Partschefeld
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Partschefeld ist ein Ortsteil der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen.
[Bearbeiten] Geschichte
Aus den Wirren der Völkerwanderung entstand an der Saale (lat. für Salzfluss), ein kleines Königreich – später Thüringen genannt. Das Gebiet war äußerst dünn besiedelt. Es lebten hier Germanen neben Wenden, Sorben und weitere Völker. Während die germanischen Stämme anfingen, sesshaft zu werden, Siedlungen errichteten und Felder bestellten, waren die Wenden eher Nomaden und lebten von Viehzucht.
Ortsgründungen gab es sowohl durch germanische wie auch durch wendische Gruppen meist in der Nähe zu Burgen, also zu Zufluchtsstätten.
Im Zuge der Christianisierung besetzten die Franken das kleine Königreich und setzten des Schreibens kundige Verwalter in den Ländereien ein. Schreiben bedeutet Graph- daher die Amtsbezeichnung „Graf“. Die sesshaften Germanen waren gut zu verwalten, sie hingen an ihrer Scholle, nur den Wenden konnte man nicht so leicht etwas abnehmen, da sie mit ihrem Vieh umherziehen und Grenzen leicht übergehen konnten. Auch hatten die Wenden Burgen, in die sie sich zurückziehen konnten. So eine Wendenburg muss unsere Hünenburg gewesen sein. Kann es auch sein, dass die steinige Hügelaufschüttung in der Nähe der Kulmsen ein Hünengrab ist? An der Hünenburg, wie auch an den Kulmsen sind Steinbeile gefunden worden.
Da nun aber die Wenden so schwer zu unterjochen waren, wurden sie mit päpstlicher Order bekämpft. Teils gewaltsam umgesetzt in besondere Dörfer, auch in Wenden (Slaven)-quartiere deutscher Dörfer, teils als Knechte oder Tagelöhner in Abhängigkeit gebracht. Das Wort Slawe heißt nichts anderes als Sklave! Die heidnischen Wenden wurden versklavt!
Partschefeld soll so eine „slawische“ Siedlung sein. Hier reihte sich Haus an Haus zu einem zweizeiligem Straßendorf am Hügelrücken der Bundsandsteinhochfläche.
Allerorten wurden nun fränkische Adelshöfe errichtet. Um sie herum erhielten fränkische Siedler sogenannte Hufen, d. h. Hofeinheiten zugeteilt. In Partschefeld entstand ein Vorwerk, d. h. eine Außenstelle vom Rittergut in Uhlstädt welches von einer Pächterfamilie verwaltet wurde. Der Schafstall des Vorwerkes könnte ursprünglich für militärische Zwecke als Kastell errichtet worden sein. Dies würde auch den unterirdische Gang, dessen Reste man beim Bau der Wasserleitung 1906 fand, erklären. Neben dem alten slawischen Zeilendorf entstand um das Vorwerk herum ein Haufendorf. Die Grafen hier waren die von Orlamünde.
Der Name des Ortes wurde mehrfach abgewandelt. So hieß er 1373 villa Parczeval, 1378 Parschefal, 1491 „Patzelsdorff“, Partzefeilt. Irgendwann einigte man sich auf die heutige Schreibweise, aber auch heute erscheinen gelegentlich Varianten.
Partschefeld war früher ein ansehnliches Dorf. Doch seine Lage auf der Bundsandsteinhochfläche machte es sehr vom guten Wetter abhängig. Regnete es zuviel – stand das Wasser auf den Feldern und die Saat verkam, regnete es zuwenig vertrocknete alles und mehrmals brannten Häuser, Scheunen und Ställe ab, weil es an Löschwasser fehlte. 1706 war wohl das schlimmste Feuer ausgebrochen. Nur fünf Häuser überstanden das Inferno. Die Kirche nahm Schaden. Total verarmt müssen viele Familien damals das Dorf verlassen haben, denn es wurde nie mehr in der ursprünglichen Größe aufgebaut.
