Maragha
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Maragha (auch Maragheh) ist eine Stadt in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan 130 km südlich von Täbris.
Maragha liegt in einem in nord-südlicher Richtung verlaufenden Flusstal an den südlichen Ausläufern des Sahand Gebirges. Die Stadt hat ca. 175000 Einwohner. Sie wird umschlossen von einer teilweise zerfallenen Mauer. 2 noch gut erhaltene Steinbrücken sollen aus der Zeit Hulagus stammen. Sie ist umgeben von ausgedehnten Obstplantagen, die sich bis zum 30 km westlich gelegenen Urmia-See erstrecken. Einer ihrer Ausfuhrartikel ist Trockenobst.
[Bearbeiten] Geschichte
Stadt und Region haben eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Nachdem die Stadt im 7. Jhdt. muslimisch wurde, fiel sie 1029 an die Oghusen. Diese wurden von einer lokalen kurdischen Dynastie abgelöst. 1221 wurde die Stadt von den Mongolen zerstört. Der Ilkhan Hulagu machte sie dann jedoch zu seiner Residenzstadt (später wurde die Hauptstadt nach Täbris verlegt). In dieser Zeit war Maragha Sitz des Katholikos-Patriarchen der Apostolischen Kirche des Ostens. Hulagu Khan war der Sohn einer syrischen Christin und 2 seiner Ehefrauen gehörten ebenfalls dieser Kirche an. Am 8. Februar 1265 verstarb Hulagu in Maragha und er wurde auf einer Inel im Urmia-See begraben. 1828 wurde sie dann für einige Zeit von Russland besetzt.
[Bearbeiten] Observatorium
Auf einem Hügel westlich der Stadt liegen die Ruinen des Observatoriums, das Hulagu 1259 für den Astronomen Nasir Al-din al-Tusi errichten ließ. Auf einem zitadelleartigen Gelände von 340 auf 135 m2 stand ein vierstöcktger Bau. An dem Observatorium und der Akademie arbeiteten neben iranischen und islamischen Forschern auch christlische armenische und georgische sowie chinesische Mathematiker und Astronomen. Die Bibliothek enthielt 40000 Bücher. Die Astronomen bestimmten z.B. die jährliche Präzession der Äquinoktien zu 51 Bogensekunden (heutiger Wert 50.3 ") oder 1° je 70.6 Jahre. Seit der Antike hatte man 66 2/3 Jahre angenommen. Die Ergebnisse wurden im Zij-Ilkhani (Tafeln der Ilchane) zusammengefasst, welche die Position der Sterne und Planeten nach den Ergebnissen ihrer Forschung beschreibt. Das Werk war eine der Quellen der späteren Arbeiten von Nikolaus Kopernikus. Für sein Modell der Planetenbewegungen hatte al-Tusi die Tusi-Paare eingeführt, eine Methode eine oszillierende Linearbewegung durch die Überlagerung zweier Kreisbewegungen auszudrücken. Kopernikus verwandte sie z.B. für die Behandlung der Trepidation, einer fälschlichen Oszillation der Äquinoktien, die auf Thabit ibn Qurra zurückgehen soll. Es ist möglich, dass der Timuridenfürst Ulugh Beg die Anlage als Kind sah und sie als Modell seines Observatoriums Gurkhani Zij in Samarkand nahm. Ein Himmelsglobus von 1279 aus dem Observatorium befindet sich im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden. Die Tradition wird seit 2003 fortgeführt vom Research Institute for Astronomy and Astrophysics of Maragha.
[Bearbeiten] Weblinks
- The Columbia Encyclopedia
- Maragha Observatory
- Scientists who made a difference
- Über Maragha beim RIAAM
- Kopie des Himmelsglobus in Frankfurt
- Research Institute for Astronomy and Astrophysics of Maragha
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
Koordinaten: 35°13'43" N, 49°42'33" O