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Republik Venedig - Wikipedia

Republik Venedig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die nördliche Adria und die Lagune von Venedig auf einer Karte des 17. Jh. (Joan Blaeu, Atlas Maior)
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Die nördliche Adria und die Lagune von Venedig auf einer Karte des 17. Jh. (Joan Blaeu, Atlas Maior)

Die Republik Venedig (Serenissima Repubblica di San Marco „Erlauchteste Republik des Hl. Markus“) war eine Seemacht (Thalassokratie) im Nordwesten der Adria und stellte zeitweilig die stärkste Macht des östlichen Mittelmeeres dar. Ihre Geschichte ist eng mit der Geschichte des Byzantinischen Reichs, des Heiligen Römischen Reichs und des Osmanischen Reichs verknüpft.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

Tizian (1485-1576): Portrait des Dogen Francesco Venier
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Tizian (1485-1576): Portrait des Dogen Francesco Venier

Kern Venedigs war eine Gruppe von Inseln in dem Sumpfgebiet des Mündungsdeltas der Brenta und anderer kleiner Flüsse in die Adria. Die Bevölkerungszahl der in der Lagune liegenden Fischersiedlungen stieg durch Flüchtlinge an, die sich vor den Truppen des Hunnenkönigs Attila in Sicherheit brachten. Als 568 die Langobarden in Oberitalien einfielen, erreichte ein weiterer Flüchtlingsstrom die Lagune, in der sich nun bereits ein byzantinischer Vorposten befand. Den Baugrund der Stadt bildete eine Gruppe von Inseln: Neben der größten Insel Rialto gehörten Luprio, Gemine, Mendicola, Ombriola, Olivolo und Spinalunga dazu. Bald jedoch genügte der feste Untergrund dieser Inseln der wachsenden Bevölkerung nicht mehr und man begann, weiter ins Wasser hinaus zu bauen. Dichte Pfahlroste aus Ulmen- und Lärchenstämmen wurden in den sumpfigen Untergrund gerammt, wobei diese Technik immer mehr verfeinert wurde.

Zu einem Großteil steht die Stadt Venedig auf Baumstämmen aus Dalmatien, da das Holz aus den umliegenden Wäldern von Cadore bald nicht mehr ausreichte. Die venezianische Flotte verschlang ebenfalls große Mengen Holz. Die teilweise vegetationslosen Karstbereiche Istriens und Dalmatiens sind eine Folge dieser Abholzungen. In Venedig selbst wohnten sehr viele Handwerker aus Dalmatien und Istrien. Man nannte sie Schiavoni, was auf ihre slawische Abstammung hinweist (schiavone = Slawe). Als Schiavoni bezeichnete man auch die slawischen (kroatischen) Wächter der Dogen von Venedig. Sie trugen ein besonderes Schwert, das Schiavone genannt wurde.

Während der byzantinischen Herrschaft war Venedig dem Exarchen von Ravenna unterstellt, wobei die politische Macht in Cittanova lag. 697 wurde eine erste provisorische Regierung gebildet, der erstmals ein Dux (Führer) - der Stellvertreter des Exarchen und der spätere Doge - vorstand. Der Doge war somit das faktische Staatsoberhaupt der Republik. 742 erfolgte die Verlegung des Dogensitzes nach Malamocco. 811 wurde während der Regierung des Dogen Angelo Participazio Rialto Regierungssitz.

Flagge der Serenissima
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Flagge der Serenissima

Die formale Abhängigkeit von Byzanz wurde nicht geändert, in der Praxis handelte Venedig jedoch spätestens seit dem 9. Jahrhundert als eigenständiger Staat.

