Postumus
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Marcus Cassianus Latinius Postumus war von 260 bis 269 der erste Kaiser des Imperium Galliarum, das im Jahre 260 aus den abgefallenen Westprovinzen des Römischen Reiches entstanden war.
[Bearbeiten] Leben
Wenig ist bekannt über Postumus’ frühe Jahre, aber es wird angenommen, dass er ein Gallier von bescheidener Herkunft war, der die Ränge in der römischen Armee bis zum General aufstieg und vielleicht sogar Statthalter im oberen oder unteren Germanien war. Während Kaiser Gallienus mit Problemen im Osten beschäftigt war (siehe Sassanidenreich), ließ er seinen Sohn Saloninus mit anderen Kommandeuren, darunter Postumus, zum Schutz der Rheingrenze zurück.
Mitten in dem Chaos einer Invasion von Alamannen und Franken wurde Postumus zum Kaiser ausgerufen. Er belagerte Köln, wo Silvanus, Prätorianerpräfekt und früher Mitgestalter der römischen Politik in Gallien, mit Salonius residierte. Nachdem die Mauern der Stadt überwunden waren, wurden Silvanus und Salonius von Postumus getötet – später errichtete er einen Triumphbogen, um seinen Sieg zu feiern.
Postumus wurde als Kaiser in Gallien, Spanien, der römischen Provinz Germanien sowie in Britannien anerkannt. Er richtete die Residenz des abgefallenen Kaiserreichs in Köln ein, mit einem eigenen Senat, Konsuln und Prätorianergarde. Postumus übernahm die von Gallienus neu eingerichteten Münzstätten in Köln. Postumus’ Münzen waren von besserer Qualität und höherem Metallgehalt als die des Gallienus. Allerdings nahm die Qualität der Münzen gegen Ende seiner Regierungszeit rapide ab, so dass die späten Antoninian-Prägungen nur noch als minderwertige Bronzeausgaben erschienen.
Er präsentierte sich selbst auf einigen seiner Münzen als Retter Galliens, ein Titel, den er nach der erfolgreichen Verteidigung Galliens gegen die Germanen erhielt: Er führte 262–63 erfolgreiche Feldzüge gegen Alamannen und Franken, die danach längere Zeit ruhig blieben. Auch verbesserte er die Grenzverteidigung, wobei er eine tiefer im Hinterland gestaffelte Verteidigungslinie errichten ließ.
265 startete Gallienus, der wahrscheinlich schon 261 eine erste begrenzte Offensive gegen Postumus durchgeführt hatte, einen zweiten (?) Feldzug gegen Postumus. Nachdem Gallienus jedoch im Kampf verwundet worden war, brach er den Feldzug ab und unternahm auch keinen neuen Versuch mehr, da er an der Donaugrenze gebraucht wurde. Aureolus, einer von Gallienus Generälen und Kommandeur in Mailand, wechselte während der Kämpfe die Seiten und verbündete sich angeblich mit Postumus. Die Lage der Stadt Mailand wäre kritisch geworden, falls Postumus einen Feldzug gegen Rom geplant hätte – was er aber offenbar nicht tat, denn Postumus versagte Aureolus die Unterstützung, als er von Gallienus belagert wurde. 268 fanden sowohl Aureolus als auch Gallienus bei Mailand den Tod.
Postumus, selbst ein Usurpator, wurde dann 269 von einem weiteren Usurpator angegriffen: Laelianus, einer von Postumus’ höchsten militärischen Führern, wurde in Mainz von regionalen Truppenverbänden zum Kaiser ausgerufen. Obwohl er schnell in der Lage war, Mainz zu erobern und Laelianus zu töten, war er doch nicht in der Lage, seine eigenen Truppen unter Kontrolle zu bringen: Sie wandten sich gegen ihn und töteten ihn.
Für diesen Mord gibt es zwei verschiedene Erklärungen. Die eine ist, dass sie sich an ihm rächten, weil er die Plünderung von Mainz nicht zuließ, die andere, dass er Unterstützer des Laelianus in den eigenen Reihen hatte, die sich nun gegen ihn wandten. Die erstgenannte Erklärung erscheint wahrscheinlicher - einem siegreichen Legionär das Plündern zu verbieten kam fast einem Selbstmord gleich.
Nach dem Tod des Postumus verlor das Imperium Galliarum die Kontrolle über Britannien und Spanien. Sein Nachfolger Marius musste sich mit dem Rest begnügen. Die Residenzstadt ebenso wie Teile der Münzstätten wurden nach Postumus Tod nach Trier verlegt.
Eine sehr unzuverlässige Quelle über sein Leben stellt die Historia Augusta (Dreißig Tyrannen 3) dar; man vgl. daneben auch die knappen Angaben bei Aurelius Victor und Eutropius.
[Bearbeiten] Literatur
- John F. Drinkwater: The Gallic Empire. Separatism and Continuity in the North-Western Provinces of the Roman Empire A.D. 260–274 (= Historia Einzelschriften Heft 52). Stuttgart 1987.
- Ingemar König: Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus. München 1981 (Vestigia 31; zugl. Habil.-Schrift Trier).
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Postumus – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Michel Polfer: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
Vorgänger Valerian und/oder Gallienus |
Kaiser des Imperium Galliarum 260–269 |
Nachfolger Laelianus und/oder Marcus Aurelius Marius |
Personendaten | |
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NAME | Postumus, Marcus Cassianius Latinius |
KURZBESCHREIBUNG | Kaiser des Imperium Galliarum |
STERBEDATUM | 269 |
STERBEORT | Mainz |