Niedersächsische Mühlenstraße
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Niedersächsische Mühlenstraße ist eine Ferienstraße, die die Besucher zu niedersächsischen Mühlen führen soll. Dabei können sowohl Wasser- als auch Windmühlen besucht werden.
Die Niedersächsische Mühlenstraße ist keine festgelegte Route, sondern zeigt in der ersten Ausbaustufe Reisewege zu 128 Mühlen hauptsächlich in der Lüneburger Heide auf. Ihr Gebiet erstreckt sich von Bremervörde bis Lüchow-Dannenberg und von Harburg bis Gifhorn, wo sich das Internationale Mühlenmuseum befindet. Die zu besuchenden Mühlen sind unterschiedlicher Art, Wasser- und Windmühlen können besucht werden, die zum Teil zu Wohnhäusern ausgebaut, als Museum genutzt oder auch noch in Betrieb sind. Einige der Mühlen können lediglich von außen besichtigt werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die Niedersächsische Mühlenstraße wurde 1998 von dem "Mühlenförderverein Lüneburg e.V." mit dem Ziel gegründet die Mühlenstraße auf ganz Niedersachsen auszudehnen. Der erste Abschnitt wurde vom damaligen Niedersächsischen Landwirtschftsminister Karl-Heinz Funke am Deutschen Mühlentag 1998 an der Bardowicker Windmühle eröffnet. Die Mühlenstraße bestand zu dem Zeitpunkt aus 75 Mühlenstandorten.
2003 umfasste die Niedersächsische Mühlenstraße 128 Mühlen in folgenden Landkreisen:
- Lüneburg
- Lüchow-Dannenberg
- Uelzen
- Celle
- Soltau-Fallingbostel
- Rotenburg (Wümme)
- Harburg
- sowie außerhalb Niedersachsens:
- 1 Windmühle in Lauenburg (Schleswig-Holstein)
- 1 Wassermühle in Brahlstorf (Mecklenburg-Vorpommern)
Um die Mühlenstraße weiter auszudehnen wurde sie 2004 an die landesweit tätige "Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e.V." abgegeben.
Am 8.Juli 2006 wurde die Mühlenstraße auf das Gebiet zwischen Weser und Hunte, die Landkreise Nienburg/Weser und Diepholz ausgeweitet. Die Route ist jetzt 2130 Kilometer lang und führt zu 256 Mühlen.
[Bearbeiten] Mühlen
Die Mühlen der Niedersächsischen Mühlenstraße sind mit dem Emblem (Skizze der Huevener Muehle) der "Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e.V." gekennzeichnet und mit einer Informationtafel ausgestattet. Diese beschreibt Geschichte und Ausstattung der jeweiligen Mühle. Die Stationen der Mühlenstraße sind fortlaufend durchnummeriert.
[Bearbeiten] Landkreis Lüneburg
[Bearbeiten] Windmühle Handorf
Niedersächsische Mühlenstraße Nr. 3
1868/69 von Müller und Mühlenbauer Jürgen Meyer für seinen Sohn Georg erbauter Galerieholländer in Handorf mit zweigeschossigem Ziegelunterbau. Der achteckige Mühlenrumpf ist mit Reet eingedeckt. Georg Meyer baute 1907 einen Sauggasmotor ein. 1921 wurde die Mühle durch vollständige Erneuerung der technischen Einrichtung mit einem Walzenstuhl, einem Schrot- und einem Mahlgang ausgestattet. In 1960er Jahren legte Gerhard Meyer, der letzte aus der Handorfer Mühlendynastie die Mühle still und verkaufte sie. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb 1983 der heutige Eigentümer die Mühle und baute sie zu einer Wohnmühle um. Die 1989 erneuerten Holzflügel brachen durch Frühjahrsstürme 1998 ab und wurden durch Stahlruten im Jahr 2000 ersetzt. Die Mühle kann von außen besichtigt werden.
[Bearbeiten] Windmühle Hittbergen
Niedersächsische Mühlenstraße Nr. 13
Die linksseitig der Elbe liegenden Dörfer um Hittbergen unterlagen ursprünglich dem Mahlzwang der Lauenburger Mühle. Da es oft nur schwer oder gar nicht möglich war, den Fluss zu überqueren, ließen die Einwohner dieser Orte oft in Mühlen der linken Elbseite mahlen. 1726 errichtete der Lauenburger Müller Johann Schoel auf einem stehengebliebenen Rest eines früheren Elbdeiches in Hittbergen eine Bockwindmühle. 1807 wurde die Bockwindmühle durch eine Holländermühle ersetzt. Diese brannte jedoch 1886 ab. Daraufhin wurde der jetzige Galerieholländer mit zweistöckigem Unterbau und viergeschossigem geräumigen Achtkant bis zur Kappe aus Backsteinen aufgebaut. 1951 wurde von Windantrieb auf Motorantrieb umgestellt und 1961 die Mühle stillgelegt. 1998/99 wurden Flügel, Kappe und Windrose umfassend restauriert. Die Mühle wird zur Zeit als Wohnmühle genutzt. Der aktuelle Zustand der Mühle: Die Kappe ist mit Kupferblechen gedeckt, Die Windrosenflügel sind ohne Funktion. Die Mühle ist mit Segelgatterflügeln aus Stahlruten ausgeführt, obwohl die durchbohrte Flügelwelle und Reste der alten Flügelmechanik darauf hinweisen, dass die Mühle früher mit Jalousieklappenflügeln ausgestattet war.
