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Pflegeplanung - Wikipedia

Pflegeplanung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Pflegeplanung wird in der Kranken- und Altenpflege die schriftliche Arbeitsvorbereitung genannt. Sie will eine planvolle und systematische Arbeitsweise aller beteiligten Pflegekräfte ermöglichen. Die Methode schlägt sich in verschiedenen Formularen nieder, deren wichtigstes der mehrspaltige Pflegeplan ist. Aber nicht die Formulare sind die Hauptsache, sondern die Verbesserung der Pflege der KundInnen.

Begrifflich gibt es weite Überlappungen mit dem Wort Pflegeprozess - darin wird allerdings mehr auf das Gesamtgeschehen, weniger auf die Arbeitstechnik, abgehoben.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Ursprünge der Pflegeplanung liegen in den USA der fünfziger Jahre.

Virginia Henderson, die neben der Entwicklung und der Einführung solcher Begriffe wie "Grundpflege" in den USA auch berufspolitische Ziele verfolgte, war an dieser Entwicklung sehr interessiert.

  • 1960 erschienen die ersten Fachartikel über die Pflegeplanung.
  • Die systematische Einführung in amerikanische Kliniken erfolgte ab 1970.
  • Kurze Zeit später erreichte diese Idee Großbritannien. Dort erschien 1979 das erste Lehrbuch zur Pflegeplanung.
  • Im deutschsprachigen Raum übernimmt Liliane Juchli bereits 1974 das auf Henderson basierende Konzept in ihr Pflege-Lehrbuch.
  • 1981 erschien das erste spezielle deutschsprachige Buch zur Pflegeplanung.
  • Seit den 90er Jahren setzt sich die Pflegeplanung auch in der deutschen Pflegepraxis zunehmend durch. Monika Krohwinkel trug mit ihrer Forschungsstudie zur Apoplexie wesentlich dazu bei.
  • Die Qualitätsmaßstäbe der gesetzl. Pflegeversicherung machten Pflegeplanung ab 1995 zum State of the Art der Arbeitsvorbereitung.

[Bearbeiten] Begriffe und Intentionen

Für die Pflegeplanung ist eine Einigung auf eine professionelle Pflegetheorie in der jeweiligen Einrichtung sinnvoll, aber nicht unbedingt notwendig. Das sind beispielsweise die an den Bedürfnissen orientierten Pflegetheorien von Orem, Roper, Logan & Tierney oder V. Henderson (nur eine Auswahl). Orientierung können aber auch die Pflegediagnosen der NANDA bieten. Im Kern geht es um einen Qualitätskreislauf der aus wiederkehrender Informationssammlung, Maßnahmen-Festlegung, Durchführung und Evaluation besteht.

Das Wort "Pflegeplanung" betont im Unterschied zum Begriff "Pflegeprozess" mehr die intellektuelle Vorbereitung und weitere Verarbeitung der Pflegehandlungen durch die/den verantwortliche Pflegende auf einem Blatt Papier zum Nachlesen für alle Berechtigten.
Vergleiche dazu ärztliche Schweigepflicht im StGB und den Sozialdatenschutz
Erstellt wird sie je nach Organisation der Pflege durch eine Fachkraft, die BezugspflegerIn, die Schichtleitung. In diesen Ablauf müssen die anderen beteiligten Berufsgruppen der Heilberufe ( z. B. ÄrztIn, Physiotherapie) eingebunden werden. Das geschieht häufig in Form der Visiten oder der Fallbesprechungen. Die Pflegedokumentation ist im Krankenhaus Teil der ärztl. Patientenakte. Im Pflegeheim oder der Sozialstation trägt dafür die jeweilige Institution die volle Verantwortung.



Pflegeplan für Hr. Müller 
Stand 30. Feb. 2007
Probleme, Fähigkeiten/Ressourcen - Ziele - Maßnahmen Erfolge/Evaluation
Bsp.problem 1 - dazu gehörige eigene Fähigkeiten Ziel 1 Formulierung Maßn. 1 a) und Maßn. 1 b)
Bsp.problem 2 Ziel 2 Formulierung Maßn. 2 Ziel am XX.YY. erreicht
etc.

