Phowa
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Phowa (tibetisch Po-bha), Bewusstseinsübertragung ist eine besondere Meditations-Praxis des tibetischen Buddhismus. Sie wird generell zu den Sechs Yogas von Naropa gezählt, auch wenn nicht alle Phowa-Übertragungen von Naropa ausgehen.
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[Bearbeiten] Phowa-Varianten
Es gibt verschiedene Arten von Phowa:
- Phowa zur Erlangung des Dharmakaya, ein Phowa für Praktizierende mit höchsten geistigen Fähigkeiten
- Phowa zur Erlangung des Sambhogakaya, ein Phowa für Praktizierende mit hohen Fähigkeiten
- Phowa unermesslichen Mitgefühls, ein Phowa für Schüler mit mittleren Fähigkeiten
- Phowa des Reinen Landes, ein Phowa für gewöhnliche Menschen ohne besondere Voraussetzungen.
- Phowa des eisernen Hakens (gemeint: Leithaken des Elefantenführers), ein Phowa um Wesen, die selbst nicht Phowa ausführen können, mittels der Praxis eines befähigten Praktizierenden den Zugang zu einem Reinen Land zu ermöglichen. Der eiserne Haken lässt sich ins deutschem mit "Rettungshaken" übertragen. So wie der Elefantenführer mit seinem Haken den Elefanten in die richtige Richtung lenkt, so lenkt der eiserne Haken spirituell untrainierte Personen.
[Bearbeiten] Reines Land-Phowa
Mit dem Reinen-Land-Phowa soll bereits zu Lebzeiten die Übertragung des Bewusstseins in das "Reine Land" des Buddha Amitabha (Dewachen) trainiert werden. Nach der Auffassung des tibetischen Buddhismus verlässt das Bewusstsein nach Todeseintritt den Körper durch eine von 9 Körperöffnungen (Augen, Ohren, Nase, Mund, Harnröhre oder Anus). Diese werden auch als Tore zu den jeweiligen sechs traditionellen Wiedergeburtsbereichen betrachtet. Ein, nach der Überlieferung, von grobem Leiden freier Wiedergeburtsbereich ist das sogenannte Reine Land des Buddha Amitabha, genannt Dewachen. Die mit diesem Reinen Land assoziierte Körperöffnung ist die 10. Körperöffnung der Bewusstseinsübertragung, diese wird auch Brahmanische Öffnung genannt. Sie liegt konkret auf dem Mittelpunkt des Scheitels, auf der Fontanelle. Mittels Phowa kann nun bereits zu Lebzeiten die Übertragung des Bewusstseins trainiert und dieses 10. Tor für den Bewusstseinsaustritt geöffnet werden. Das traditionelle Zeichen für eine erfolgreiche Phowa-Praxis ist das Austreten eines Tropfen Bluts oder Sekrets unmittelbar aus dem Mittelpunkt des Scheitels. In Tibet wurde auch zur Demonstration einer erfolgreichen Praxis ein Kusha-Grashalm in die kleine entstandene Öffnung in der Fontanelle gesteckt. Die Praxis dient der Vorbereitung des Praktizierenden auf den eigentlichen Todeszeitpunkt.
[Bearbeiten] Einweihung und Anleitung
Die korrekte Praxis erfordert eine Einweihung und sorgfältige Anleitung durch einen qualifizierten Vajrayana-Meister, der innerhalb einer Überlieferungslinie zur Weitergabe dieser Übung befugt ist. Üblicherweise prüft dieser zuvor den Schüler gründlich, ob er zum Erhalt der Lehren geeignet ist. Phowa-Unterweisungen werden in regelmäßigen Abständen in verschiedenen Schulen des tibetischen Buddhismus gelehrt. Großen Zulauf genießen Kurse von Ole Nydahl. Es gibt aber auch noch etliche tibetische Lehrer, die Belehrungen zu Phowa im Westen geben, wie z.B. Kathog Tulku, ein wichtiger Lehrer der Nyingma-Kathog-Tradition; daneben gibt es einige Angebote der Drikung-Tradition.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Belehrung von Ayang Rinpoche (engl.)
- Lingtrul Rinpoche (engl.)