Wasser war ein Problem. Es gab zwar drei Teiche im Ort, aber nur der weit unten am Ortsausgang gelegene hatte eine Quelle (Born), die anderen beiden waren immer schon vom Zufluss von Niederschlagswasser abhängig und deshalb oft nur Schlammlöcher. Selbst der sogenannte Bornteich kann nicht immer Wasser gehabt haben, wie uns die Geschichte von der „gesäckten Frau“ berichtet (1623). Einzelne Bauern ließen sich darum Brunnen bauen. 20 Meter und mehr musste man schon graben, um eine Wasserader oder Grundwasser zu finden. So ein Brunnen gehörte auch zum alten Pfarrhaus. Es diente auch als Schulhaus. Es stand auf Rittergutsgrund, da wo später der Schulgarten eingerichtet wurde. Baulich unterschied es sich wenig von den Dorfhäuser der Zeit. Vorstellen kann man es sich noch gut, man braucht sich nur das in der Nachbarschaft noch immer stehende älteste unverändert gebliebene Haus von Partschefeld (16. Jahrhundert) anzusehen.
Ein Sühnekreuz und die Flurbezeichnung „Kreuzenberg“ zeugen von einer tragischen Auseinandersetzung der Schäfer des Ortes. 1529 war der letzte Pfarrer hier, er beklagte sich über zu geringes Einkommen, war dann fort – Gott weiß wohin und das Häuschen vefiel. Erst 1653, als dem Dorfe ein Lehrer beschieden wurde, zog dieser in das alte Haus. Die Lehrer wechselten oft und aus den verschiedensten Gründen. Das Schulgeld war gering und demnach der Lehrer arm. Lehrer wie Schüler mussten erst einmal sehen, dass sie die Fron ableisteten und selber was zu essen hatten. Neunundzwanzig Jahre blieben die Partschefelder vom Dreißigjährigem Krieg (1618–48) verschont. Nur 1647 soll es Plünderungen von den Kaiserlichen gegeben haben. Die Franzosen, die1806 das Land unsicher machten fanden uns nicht.
Nachdem der Schulneubau von1707 sicher aus Gründen allzu großer Sparsamkeit nicht all zu lange stand, wurde im Jahre 1774 ein neues Schulhaus errichtet. An dessen Stelle steht die Dorfschule, die bis in die 50er Jahre bestand, dann bis Herbst 1972 Erntekindergarten war und nun ein Mietshaus ist.
1780 ordneten die Herren von Kochberg an, das alle Dörfer ihres Herrschaftsbereiches Weinberge anzulegen haben. So wurde das Schiftal zum Weinberg terrassiert. Der Erfolg war mäßig, auch spülte schnell das Regenwasser den sandigen Boden mit samt den schweren Mauern wieder ab. Reste der Terrassen sind noch zu entdecken. Hier stehen jetzt noch zahlreiche Kirschbäume, die nach Aufgabe des Weinberges etwa um 1850/60 angepflanzt wurden. Mit dem Verkauf des Vorwerkes 1856 und dem Weckfall der auf den Leuten lastenden Fronabgaben (Abschaffung der Leibeigenschaft) begann auch in Partschefeld der wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung. Die Aufteilung und der Verkauf des Gutes ermöglichten den Bauern und Dörflern ihre Wirtschaften zu entwickeln, förderten die Viehwirtschaft, die Bautätigkeit, Handwerk, Handel und Kultur.
Bis zum 1. Weltkrieg fand jährlich am 1. Sonntag im Juli das Kirschfest statt. Da wurde der Tanzplan auf dem Dorfplatz neben der Kirche aufgebaut, mit Birken und Fichten geschmückt. Eine Kapelle spielte und der Fahrweg wurde zur Kegelbahn. Bierausschank fand bei Hennigs statt. Auf dem Dorfplatz stehen uralte Linden und eine ebenso alte Eiche. Die älteste Linde war die neben dem Eingang zur Kirche. Sie ist im Siegel der Dorfgemeinde verewigt.
