Republika Srpska
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Flagge, Wappen und Hymne der Republika Srpska wurden vom Verfassungsgerichtshof von Bosnien und Herzegowina in seiner Entscheidung[1] am 31. März 2006 für verfassungswidrig erklärt. Die Republika Srpska hat diese Entscheidung bisher noch nicht umgesetzt. |
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Amtssprachen | Serbisch, Bosnisch, Kroatisch ; lokal auch Romani | ||||
Regierungssitz | Banja Luka | ||||
Hauptstadt | Banja Luka | ||||
Präsident | Dragan Čavić, SDS | ||||
Ministerpräsident | Milorad Dodik, SNSD | ||||
Fläche | 25.053 km² | ||||
Einwohnerzahl | 1.700.000 (Schätzung) | ||||
Währung | konvertible Mark in ganz BiH | ||||
Die Republika Srpska (serbisch Република Српска/Republika Srpska, abgekürzt РС/RS, deutsch Serbische Republik, nicht zu verwechseln mit dem benachbarten Staat Serbien, der offiziell als Republik Serbien bezeichnet wird) ist nach dem Dayton-Vertrag neben der bosniakisch-kroatischen Föderation Bosnien und Herzegowina eine von zwei Entitäten (Teilrepubliken) des Staates Bosnien und Herzegowina. Sie wurde kurz vor Ausbruch des Kriegs in Bosnien-Herzegowina errichtet. Der Sitz der Verwaltung ist seit 1998 Banja Luka.
Inhaltsverzeichnis |
Geografie
Die Republika Srpska umfasst seit dem Dayton-Friedensabkommen von 1995 25.053 km², das sind genau 49 % des Staatsgebiets von Bosnien und Herzegowina. Ihr Gebiet umfasst den Norden sowie den Nordosten und Osten Bosnien und Herzegowinas. Zwischen den beiden Teilgebieten besteht keine territoriale Verbindung. Der wenige Kilometer breite Korridor bei Brčko, durch den sie in der Vergangenheit miteinander verbunden waren, gehört heute zum Brčko-Distrikt, der als Kondominium beider Entitäten unter direkter Kontrolle des Gesamtstaates steht. Die Grenzen der Republika Srpska umschließen die Föderation von Bosnien und Herzegowina. Das Gebiet der Republika Srpska grenzt im Norden an Kroatien, im Osten an Serbien, im Südosten an Montenegro und wiederum kurz an Kroatien.
Städte
Die wichtigsten Städte der Republika Srpska sind:
- im nordwestlichen Landesteil:
- Banja Luka (Regierungssitz, ca. 225.000 Einwohner)
- Prijedor (ca. 120.000 Einwohner)
- Doboj (ca. 95.000 Einwohner)
- Kozarska Dubica (ehemals Bosanska Dubica)
- Novi Grad
- Mrkonjić Grad
- Bosanska Gradiška
- Prnjavor (15.000 Einwohner)
- Laktaši (Bezirk: ca. 40.000 Einwohner)
- Šipovo
- Kozarac (27.000 Einwohner)
- Derventa
- Bosanski Šamac
- Modriča
- Bosanski Brod
- im östlichen Landesteil:
Dazu kommt Brčko im Brčko-Distrikt als Kondominium beider Entitäten.
Anmerkung: Verlässliche Einwohnerzahlen der Städte in der Republika Srpska sind in der Regel nur von der im Jahr 1991 durchgeführten Volkszählung vorhanden. Während des Bosnien-Krieges 1992 bis 1995 kam es zu teilweise erheblichen Veränderungen bei den Einwohnerzahlen wie auch der Bevölkerungsstruktur. Aktuelle Zahlen beruhen meist auf Schätzungen. Zudem ist bei den verfügbaren Zahlen häufig nicht eindeutig, ob diese sich auf die eigentlichen Städte oder die Gemeinden gleichen Namens, die mitunter die Fläche eines deutschen Landkreises einnehmen, beziehen.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte von Bosnien und Herzegowina
Die Republika Srpska wurde am 9. Januar 1992 proklamiert. Mit dem Dayton-Friedensabkommen von 1995 wurde die Republika Srpska als eine von zwei Entitäten des Staates Bosnien und Herzegowina anerkannt.