Seit dem Raub der Markusreliquien aus Alexandria im Jahre 828 war der Evangelist Markus Schutzpatron der Stadt, auch die Republik wurde ihm geweiht. Das Symbol des Evangelisten, der geflügelte Löwe, wurde zum Hoheitszeichen der Republik. Noch heute findet man ihn z.B. auf Gebäuden im gesamten Bereich ehemals venezianischer Besitzungen. Der Markuskult war Symbol für das wachsende Selbstbewusstsein der Rebublik und er war ein politisches Mittel im Kampf mit dem Patriarchen von Aquileia um die geistliche und politische Vormacht im Staat.

Von der Gründung eines Stadtstaates kann man jedoch erst ab dem 10. Jahrhundert sprechen. Bis dahin verstand man unter „Venetia“ ein Gebiet, das von Grado bis Chioggia reichte. Im „Pactum Lotharii“ aus dem Jahre 840 sind 18 verschiedene Orte angeführt, darunter Rialto und Olivolo. Unter dem Dogen Pietro Tribuno erfolgte eine Einbeziehung dieser beiden Orte in ein gemeinsames Verteidigungssystem, aus dem die eigentliche Stadt Venedig hervorging.

Durch die engen historischen Beziehungen zu Byzanz konnten venezianische Händler in Ostrom schnell Fuß fassen. Bereits im 12. Jahrhundert dominierten sie das dortige Wirtschaftsgeschehen. Gewährung und Widerruf von Handelsprivilegien hingen aber jeweils vom Stand der politischen Beziehungen zwischen Venedig und den Osmanen ab und mussten immer wieder neu gegen Konkurrenten wie die Seerepublik Genua erkämpft werden.

[Bearbeiten] Politische Institutionen

Die frühen Institutionen sind mangels Dokumenten nur wenig erforscht. Früh entstanden sind jedoch der Kleine Rat und der arengo, eine Art Volksversammlung. Ab dem frühen 13. Jahrhundert existieren jedoch umfangreiche schriftliche Zeugnisse. Verfassung, Innen- und Außenpolitik Venedigs gehören - neben denen des Vatikan - zu den Institutionen, die durch umfang- und datenreiche, nur wenig lückenhafte historischen Quellen hervorragend dokumentiert sind.

Die Institutionen veränderten und entwickelten sich während der gesamten Geschichte Venedigs. Dabei wurde das Prinzip einer sorgfältigen Austarierung der Macht und einer gegenseitigen Kontrolle der verschiedenen Gremien immer beachtet - der Grund für die einzigartigen Stabilität dieses Staates im unruhigen Europa. Ziel der verschiedenen Reformen war immer, die Eroberung der Macht durch eine Familie, wie es in den Stadtstaaten Oberitaliens immer wieder geschah, um jeden Preis zu verhindern.
Die Kehrseite war jedoch ein strenges Polizei- und Spitzelsystem. Zwischen den Jahren 1132 und 1148 wurde der Alleinherrschaft des Dogen ein Gremium gegenübergestellt, der Große Rat mit anfänglich rund 1.000 und später etwa 2.000 Mitgliedern. 1297 kam es zur Schließung des Großen Rates, der sog. serrata. Hiermit wurde der Zugang zum großen Rat mit dem Recht aktiver und passiver Wahl des Dogen auf eine feste Anzahl von Familien beschränkt. Diese wurden mit ihren männlichen Nachkommen in das Goldenen Buch eingetragen. Die Mitglieder des großen Rates , des maggior consiglio, gehörtem diesem auf Lebenszeit an. Der Große Rat war keine eigentliche Legislative, musste jedoch zu allen Gesetzesvorlagen gehört werden.

