Pasigrafie
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Eine Pasigrafie (griechisch: pan/pas- = alle + graphein = schreiben) ist ein Schriftsystem, das für Menschen der unterschiedlichsten Sprachen verständlich sein will. Piktogramme an Orten, an denen Angehörige vieler verschiedener Nationen und Sprachen zusammen kommen (z. B. internationale Flughäfen), sind ein Schritt in diese Richtung. Die Piktogramme, die der Gestalter Otl Aicher bei den Olympischen Spielen von München 1972 schuf, waren ausgezeichnete Orientierungshilfen, waren jedoch auch weit davon entfernt eine vollständige Schrift zu sein.
Die Pasigrafie ist per definitionem eine Universalschrift mit allgemein verständlichen Zeichen. Diese Idee geht auf Leibniz zurück. Bei ihm heißt diese Idee lateinisch "scriptura universalis" oder französisch "écriture universelle". Beides bedeutet Universalschrift.
Leibniz experimentierte sein Leben lang mit Entwürfen zu einer Universalsprache und einer Universalschrift. In einer Denkschrift schlug er Peter dem Großen eine Fragebogenaktion zur Ermittlung eines Kernwortschatzes entlegener Sprachen aus dem russischen Kolonialgebiet vor. Auch für die chinesische Schrift interessierte sich Leibniz aus diesen Gründen und er stand in regem Briefverkehr mit Jesuiten, die in der Chinamission tätig waren.
Eine solche Kunstsprache ("lingua" : characteristica universalis) verlangt eine maximale Anpassung an logisch-philosophische und mathematische Strukturen. Die Wörter sollen, nach Leibniz, nicht nur Ideen wiedergeben, sondern auch deren Beziehungen veranschaulichen.
Die universale symbolische Sprache sollte drei Zielen dienen:
- eine internationale Hilfssprache sein,
- ein einfaches System von Symbolen zum Ausdruck des existierenden und des möglichen Wissens sein und
- als Werkzeug mit formalen Regeln zur Entdeckung neuer Wahrheiten aus bereits bekannten dienen.
[Bearbeiten] Personen, die versuchten, eine Universalschrift zu schaffen
- Der Franzose Jean François Sudre konstruierte sein Solresol auf den sieben Solmisations-Silben (do, re, mi...). Diese Schrift-Sprache konnte gesungen, geschrieben und gesprochen werden.
- Der deutsche Koreanist Andre Eckardt schuf ausgehend von den chinesischen Schriftzeichen eine Schrift, die er Safo (= Sinnschrift) nannte.
- Der österreichisch-ungarische Jude Karl Blitz (Charles Bliss), der auf seiner Flucht im Ghetto von Shanghai die chinesische Schrift kennen lernte, schuf die Bliss-Symbole.
Blitz fiel auf, dass die Schriftzeichen in verschiedenen Provinzen Chinas unterschiedlich ausgesprochen wurden, aber in ganz China gleich verstanden wurden. Doch seine so genannte Semasiografie geriet in Vergessenheit, bis Jahrzehnte später eine kanadische Behindertenorganisation nach leicht erlernbaren Symbolen für spastisch Gelähmte suchte.