares Material zu gewinnen. 2003 erfolgten umfangreiche technische Untersuchungen, die insbesondere dem Zweck dienten, das virulent gewordene Schwitzwasserproblem in den Griff zu bekommen. Dabei wurde der Innenraum erstmals auch photogrammetrisch vermessen; die Ergebnisse sind bisher nicht vollständig publiziert.

[Bearbeiten] Aufbau

Der Kammerbau ist von faszinierender Präzision. Die Anlage ist aus plattigen geschichteten Sandsteinen errichtet und hat relativ ebene Wände. Ein ca. 11 m langer, relativ niedriger Gang führt in eine große Hauptkammer mit drei Seitennischen. Die Nischen gehen nicht auf Bodenniveau von der Hauptkammer ab, sondern sind weniger als 1 m darüber in die Wände eingelassen. Auch sie konnten durch Steinblöcke verschlossen werden, die sich heute auf dem Boden der Hauptkammer vor den jeweiligen Nischen befinden.

Verbaut wurden durchweg Sandsteine der Region, die entlang natürlicher Verwitterungslinien gebrochen wurden. Die exakte Lage der Schichtpakete lässt darauf schließen, dass einzelne der Platten an der Oberfläche nachbearbeitet wurden, um sie mit möglichst schmalen Fugen schichten zu können. Konkrete Bearbeitungsspuren wurden bisher aber nicht identifiziert. Die vier in den Eckpfeilern der Hauptkammer eingearbeiteten Steine und zwei weitere in der Passage (einer als Mauer in der Westwand, einer als Deckstein) zählen zu den größten Einzelsteinen, die je in schottischen Megalithanlagen verbaut wurden.

Blick auf die Südwand und durch die Eingangspassage im Zustand etwa 1970. Nordwand der Eingangspassage in etwa gefluchtet, um den Knick in der Passage erahnbar zu machen.
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Blick auf die Südwand und durch die Eingangspassage im Zustand etwa 1970. Nordwand der Eingangspassage in etwa gefluchtet, um den Knick in der Passage erahnbar zu machen.

Der Zugang ist präzise auf den Punkt bei Untergang der Sonne am Tag der Wintersonnenwende ausgerichtet. Im Ausgang der Zugangspassage findet sich eine Nische, in der der Verschlussstein bei der Öffnung geschoben werden konnte (wo er heute dauerhaft liegt). Im verschlossenen Zustand blieb ein Lichtspalt jedoch frei, so dass die Strahlen der Sonne bei Sonnenuntergang (ähnlich wie in Newgrange durch die sog. roof box) in die Kammer fallen konnten und genau die Nische in der dem Eingang gegenüberliegenden Wand trafen.

Der Hügel über der von einem weiten und breiten Grabenring und Wall umgebenen Anlage ist ca. 7 m hoch und hat einen Durchmesser von ca. 35 m. Die hohe Kammer wird durch eine Decke ausgebildet als Kraggewölbe abgeschlossen (heute moderne Betondecke).

Renfrews letzte Grabungen zeigten, das der flache Graben wohl zuletzt gefertig und nie ganz fertiggestellt wurde; so stellt er sich vor allem im Nordwestquadranten rein als Rand der Plattform dar, der nach außen von einem höchstwahrscheinlich wikingerzeitlichen, flachen Erdwall begrenzt wird.

[Bearbeiten] Datierung

Für das Grab selbst liegen keine 14C-Daten vor. Das bei Renfrews Grabungen in den 1970er-Jahren gewonnene Material von den Außenanlagen weist auf Zeiten zwischen 3930 v. Chr. +/- 110 (Lab.Nr. SRR 791 aus dem nördlichen Grabenschnitt) und etwa 2110 v. Chr. +/- 110 (Lab. Nr. SRR 504 aus dem südlichen Grabenschnitt). Nach Bewertung der genauen Fundpositionen, Einlagerungsumstände und weiterer 14C-Daten und ihren Fundpositionen sowie im Abgleich mit baustrukturellen Befunden bei anderen Gräbern des Typs folgert er, dass die Anlage etwa zwischen 3.200-2.900 v. Chr. errichtet wurde.

[Bearbeiten] Die Runeninschriften des Maeshowe

Details zweier Runeninschriften aus der Nordwand in Standardform und als Zweigrunen. Die Aufnahme erfüllt nur Demozwecke und ist aus div. Gründen nicht für den akademischen Gebrauch gedacht. Vgl. zu den Gründen "Beschreibung des Originalbildes".
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Details zweier Runeninschriften aus der Nordwand in Standardform und als Zweigrunen. Die Aufnahme erfüllt nur Demozwecke und ist aus div. Gründen nicht für den akademischen Gebrauch gedacht. Vgl. zu den Gründen "Beschreibung des Originalbildes".