Eine Art Präsidium des Großen Rates war die Signoria, die auch das höchste Kontrollorgan darstellte. In ihr waren, neben dem Dogen und dem Kleinen Rat, die Häupter der Quarantia, des obersten Gerichts, vertreten. Mitte des 13. Jahrhunderts ging aus dem Großen Rat der Senat hervor, der ursprünglich eine Schifffahrtsbehörde war. Im Laufe der Zeit zog der Senat jedoch vielerlei Aufgaben an sich und bildete damit eine Art Regierung. Daneben gab es den Rat der Zehn, eine Kontrollinstanz, in der, wie in fast allen bedeutenden Gremien, der Doge Sitz und Stimme hatte. Der Rat der Zehn war nach einem Adelsaufstand im Jahre 1310 geschaffen worden, um weitere Unruhen zu vermeiden. Der Rat war eine Art oberstes Polizei- und Verwaltungsorgan, das mit umfassenden Rechten ausgestattet war. Im Jahre 1355 unternahm der Doge Marino Faliero einen Putschversuch. Er wollte die Macht des „alten“ Patriziats zugunsten der benachteiligten „neuen“ Familien beschränken.

[Bearbeiten] Blütezeit und Niedergang

[Bearbeiten] Vom 11. bis zum 15. Jahrhundert

Gentile Bellini: Prozession auf dem Markusplatz (1496)
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Gentile Bellini: Prozession auf dem Markusplatz (1496)

Venedigs Handelsvormacht beruhte auf zwei Privilegien, die die Stadt dadurch errang, dass sie einerseits Heinrich IV. im Streit mit Papst Gregor VII. im Investiturstreit unterstützte, andererseits Kaiser Alexios I. von Byzanz gegen die türkischen Seldschuken und die Normannen Süditaliens, die Konstantinopel von Osten und Westen zugleich bedrohten. Durch das Privilieg Heinrichs IV. war es den Händlern des Heiligen Römischen Reichs verboten, ihre Waren über Venedig hinaus nach Osten zu bringen. Umgekehrt durften griechische, syrische oder ägyptische Händler ihre Waren nicht im Reich anbieten. So fungierte Venedig als Makler zwischen den beiden Kaiserreichen. Als besonders konfliktreich erwies sich bald das Verhältnis zum Byzantinischen Reich. Dieses war nach der Schlacht von Manzikert 1071 zunehmend gegen die türkischen Seldschuken in die Defensive geraten. Venedig bot Kaiser Alexios I. die Unterstützung seiner Flotte im Kampf gegen die Türken an und erhielt hierfür Handelsprivilegien, die seine Händler ab 1081 von allen Abgaben befreiten. Hierdurch gelang es den venezianischen Händlern binnen weniger Jahrzehnte, das Byzantinische Reich wirtschaftlich zu dominieren. Diese Vorherrschaft ging so weit, dass das wirtschaftliche Fundament des byzantinischen Staates gefährdet wurde. Das Morgenländische Schisma (1054) sowie der Erste Kreuzzug von 1096 bis 1099 trugen weiter zur Entfremdung zwischen Venedig und Byzanz bei.

Kaiser Manuel I. (1143-1180) betrieb nicht nur eine Restaurationspolitik in Kleinasien und Italien (Ancona war für fast zwei Jahrzehnte byzantinischer Brückenkopf), sondern auch eine Annäherung an Ungarn, dem Herkunftsland seiner Mutter. Diese Politik ließ einen vereinigten griechisch-ungarischen Staat auf dem Balkan als möglich erscheinen. Beide Ziele der byzantinischen Politik richteten sich gegen die Interessen Venedigs, da Konstantinopel bei ihrer Verwirklichung seinen Machtbereich bis nach Istrien ausgedehnt und darüber hinaus mit der Kontrolle der Adria die Macht über Venedigs Seewege erlangt hätte. Kaiser Manuel wollte außerdem das Abkommen von 1081 widerrufen. Er beschlagnahmte 1171 in einer offenbar völlig überraschenden Aktion sämtlichen venezianischen Besitz und inhaftierte die Venezianer in seinem Machtbereich. Zwar führte eine venezianische Flotte einen Rachefeldzug durch, musste sich aber unverrichteter Dinge zurückziehen. In Venedig führte dies zu Tumulten, in deren Verlauf der Doge auf offener Straße erschlagen wurde. Noch erheblich mehr Opfer forderten die Lateinerpogromen unter seinem Nachfolger Alexius II. Kommnenos. Die sich über Jahrzehnte anschließenden, immer wieder aufflammenden Konflikte mündeten schließlich im Fiasko des IV. Kreuzzuges.

