Polikarpow R-1
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Polikarpow R-1 war ein von der Sowjetunion gebautes militärisches Mehrzweckflugzeug. Eingesetzt wurde sie zur Aufklärung, als leichter Bomber, zur Schulung und als Erdkampfflugzeug. Eine zivile Version diente zur Postbeförderung. Sie war das erste Flugzeug, das in Massenproduktion gefertigt und an die sowjetischen Luftstreitkräfte ausgeliefert werden konnte, und trug so zur Unabhängigkeit der sowjetischen Luftfahrtindustrie gegenüber Importkäufen aus dem Ausland bei.
Die R-1 ist nicht zu verwechseln mit dem freitragenden Tiefdecker gleichen Namens.
[Bearbeiten] Entwicklung
Im Bestand der noch nicht lange bestehenden Roten Luftflotte befanden sich mehrere Flugzeuge der Typen D.H.4 und D.H.9, die teils von der alten zaristischen Luftwaffe übernommen und teils von den britischen Interventionstruppen während des Bürgerkrieges erbeutet wurden, und mit denen die sowjetischen Piloten sehr zufrieden waren. Nikolai Polikarpow wurde 1918 im Alter von 26 Jahren zum Leiter des Dux-Flugzeugwerkes (später GAZ-1) in Moskau ernannt, um diese Flugzeuge zu warten, instandzusetzen und, wenn möglich, Neubauten durchzuführen. Er überarbeitete daraufhin drei Jahre lang die Konstruktionsunterlagen und passte sie bis 1921 den Möglichkeiten der sowjetischen Industrie an.
In den Jahren 1922-23 erschienen die ersten 100 Exemplare dieses als R-1 (Raswedtschik = Aufklärer) genannten Modells, allerdings waren die dazugehörigen Zellen noch größtenteils in Großbritannien gekauft worden. Als Antrieb diente ein Mercedes-Benz-Motor mit 191 kW. Weitere 20 R-1 wurden mit einem Triebwerk von Fiat gebaut.
Ein Jahr später verließ eine weitere Serie von 130 R-2, die mit Armstrong Siddeley Puma-Triebwerken ausgerüstet waren, die Werkhallen. Diese Variante wurde hauptsächlich als Übungsflugzeug an den Fliegerschulen eingesetzt. 1925 flog A.N. Jekatow mit einer R-2 von Moskau nach Peking.
Ab Herbst 1923 erschien dann die mit dem M-5, eine Lizenzbau des amerikanischen Liberty L-12-Motors, ausgestattete endgültige R-1-Serienversion, die bis 1931 in einer Stückzahl von etwa 2.800 Flugzeugen produziert wurde.
Mit diesem Flugzeug unternahm Michail Gromow im Sommer 1925 einen Fernflug auf der Strecke Moskau-Peking-Tokio.
Als die Flugzeuge aus der ersten Linie herausgezogen wurden, bekamen einige von ihnen einen BMW-IVa-Motor und fanden fortan als Schulflugzeuge Verwendung. Eine andere Ausführung war die MR-1, die mit von Polikarpow konstruierten Sperrholzschwimmern versehen war und im Herbst 1926 von Michail Gromow erprobt wurde. Von ihr wurden 1927/28 124 Stück gebaut. Es folgte die vom in der UdSSR arbeitenden deutschen Ingenieur Münzel entworfene PM-2 mit Aluminiumschwimmern, die im Herbst 1927 von J.N. Moissejew getestet, aber wegen der allgemeinen Rohstoffknappheit nicht in die Serienproduktion überführt wurde.
[Bearbeiten] Technische Beschreibung
Der Rumpf der R-1 bestand aus einer Kiefernholz-Gitterkonstruktion, der Vorder- und Mittelteil wurde mit 3 mm Sperrholz verkleidet, der Rest mit Stoff bespannt. Das Tragflächengerüst besaß zwei Kastenholme und im Tragflächenmittelstück zwei Doppel-T-Holme, die Flügelrippen bestanden aus Kiefernholz mit Sperrholzstegbrettern. Das Leitwerk war verspannt, das Höhenruder besaß einen während des Fluges verstellbaren Einstellwinkel. Das Hauptfahrwerk war starr und hatte eine durchgehende Achse. Im Winter konnten Skier montiert werden. Der Hecksporn war gummigefedert.
[Bearbeiten] Technische Daten
- Spannweite: 14,02 m
- Länge: 9,24 m
- Höhe: 3,50 m
- Flügelfläche: 45,65 m²
- Leermasse: 1.463 kg
- Startmasse: 2.217 kg
- Antrieb: ein wassergekühlter V-12-Motor M-5 (294 kW Startleistung)
- Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
- Landegeschwindigkeit: 90 km/h
- Startstrecke: 250 m
- Steigzeit:
- auf 1.000 m Höhe 4,5 min
- auf 3.000 m Höhe 16,5 min
- Gipfelhöhe: 5.000 m
- Reichweite: 750 km
- Bewaffnung:
- Besatzung: 2
Siehe auch: Liste von Flugzeugtypen