Obertribunal Wismar
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Das Obertribunal Wismar war von 1653 bis zur Verlegung des Gerichtssitzes nach Stralsund und weiter nach Greifswald im Jahr 1803 das höchste Gericht in den schwedischen Besitzungen auf dem Europäischen Festland.
Die Stadt Wismar, in der seit der Stadtrechtsverleihung 1266 Lübisches Recht gegolten hatte, wurde 1632 durch Schweden besetzt und zusammen mit dem näheren Umland 1648 der Insel Poel und dem Amt Neukloster durch den Westfälischen Frieden dauerhaft Schweden zugesprochen. Zu Schweden kamen zu dieser Zeit auch als deutsche Reichslehen Schwedisch-Pommern (bis 1815) und die Herzogtümer Bremen und Verden (bis 1712), die als ein einheitliches Gebiet von Stade aus verwaltet wurden, sowie das Domkapitel von Hamburg.
Die Administration dieser Gebiete machte auch eine eigene Gerichtsbarkeit erforderlich. Dazu wurden in diesen Gebieten Eingangsgerichte der ersten Instanz und Appellationsgerichte für den zweiten Rechtszug (heute zumeist Berufung genannt) geschaffen. Als höchste und letzte Instanz zur Entscheidung über Rechtsmittel gegen die Entscheidungen der Appellationsgerichte wurde 1653 unter Königin Christina I. von Schweden das Tribunal in Wismar eingerichtet. Es hatte seinen Sitz im prächtigen Renaissancegebäude des Fürstenhofes, der heute noch in der Altstadt als Kulturdenkmal erhalten ist und vom Amtsgericht und dem Stadtarchiv genutzt wird.
Das Königliche Obertribunal Wismar wurde in seiner Struktur und auch in seiner Rechtsprechung entscheidend von seinem ersten Vizepräsidenten David Mevius geprägt. Dieser schuf 1656 die Verfahrensordnung des Tribunals, die zu ihrer Zeit Vorbildcharkter auch im Deutschen Reich erlangte.
Ab 1753 wurde das Obertribunal für Klagen gegen die Universität Greifswald sachlich als Gericht erster und einziger Instanz zuständig.
Nach der Verlegung des Gerichtssitzes nach Greifswald wurde das Gericht 1810 zum Oberappellationsgericht Greifswald.
[Bearbeiten] Aktenverwahrung
Die nachgelassenen Akten des Obertribunals Wismar befinden sich zum Teil im Stadtarchiv Wismar, also an Ort und Stelle, zum Teil im Stadtarchiv Greifswald, im Landeshauptarchiv Niedersachsen aber auch im Reichsarchiv Stockholm, dort auch als Bestandteil der Gadebuschsammlung des Staatsrechtlers Thomas Heinrich Gadebusch.