Die Republik Venedig am Ende des XIV. Jahrhunderts
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Die Republik Venedig am Ende des XIV. Jahrhunderts
Die Republik Venedig am Ende des XV. Jahrhunderts
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Die Republik Venedig am Ende des XV. Jahrhunderts
  Das Wahr- und Hoheitszeichen der Serenissima über Jahrhunderte: Der Löwe von St. Markus (Ausschnitt aus einem Gemälde von Vittore Carpaccio, 1516)
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Das Wahr- und Hoheitszeichen der Serenissima über Jahrhunderte: Der Löwe von St. Markus (Ausschnitt aus einem Gemälde von Vittore Carpaccio, 1516)

Den Vierten Kreuzzug (1201-1204) nutzte der venezianische Doge Enrico Dandolo zur Eroberung der reichen Metropole am Bosporus - der bei weitem größten Stadt Europas - und wohl auch zur Rache, war er doch selbst ein Opfer der antivenezianischen Aktionen Manuels. Ein Verrat und in dessen Folge die größten Plünderungen des Mittelalters brachten ungeheure Schätze in den Süden und Westen Europas. In Venedig war die Quadriga auf der Markuskirche ein Symbol für Dandolos Triumph. Für Byzanz freilich war der 4. Kreuzzug eine Katastrophe und sollte schwerwiegende Folgen haben.

Venedig profitierte von der Errichtung des Lateinischen Kaiserreichs, welches es faktisch kontrollierte. Die vertraglichen Abmachungen sicherten der "Serenissima" die Herrschaft über drei Achtel des Reiches, eine Herrschaft, die Venedig allerdings nur entsprechend seiner Handelsinteressen ausübte. Es errichtete demzufolge in den folgenden Jahren ein Kolonialreich in der Ägäis mit dem Schwerpunkt Kreta. Eine Kette von Festungen zog sich von der Ostküste der Adria über Kreta und Konstantinopel bis ins Schwrze Meer. Unter dem Schutz des Mongolenreiches erschloss sich damit auch der Handel bis tief nach Asien.

Doch diese Vormachtstellung blieb nicht ungefährdet. Lange hatte Genua versucht, die Eroberung Kretas zu verhindern, und die Insel zeitweise selbst besetzt. Auch verbündete sich der byzantinische Exilprätendent im kleinasiatischen Nikaia mit Genua. 1261 gelang es den Verbündeten überraschend, Konstantinopel zurückzuerobern. Venedig musste einen Teil seines Gebietes und seiner Privilegien an den "Erzrivalen" Genua abtreten. Dieser Dauerkonflikt zwischen den oberitalienischen Handelsmetropolen eskalierte im 13. und 14. Jahrhundert in vier mehrjährigen Kriegen. 1379 gelang den Genuesen sogar eine einjährige Eroberung Chioggias. Währenddessen gelang es den Türken - zunächst unter verschiedenen Dynastien, dann unter Führung der Osmanen -, Kleinasien zu erobern. Mitte des 14. Jahrhunderts setzten sie nach Europa über und reduzierten Byzanz zunehmend auf seine Hauptstadt, womit sie zu Rivalen Venedigs wurden. Denn trotz der Rückeroberung war die Durchfahrt durch den Bosporus, den Konstantinopel schützte, von größter Bedeutung für Venedig. Nach langen Kämpfen mit Ungarn, das die venezianischen Stützpunkte in Dalmatien bedrohte, gelang es den Venezianern zwischen 1410 und 1420, ganz Dalmatien zu erobern. Doch es gelang den Venezianern nicht, ihr altes Herrschaftsgebiet im südlichen Istrien nach Norden auszudehnen; der Nordteil geriet in den Einflussbereich der Habsburger. Die Grenzziehung stand ab etwa 1500 fest, als die Grafschaft Görz durch Erbschaft an Habsburg fiel und so Triest vor venezianischen Begehrlichkeiten geschützt werden konnte. Hingegen kam 1386 Korfu durch Kauf an Venedig, darüber hinaus die Ionischen Inseln.