Abbi. 1: Typische Aufteilung eines Pflegeplans (als vierspaltiges Formular)

[Bearbeiten] Die einzelnen Planungsschritte

Es werden hier die einzelnen Schritte dargestellt, die aus einer spontanen, ungeplanten Pflege einen geplanten Ablauf (Prozess) werden lassen:

  • Es beginnt mit der Informationssammlung zum Ist-Zustand des pflegebedürftigen Menschen - dabei werden alle erfragten oder nachlesbaren Informationen im Formular den Bereichen der Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) bzw. AEDL zugeordnet.
  • Im Pflegeplan werden gleichzeitig Probleme und Fähigkeiten/Ressourcen für jeden ATL-Bereich berücksichtigt und je nach Dringlichkeit Prioritäten gesetzt. Also z. B. ob eine Person gelegentlich Hilfe beim "Sich Bewegen" benötigt oder bei der Nahrungsaufnahme vollständig auf Hilfe angewiesen ist.
  • Auf dieser Informationsgrundlage werden realistische (d. h. erreichbare) Pflegeziele festgelegt und in den Pflegeplan geschrieben. Im Idealfall werden sie zwischen Patient/Pflegekunde und Pflegepersonal vereinbart und nicht nur einseitig festgelegt. Es kann in Fernziel und die dafür erforderlichen Teilschritte unterteilt werden.
  • Danach werden all die pflegerischen Maßnahmen aufgezählt, die zur Erreichung der Pflegeziele angewendet werden sollen. Zeitpunkt und Personalaufwand dafür sind anzugeben. In den Pflegeplan können an dieser Stelle Pflegestandards einbezogen werden. Sie ersetzen aber nicht die individuelle Planung. Sie erleichtern die Beschreibung der beabsichtigten Leistungen. Durch solche Beschreibungen erhalten auch die PflegekundInnen die Sicherheit, dass Qualitäts-Mindestmaßstäbe eingehalten werden.
  • Es folgt als zentraler Schritt natürlich die Durchführung der Pflege. Wird aus aktuellem Grund von der Planung abgewichen, ist das mit Begründung zu notieren. Dazu wird in der Dokumentation die zeit- und fachgerechte Durchführung der Pflegemaßnahmen im Formular Pflegebericht und/oder Leistungsnachweis zeitnah bestätigt bzw. aufgeschrieben. Dies Berichte sind nicht Bestandteil sondern Grundlage für die weitere Pflegeplanung.
  • Eine regelmäßige Überprüfung des Pflegeplanes, um Wirksamkeit, Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Pflegemaßnahmen zu beurteilen, ist von Anfang an vorgesehen. Die Häufigkeit der Überprüfung richtet sich nach Krankheitsbild und Behandlungs- bzw. Pflegevertrag. Sie erfolgt in der letzten Spalte des Pflegeplanformulars und hält das Ausmaß des erreichten Erfolgs fest. Der aus dem Englischen stammende Fachausdruck dafür: Evaluation.
  • Der genannte Kreis schließt sich, indem in regelmäßigem Abstand, bzw. wenn sich neue Informationen ergeben haben, der Pflegeplan überprüft und überarbeitet und damit der neuen Situation angepasst wird. Eine abschließende Beurteilung sollte beim Austritt aus der Pflegeinstituion vorgenommen werden.

Häufig wird für den gesamten Vorgang der aus der Technik stammende Begriff Regelkreis zur Beschreibung verwendet, weil sich die Einzelschritte quasi gegenseitig steuern und bei Veränderungen eine Anpassung vorgesehen ist. Die Anzahl der Einzelschritte wird unterschiedlich angegeben. In älteren Lehrbüchern fing es mit 4 Stadien an. Die Nummerierung ist aber sicher nebensächlich. Einigkeit besteht über die Erforderlichkeit aller oben genannten Schritte.

Umstritten ist zum Teil die Frage, ob für jede Aktivität des täglichen Lebens oder jeden Lebensbereich im Planungsformular etwas stehen muss. Dafür gilt aber der Grundsatz professioneller Pflege, dass Pflegekräfte nur in den Bereichen tätig werden, wo ihre Unterstützung gewünscht und erforderlich ist. Hat also eine Pflegekundin z. B. im Bereich der Kommunikation ihre volle Selbständigkeit, wird in dieser ATL/AEDL keine Planung erforderlich sein. Nur bei der Informationssammlung muss eine Pflegekraft zunächst überprüfen, ob diese Selbstbestimmung und Selbständigkeit vorhanden ist.

