Orografie
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Die Orografie ist ein Spezialgebiet verschiedener Geowissenschaften und beschäftigt sich mit Höhenstrukturen auf der natürlichen Erdoberfläche. Hauptthema ist der Verlauf und die Anordnung von Gebirgen und die Fließverhältnisse von Gewässern.
Das zugehörige Adjektiv orografisch bezeichnet Erscheinungen, Eigenschaften und Zusammenhänge, die von Hangneigungen und -Richtungen (Exposition) der Geländeoberfläche und ihren fließenden Gewässern geprägt werden.
Der Name "Orografie" kommt vom griech. ορος "Berg" und γραφειν "(be)schreiben". In die Alltagssprache ist er vor allem durch die Uferbezeichnung von Flüssen eingegangen:
[Bearbeiten] Die orografisch linke Seite
eines Fließgewässers ist jene Seite, die sich in Fließrichtung - also von der Quelle zur Mündung gesehen - links befindet. Die gegenüberliegende Seite heißt (orografisch) "rechts".
Auch die Nebenflüsse eines Stromes werden in diesem Sinn benannt - also mit Blickrichtung zur Mündung. Zum Beispiel ist der Main ein "orografisch rechter" Nebenfluss des Rhein, und die Flüsse Inn und Theiss sind jeweils der wasserreichste "rechte" (Inn) und "linke" (Theiss) Nebenfluss der Donau.
Im Rheintal werden die Städte danach unterschieden, ob sie rechts- bzw. linksrheinisch liegen. Gefördert wurde diese Sprachregelung durch die politische Gliederung und die nahe Grenze zu Frankreich.
[Bearbeiten] Fachliche Analysen
Von Fachleuten werden orografische Methoden hauptsächlich bei geowissenschaftlichen Analysen von Gebirgsketten und von Flusssystemen verwendet.
So spricht man von "orographisch stark gegliedertem" Gebiet, wenn die Gebirgszüge relativ unregelmäßig oder die Täler tief eingeschnitten sind. "Orografisch regelmäßig" ist hingegen die Gliederung der meisten jungen Faltengebirge, und orografisch gleichförmig sind etwa die Hochflächen vieler geologisch alter Rumpfgebirge. Hingegen kann ein Hügelland eine Mischform dieser Typisierungen sein.
Als "orografisch kompakt" wird z.B. das Isergebirge beschrieben. Über langen Berghängen kann man oft spezielle Wolkenbildungen beobachten. Sie werden meist durch die solare Thermik bzw. die Aufwinde "orografisch angeregt" - und im Drachen- oder Segelflug energetisch ausgenützt. Detailliert können solche Vorgänge durch Digitale Geländemodelle und Berechnung der Einstrahlung untersucht werden, wie etwa bei einem Projekt im Schwarzwald, siehe "Vertikator", Uni Karlsruhe
In der Geologie bzw. der Geophysik gibt es starke Zusammenhänge zwischen den orografischen Vorzugsrichtungen von Gebirgszügen bzw. Tälern, von geologischen Störungen und von der Ausrichtung der vorherrschenden Kluftsysteme in den Gesteinen.