Etwa zur selben Zeit begann Venedig, sich auch auf das Festland, seine „Terra Ferma“, auszudehnen. Dies war in Venedig heftig umstritten, denn es führte zwangsläufig zu Konflikten mit dem Reich und den mächtigsten Staaten Italiens. Bereits 1339 wurde Treviso erobert, aber beschleunigt wurde die Eroberung erst durch die Herrschaftsgruppe unter Führung des Dogen Francesco Foscari. In den beiden Jahrzehnten nach 1400 brachte Venedig die Herrschaft über ganz Venetien und Friaul an sich. Im Westen reichte sie bis über Brescia hinaus bis vor die Tore Mailands. Der Fluss Adda wurde 1454 im Frieden von Lodi als Westgrenze festgelegt. Die Versuche, Ferrara, eine Stadt, auf die der Kirchenstaat Anspruch erhob, zu erobern, führten dazu, dass dieser Kirchenstaat und die meisten anderen italienischen Staaten nun in Venedig ihren schärfsten Rivalen sahen.

[Bearbeiten] Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

  Fernando Bertelli: Die Seeschlacht von Lepanto (Kupferstich, Venedig 1572, Museo Storico Navale)
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Fernando Bertelli: Die Seeschlacht von Lepanto (Kupferstich, Venedig 1572, Museo Storico Navale)

Als Venedig 1481 versuchte, Ferrara zu erobern, stellten sich ihm alle größeren italienischen Staaten entgegen. Ein Versuch schlug fehl, sich in der Folge der Wirren des französischen Feldzugs in Italien im Jahr 1494 der apulischen Hafenstädte zu bemächtigen. Durch die Liga von Cambrai wurde die venezianische Armee in der Schlacht von Agnadello am 14. Mai 1509 vernichtend geschlagen, Dadurch kam die venezianische Expansion zum Stillstand. Von nun an betrieb die Republik gegenüber den italienischen Staaten eine Politik der strikten Neutralität.

Nachdem Konstantinopel 1453 in die Hand der Osmanen gefallen war, eroberten diese nach und nach alle Inselbesitzungen der Venezianer in der Ägäis und deren Stützpunkte auf dem griechischen Festland. 1571 ging mit Zypern die letzte große Besitzung in der Levante verloren. Im gleichen Jahr wurde in der Seeschlacht von Lepanto zwar die türkische Flotte durch die Heilige Liga geschlagen, der Sieg brachte aber keinen unmittelbaren Gebietsgewinn für die Republik (siehe dazu auch: Türkenkriege).

Ihren Besitz in Dalmatien konnten die Venezianer behaupten und im 17. und 18. Jahrhundert sogar zu Lasten der Türken vergrößern. Kreta kontrollierten sie bis 1669. Morea, die Peloponnes, konnte von 1684 bis 1715 sogar für drei Jahrzehnte vollständig gewonnen werden.