Die Runeninschriften des Maeshowe, die überwiegend im Zusammenhang mit dem in der Orkneyinga saga überlieferten Einfall einer Gruppe ausreisender Kreuzfahrer 1134-35 entstanden, sind aus einer ganzen Reihe von Aspekten heraus von besonderer Bedeutung:

  • Es ist die größte Ansammlung von Runeninschriften in situ, die man bisher überhaupt gefunden hat.
  • Ihre Nachrichten gehen weit über die üblichen formelhaften Anmerkungen hinaus.
  • Sie vertreten alle drei bisher bekannten Runenschreibweisen: Normalschrift, Zweigrunen (twigg runes) und den baumförmigen Stil (tree runes); die Entzifferung letzterer wurde durch diesen Fund überhaupt erst möglich.
  • Sie belegen die engen kulturgeschichtlichen Verflechtungen im Nordatlantikraum einerseits, sie beweisen – wenn auch nur in einem scheinbar unwichtigen Detail – wie exakt die Überlieferungen der Saga-Literatur sein können und werfen andererseits ein völlig neues Licht auf die Stellung der Frau in jener Zeit (z.B. die runenkundige, hier auch schreibende Lifolf als Mitglied der Kreuzfahrergruppe).

Letztlich geben sie einen deutlichen, bis heute allerdings nicht eindeutig verifizierten Hinweis auf die mögliche, völlig andersartige Funktion: Die eindringenden Wikinger fanden im Maeshowe etwas vor, was sie als großartigen Schatz ansahen und für dessen Bergung sie mehrere Tage benötigten. Was die Wikinger fanden, ist vollkommen ungeklärt. In Anbetracht des hohen Materialwertes, den sie dem Schatz beimaßen, kann man selbst einen Silberhortfund aus piktischer Zeit, wie sie in der Neuzeit wiederholt auftauchten, nicht ausschließen.

Frei ausgestaltete Umzeichnung des Maeshowe Dragon (Südteil der Westwand der Hauptkammer) nach einem Foto
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Frei ausgestaltete Umzeichnung des Maeshowe Dragon (Südteil der Westwand der Hauptkammer) nach einem Foto

Neben den Inschriften sind drei Ritzzeichnungen der Wikinger erhalten: Eine wird als Walross interpretiert, die zweite zeigt einen Hundekopf mit heraushängender Zunge, bei der dritten handelt es sich um den sogenannten Maehowe dragon, einer sehr differenzierten Darstellung eines Drachen, in dessen Rücken ein Schwert steckt. Als eines der meistverkauften Motive der gutgehenden Schmuckindustrie von Orkney wurde der Drachen vom Maeshowe zum eigentlichen Schatz für die Orkadier der Gegenwart.

[Bearbeiten] Weblinks

Die Website des orkadischen Fotografen Dr. Charles Tait [[1]] zeigt jährlich etwa von Ende Oktober bis Ende Januar / Mitte Februar aus drei Kamerapositionen die Sonnenuntergangssituation. Zudem bietet sie zahlreiche Stills zum Maeshowe und detaillierte Beschreibungen des Objektes (in englischer Sprache).

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Der vor allem in der populärwissenschaftlich orientierten Literatur angezogene Vergleich mit der irischen Grabanlage von Newgrange und anderen Anlagen verbietet sich darum grundsätzlich, gilt – wenn überhaupt – nur für einzelne baustrukturelle Merkmale (s.u.). Ferner ist anzumerken: Der in der de:wiki im Orkney-Kontext immer wieder auftauchende Begriff passage tombs ist im Kontext der Diskussion von Orkney cairns weder fachsprachlich noch umgangssprachlich relevant. Dafür läuft die Differenzierung der Orkney cairns with chambers über die Art und Ausgestaltung der Kammern, wobei zwischen zwei Grundtypen unterschieden wird: a) den Orkney-Cromarty type cairns (vertreten durch die Untertypen mit tripartite-, stalled-, tripartite or stalled- und Bookan-type chambers) einerseits und b) den Maeshowe type chambered cairns andererseits. Sie alle haben Eingangspassagen. Die beiden Felsengräber (Dwarfie Stane und Crantit) werden dabei dem OC-Typ mit Bookan-type bzw. stalled chamber zugerechet. Weiterhin hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren eingebürgert, wissenschaftlich im Orkney-Kontext nur noch von cairns with chambers zu sprechen, den Zusatz tomb nur noch umgangssprachlich bzw. nur noch bei eindeutigen Befunden zu benutzen. Ursache dafür ist die in zahlreichen Fällen nicht zweifelsfrei erwiesene Funktion der Anlagen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Patric Ashmore: Maes Howe, HMSO, Edinburgh 1997, ISBN 1-900168-06-5
  • Frances Lynch: Megalithic tombs and Long Barrows in Britain, Shire Books, Princes Risborough 1997, ISBN 0-7478-0341-2
  • Michael P. Barnes: The Runic Inscriptions of Maeshowe, Orkney, Runrön 8, Uppsala 1994.

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