[Bearbeiten] Qualitätsmerkmale der Pflegeplanung

- Worin liegt die Qualität der Pflege und ihrer Planung? - Woran ist diese Qualität erkennbar? Diese scheinbar einfachen Fragen sind gar nicht so einfach zu beantworten. Gute Qualität der Pflege und entspr. der –planung und der –dokumentation liegen vor, wenn Pflege im Sinne der ganzheitlichen Behandlung einer Person berücksichtigt - dass diese gleichzeitig besteht aus

  • physischem / körperlichen Bereich
  • psychischen / geistig-seelischem Bereich
  • sozialem Bereich und
  • auch von drohenden und durch erfahrene Pflegekräfte vermuteten Pflegeproblemen erfasst werden kann.

Der Pflegeplan muss deshalb subjektive und objektive Erfordernisse berücksichtigen.

D. h. auch, dass die Ziele diese unterschiedlichen Bereiche der Person umfassen müssen. Sonst ist die (begründete) Fehlanzeige in der Dokumentation erforderlich!


Die Qualität der Pflegeplanung lässt sich vor allem weiteren daran erkennen, ob

  • Pflegeprobleme begründet werden (z. B. Bedürfnis aufgrund ATL)
  • Aufstellung bzw. Zuordnung der Ziele begründet erfolgt
  • der/die Patientin/-en, Kundin/-e in die Festlegungen der Planungsschritte einbezogen ist.
  • die Pflegemaßnahmen klar nach Zeit und Personalbedarf festgelegt sind
  • die Ziele erreichbar sind
  • das Erreichen der Ziele überprüft wird


Das Vorgehen zur Überprüfung dieser Merkmale kann in einem Organisationsstandard der Einrichtung geregelt sein. Es sollte zu den Führungsaufgaben der verantwortlichen Pflegefachkraft gehören. Neben stichprobenartigen Überprüfungen gehören dazu auch systematische Auwertungen der erreichten Pflegeziele.

Die Überprüfung der Pflegepläne erfolgt intern durch die genannten Evaluationsschritte und extern durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK), der für seine Kassen-Mitglieder (im Rahmen der Pflegeversicherung) die angemessene Versorgung stichprobenartig überprüft. In Pflegeheimen kann außerdem die Heimaufsicht prüfen. Bei Neueinstufungen erfolgt routinemäßig eine Überprüfung der bisherigen Versorgung.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Marlies Ehmann, Ingrid Völkel: Spezielle Pflegeplanung in der AItenpflege. Stationäre und ambulante Pflege alter Menschen. 292 S. Urban&Fischer Verlag, Stuttgart. 1997. ISBN
  • V Fiechter , M Meier : Pflegeplanung. Eine Anleitung für die Praxis. Basel, Recom. 1981 2.A; 1985, 4. A. ISBN
  • Barbara Messer: Pflegeplanung für Menschen mit Demenz - was sie schreiben können u. wie sie es schreiben sollen. ISBN
  • Adelheid von Stösser. 1992, 94 2.A, 97 3. erw. A: Pflegestandards. Erneuerung der Pflege durch Veränderung der Standards. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, London, New York. , 236 S. ISBN 354058124-3
  • Adelheid von Stösser 1996: Qualitätsstandards in der Altenpflege. Band 1 und 2. 123 Standardvorlagen zur individuellen Überarbeitung. Selbstverlag. (Beispiele im www)
  • Beate Swoboda (1998): Pflegeplanung in der Altenpflege - ein Plädoyer für die Arbeit mit dem DBVA-Modell. In: Altenpflegerin + Altenpfleger, Fach- und Inform.organ des DBVA, Duisburg. ISSN 09 40-2047, Ausgabe 3/4 1998.

[Bearbeiten] Weblinks


PflegeWiki.de Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem GFDL-lizenzierten Text, der aus dem PflegeWiki übernommen wurde. Eine Liste der ursprünglichen Autoren befindet sich auf der Versionsseite des entsprechenden Artikels.
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