Die Mühle ist von außen zu besichtigen. Das Grundstück darf auf eigene Gefahr betreten werden.
[Bearbeiten] Wassermühle Heiligenthal
Niedersächsische Mühlenstraße Nr. 18
Die Wassermühle liegt am südlichen Ortseingang von Heiligenthal, einem Ortsteil von Südergellersen und wird mit Wasser des aufgestauten Hasenburger Bachs betrieben. Der Standort ist seit dem 14. Jahrhundert als Mühlenstandort belegt. Die jetzige Mühle wurde 1950 aus Felsquadern, Backstein und Fachwerk aufgebaut. Das Wasserrad wurde durch eine Turbine ersetzt, sodass die Tagesleistung auf 5t erhöht wurde. Der Mahlbetrieb wurde 1981 eingestellt. Das zur Mühle gehörige seit 1749 bezeugte Schankrecht, wurde seit 1973 genutzt um den Mühlenhof allmählich in einen Gastronomiebetrieb umzuwandeln. Die zur Mühle gehörige Scheune wurde zum Restaurant umgebaut, das Mühlengebäude wurde als Hotel eingerichtet. Die Mühlentechnik ist weitestgehend erhalten. Die Turbine wird jetzt zur Stromerzeugung genutzt.
[Bearbeiten] Landkreis Giffhorn
[Bearbeiten] Internationales Wind- und Wassermühlenmuseum
Niedersächsische Mühlenstraße Nr. 65
Auf dem ca. 16ha großen Gelände werden 16 wiederaufgebaute, beziehungsweise nachgebaute Mühlen, zahlreiche Mühlenmodelle, ein Rundlingsdorf, sowie eine russische Stabkirche gezeigt.
Näheres siehe: Internationales Wind- und Wasser-Mühlenmuseum
[Bearbeiten] Landkreis Harburg
[Bearbeiten] Windmühle Eyendorf
Niedersächsische Mühlenstraße Nr. 115
Die Windmühle wurde 1897 von dem Mühlenbauer Bergmann, aus Salzhausen als Erdholländer mit einstöckigem Unterbau westlich von Eyendorf auf der hohen Geest errichtet. 1911 wurde ein Dieselmotor zur Verstärkung der Antriebskraft eingebaut. Die Mühle ist mit Jalousieklappenflügeln und doppelter Windrose ausgestattet. 1972 wurde durch einen Orkan die Kappe abgeworfen. Der Wiederaufbau der Mühle erfolgte erst 1981 durch den 1978 gegründeten „Verein zur Erhaltung der Eyendorfer Windmühle e.V.", so dass der gewerbliche Mahlbetrieb bis Ende der 1980er Jahre aufrecht erhalten werden konnte. Im Mai 1998 brach ein Flügel aus Fichtenholz während eines Mühlenfestes. Die im selben Jahr ersetzten Flügel aus Pitchpine mussten bereits im Jahr 2000 durch Stahlruten ausgetauscht werden. Die Mühle wird als Museumsmühle genutzt und ist zu festgesetzten Terminen in Betrieb. Am letzten Samstag im Mai findet alljährig ein Mühlenfest statt.
[Bearbeiten] Windmühle Garlstorf
Niedersächsische Mühlenstraße Nr. 128
Die Windmühle Garlstorf ist ein Galerieholländer mit zweistöckigem Unterbau aus Backstein und vierstöckigem sehr schlanken, mit Schiefer gedeckten Achtkant und wurde 1865 durch die Gebrüder Benecke aus Kirchgellersen errichtet. Die taillierte Form des Achtkants soll Windverwirbelungen an den Flügeln reduzieren und so eine bessere Windausnutzung gewährleisten. Die Mühle wurde zunächst von Herrmann Benecke betrieben, erlebte dann verschiedene Besitzerwechsel. Sie wurde 1920 von dem Mühlenbesitzer Heinrich Bornemann aus Luhmühlen erworben, der sie 1924 zur Motormühle umbaute und 1934 die Mühlengebäude vergrößerte. 1964 wurde die Mühle mit drei Walzenstühlen und einem Schrotgang betrieben. Danach wurde sie bei weiteren Besitzerwechseln schrittweise stillgelegt und zur Wohnmühle umgebaut. Die innere Mühlentechnik wurde entfernt. Der jetzige Eigentümer führte umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen durch und versah die Mühle wieder mit Flügeln und Windrose. Der aktuelle Zustand der Mühle: Die mit Holzschindeln gedeckte und mit einer zusätzlichen Galerie versehene Kappe sowie das Flügelkreuz sind festgesetzt. Der durchbohrte, gusseiserne Wellenkopf weist darauf hin, dass ursprünglich wohl Jalousieklappenflügel vorhanden waren. Das Bruststück und die Ruten des jetzigen Flügelkreuzes sind als mehrschichtige Einzelhölzer ausgeführt, die durch Stahlzwingen zusammengehalten werden.