Polemik
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Die ursprüngliche Bedeutung von Polemik (vom Altgriechischen pólemos, soviel wie „Auseinandersetzung, Streit, Krieg“) war Streitkunst, ein literarischer oder wissenschaftlicher Streit, eine gelehrte Fehde (griechisch: polemikós „kriegerisch“). Polemisieren heißt, eine (bestimmte andere) Ansicht zu bekämpfen. Der Polemiker sucht nicht den Konsens, sondern will im rhetorischen Agon (Wettstreit) siegreich sein (vgl. auch Eristik). Als Gegensatz zur Polemik wird oftmals die Apologie genannt, obgleich natürlich auch eine solche Rechtfertigungs- bzw. Verteidigungsrede durchaus polemisch sein kann.
Eine besondere Stellung nimmt die Polemik in der (christlichen) Theologie ein, wo sie – hoch formalisiert – als Gegenstück zur Apologetik gepflegt wird. Früher gab es sogar Professuren für Polemik.
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[Bearbeiten] Erörterung
Polemik ist keineswegs unfair oder „unsachlich“; es wird zwar oftmals überspitzt und streitbar, jedoch auch ergebnisorientiert debattiert; die Auseinandersetzung wird förmlich gesucht.
Kennzeichen von Polemik sind oft scharfe, „unverblümte“ Äußerungen, selten auch persönliche Angriffe (in der klassischen Rhetorik: argumentatio ad hominem – also auch das Bloßstellen, das Überführen zum Beispiel eines Lügners, das Demaskieren eines Opponenten im Glaubens- und Meinungsstreit, gegebenenfalls auch die subtile Beleidigung), keineswegs jedoch der Verzicht auf sachliche Argumente. Häufig wird in der Polemik mit den Mitteln der Übertreibung, der Ironie und des Sarkasmus gearbeitet oder vom Strohmann-Argument Gebrauch gemacht.
In der Umgangssprache (und nicht nur hier) wird Polemik häufig pejorativ verwendet – dies ungeachtet der Tatsache, dass sie sozusagen Geschäftsgrundlage der parlamentarischen Demokratie ist: Ein Wahlkampf etwa ohne Polemiken wäre keiner. Wer sich dahingehend einlässt: „Ich will nicht polemisieren!“ meint damit: „Ich will versöhnlich argumentieren, auf eine Einigung und einen Ausgleich hinarbeiten.“
Für ihre Polemik bekannt waren im deutschen Sprachraum unter anderem Heinrich Heine, Karl Marx und Karl Kraus. Als herausragender Vertreter dieses auch literarischen Genres in der angelsächsischen Welt sei Ambrose Bierce genannt.
[Bearbeiten] Beispiele und Zitate
- Ich bin beim Verein für deutliche Aussprache. (Franz Josef Strauß)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Wilhelm Emrich: Polemik. Athenäum, 1968.
- Wilhelm Emrich: Polemik. Streitschriften, Pressefehden und kritische Essays. 1968, ISBN 3-76108-159-6
- Donald Kagan, Charles D. Hamilton, Peter Krentz (Herausgeber): Polis and Polemos: Essays on Politics, War, & History in Ancient Greece. In Honor of Donald Kagan. Regina Books, 1997, ISBN 0-94169-075-X
- Hermann Stauffer: Polemik. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Band 6: Must - Pop. Tübingen 2003
- Stefan Straub: Der Polemiker Karl Kraus. Drei Fallstudien. Tectum, 2004, ISBN 3-82888-678-7
- Jean-Francois Lyotard: Der Widerstreit. - 2., korr. Aufl. - Verlag Wilhelm Fink, 1989. - ISBN 3-77052-599-X
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Polemik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Polemik gegen die Gnosis (Abbildung eines Papyrus-Fragments als Beispiel für eine frühe theologische Polemik aus dem 6. Jahrhundert u. Z.)
- Gerd Habermann, Polemisches Soziallexikon (Die Welt – Artikelserie des Vorstandsvorsitzenden der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung, 2005)