[Bearbeiten] Niedergang und Ende

Zu den zahlreichen Mythen der venezianischen Geschichte gehört auch der vom Verfall und der Dekadenz im 18. Jahrhundert, der aber von der jüngeren Forschung seit etwa 1960 widerlegt werden konnte. Zwar schwand die politische Macht der Republik, aber wirtschaftlich war Venedig gerade im 18. Jahrhundert besonders stark und spielte zudem eine wichtige diplomatische Rolle. In der Kunst beruht die Abwertung Canalettos oder Tiepolos hauptsächlich auf kunstgeschichtlich-ästhetischen Theorien aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Ausschlaggebend für den allmählichen Niedergang Venedigs als Handelsmacht und damit auch als europäischer Machtfaktor war der im Zeitalter der Entdeckungen zunehmende Bedeutungsverlust des Handels in der Levante und der damit einhergehende Aufstieg neuer Mächte. Durch seine geografische Lage von den neu erschlossenen Ressourcen der Neuen Welt und Ostindiens und damit auch von den sich verlagernden Handelsströmen (Atlantischer Dreieckshandel und Gewürzroute) abgeschnitten, wurde Venedig durch die aufstrebenden Staaten Portugal, Spanien, Niederlande und England wirtschaftlich und machtpolitisch allmählich überflügelt. Es besaß im Gegensatz zu diesen Staaten aufgrund seiner relativ geringen Bevölkerungszahl und des Mangels an rohstoffreichen Kolonien auch nicht die Möglichkeiten einer merkantilen Wirtschaftspolitik im großen Stil. Venedig und die italienischen Stadtstaaten sanken von Regionalmächten zu Lokalmächten herab.

Im Italienfeldzug Napoléon Bonapartes wurde die Stadt schließlich am 14. Mai 1797 besetzt. Die Republik fand ihr Ende. Der Friede von Campo Formio brachte das Gebiet der Republik mit Ausnahme der an Frankreich fallenden Ionischen Inseln an Österreich.

[Bearbeiten] Die Republik der Revolution von 1848/1849

Im Zuge der fast ganz Mitteleuropa erfassenden revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 wie der Februar- und Märzrevolution, kam es auch in Oberitalien ab Januar 1848 zu Unabhängigkeitsbewegungen gegen die Hoheit Österreichs, die sich im März vor allem in Mailand und Venedig verstärkten. Ein wesentliches Ziel in den italienischen Regionen und Provinzen war die nationale Einigung der verschiedenen Fürstentümer zu einem gesamtitalienischen Staat (vgl. Risorgimento).

Während von Mailand ausgehend die Unabhängigkeit der Lombardei von Österreich und deren Anschluss an das Königreich Sardinien-Piemont erklärt wurde, rief Venedig unter Führung des radikaldemokratischen Revolutionärs Daniele Manin am 23. März 1848 eine eigene unabhängige Republik Venedig aus. Die Stadt blieb im folgenden Krieg zwischen Österreich und Sardinien-Piemont neutral und konnte so ihre Unabhängigkeit fast eineinhalb Jahre lang bewahren. Nach dem Sieg der Österreicher über Sardinien-Piemont und dem Friedensvertrag von Mailand am 6. August 1849 wurde die Stadtrepublik Venedig als letzte Bastion der norditalienischen Revolutionäre und Republikaner am 23. August 1849 von österreichischem Militär mit militärischer Gewalt niedergeschlagen. Danach blieb Venedig bis 1866 unter österreichischer Vorherrschaft und ging nach der Niederlage Österreichs im Deutschen Krieg gegen Preußen und Italien an das im Jahr 1861 neu gegründete Königreich Italien.

[Bearbeiten] Literatur

  • Frederic C. Lane: Seerepublik Venedig, München, Prestel 1980. - ISBN 3-791-30406-2 (Engl. Orig.: Venice, a maritime republic. Baltimore, 1973)
  • Lars Cassio Karbe: Venedig oder die Macht der Phantasie. Die Serenissima - ein Modell für Europa, München: Diederichs, 1995. - ISBN 3-424-01292-0
  • Alvise Zorzi: Venedig. Eine Stadt, eine Republik, ein Weltreich 697-1797, München: Amber 1981. - ISBN 3-922-95400-6
  • Heller, Kurt: Venedig. Recht, Kultur und Leben in der Republik 697 - 1797. Wien: Böhlau, 1999. - ISBN 3-205-99042-0

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Siehe auch

Commons: Venedig – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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