Viel gebaut wurde am Ende des 19. Jahrhundert Der Gastwirt Grunert errichtete sogar einen Tanzsaal und eine Kegelbahn im jetzigen Hof Salach. Das Schankrecht war in Partschefeld oft Gegenstand von Streitereien. Gefeiert und gestritten hatte man hier viel. Durch die Sandgruben der Porzellanfabrik waren auch viele Fuhrleute unterwegs, die auch gern in Partschefeld einkehrten. Durch die Einführung einer Biersteuer versuchte die Gemeinde Einfluss zu nehmen auf Sitte und Moral und Anteil zu haben an den Einnahmen. Für Neubauten, Anbauten und sonstige Baumaßnahmen hatten die Betreffenden Antragsteller den so genannten Steingroschen zu zahlen. Er war eine Abgabe an die Gemeinde, wofür von der Gemeinde auch ein wenig Bauland abgelassen worden ist.
Die Entwicklung des Dorfes im 20. Jahrhundert wurde durch die Weltkriege (1914–18 und 1939–45), die Weltwirtschaftskrise (1929–33) und der Teilung Deutschlands bestimmt. Die Einwohner leisteten gegen geringfügige Bezahlung oder durch freiwillige Arbeit wie: Gemeindedienst, „Nationales Aufbauwerk“ (NAW) oder „Volkswirtschaftliche Masseninitiative“ selbst bauliche Entwicklungsarbeit.
1906 wurde mit dem Bau der Wasserleitung begonnen. Die Arnstalquelle wurde gefasst. Sie hatte damals soviel Druck, dass ihr Wasser über eine Widderanlage ins Dorf gedrückt wurde. Wenn der Druck fehlte kam kein Wasser im Dorf an. Also verkaufte die Gemeinde die 4 Widder und kaufte eine Windturbine und die Windradanlage. Mit der Elektrifizierung des Ortes wurde eine Wasserpumpe angeschafft. Von der Windkraftanlage steht noch der Turm, die Schaufeln sind inzwischen alle heruntergefallen.
Zur Instandhaltung der Straße wurden die Dorfbewohner Jahr für Jahr herangezogen. In NAW-Arbeit schufen sich die Partschefelder ein schönes Kulturhaus. 1966 wurde der Feuerlöschteich auf 200 m³ Speichervolumen erweitert und befestigt. Die Freiwillige Feuerwehr (FFW) war vor allem in den 70er und 80er Jahren sehr aktiv und gewannen dank der Führung durch Günter Ulrich einen Wettkampf nach dem anderen.
Einkaufen konnte man Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfes im Kaufmannsladen des Arno Günther. Nebenher war er weitbekannt mit seiner Ziergeflügelzucht. Bier gab es immer noch bei Hennigs. Hennigs Kurt hat nebenan gleich noch die Schuhe repariert. Körbe bestellte man bei Robert Schöning. Die Kirmeskleider nähte das Fräulein Broschinski die als Flüchtling mit ihren Eltern und einer Nichte im Gasthaus Bageritz einquartiert war und da noch bis 1996 lebte.
Das Gasthaus Bageritz beherbergte zwischen den Weltkriegen Urlauber, vor allem aus Leipzig und Berlin. Gartenlauben und Liegestühle im Grasgarten des Gasthauses, beschilderte Wanderwege und Bänke an den idyllischen Plätzen in Wald und Flur, das eigens angelegte Freibad am Bornteich und der Aussichtsturm auf dem Kreuzenberg boten den Urlaubern Ruhe und Erholung sowie einen günstigen Ausgangspunkt für viele lohnende Ziele der Umgebung.
[Bearbeiten] Weblinks
- Website des Ortes Partschefeld
- Website der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel
- Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
Koordinaten: 50° 45' N, 11° 26' O