Bevölkerung und demographische Kriegsfolgen
Die Republika Srpska hat ca. 1,5 Millionen Einwohner (Schätzung 2005). Die größte Volksgruppe sind mit rund 92 Prozent die Serben. Neben den Serben gelten auch Bosniaken und Kroaten als konstitutive Volksgruppen. Die Serben sind hauptsächlich serbisch-orthodox und verwenden meist die kyrillische, teilweise aber auch die lateinische Schrift.
Von den einst 356.000 Bosniaken leben noch 37.000 und von den 180.000 Kroaten noch 30.000 Menschen in der Republika Srpska; der Anteil der Serben ist seit 1991 um 15 Prozent gestiegen.
Die während des Bosnien-Krieges geflohenen oder vertriebenen Menschen nichtserbischer Herkunft, vor allem Bosniaken und Kroaten, haben entsprechend dem Dayton-Abkommen das Recht zur Rückkehr in ihre Heimat. Dieses wird auf Grund der vorherrschenden Stimmung in der serbischen Bevölkerung bisher aber kaum genutzt.
Politisches System
Das Parlament der Republika Srpska setzt sich aus zwei Kammern zusammen. Die Nationalversammlung umfasst 83 Abgeordnete. Daneben besteht ein Rat der Völker, in dem Serben, Bosniaken und Kroaten in gleicher Zahl vertreten sind. Den Präsidenten der Republika Srpska wählen die Bürger direkt.
In die Zuständigkeit des Gesamtstaats fallen gemäß Verfassung die Außenpolitik und der Außenhandel, die Zoll- und Währungspolitik, Migrationsfragen, internationale Strafverfolgung, Telekommunikation und Luftverkehrshoheit. Seit 2006 besitzt die Staatsebene auch die Zuständigkeit über die Verteidigungspolitik. Alle anderen Bereiche werden auf der Ebene der Entitäten geregelt.
Im Ergebnis der Wahlen vom Oktober 2002 konnten die bisherigen Regierungsparteien SDS und PDP trotz Stimmverlusten erneut zusammen mit der SDA die Regierung bilden. Premierminister wurde Anfang 2003 Dragan Mikerević (PDP). Nach den Verfassungsänderungen vom April 2002 gehören der Regierung der Republika Srpska erstmals Bosniaken und Kroaten an. Neuer Präsident wurde Dragan Čavić (SDS). Ihm wurden erstmals ein Kroate Ivan Tomljenović, SDP) und ein Bosniake (Adil Osmanović, SDA) als Vizepräsidenten zur Seite gestellt.
Premier Mikerević trat im Dezember 2004 aus Protest gegen Sanktionen zurück, die der Hohe Repräsentant der Staatengemeinschaft, Paddy Ashdown, wegen mangelnder Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag über die Republika Srpska verhängt hatte. Sein Nachfolger ist der ehemalige Industrieminister Pero Bukejlović (SDS). Die SDA wurde aus der Regierung gedrängt. 2005 definierte sich die PDP als Opposition, so dass die Regierung die Mehrheit in der Nationalversammlung verloren hat.
Präsidenten der Serbischen Republik
- Momčilo Krajišnik (amt.) (1991-1992)
- Radovan Karadžić (1992-1996)
- Biljana Plavšić (1996-1998)
- Nikola Poplašen (1998-1999)
- Mirko Šarović (1999-2002)
- Dragan Čavić (2002-heute)
Wirtschaft
In der Republika Srpska dominierten 2002 das verarbeitende Gewerbe (44,2 %), Energie-, Gas-, Dampf- und Wasserversorgung (42,3 %) sowie der Bergbau (13,5 %). Im verarbeitenden Gewerbe dominierte die Lebensmittelproduktion, gefolgt von der petrochemischen Industrie und der Metallverarbeitung.
Die Arbeitslosenquote für die Republika Srpska wird mit 38,6 % beziffert (zum Vergleich: Föderation von Bosnien und Herzegowina 41,7 %, Gesamtstaat 40,6 %). Berücksichtigt man die florierende Schattenwirtschaft, so schätzen IWF und Weltbank die durchschnittliche reale Arbeitslosigkeit in der Republika Srpska auf ca. 16 %.
Die Republika Srpska exportiert am meisten nach Serbien und Montenegro (49,1 %), Italien (11,1 %), Kroatien (8,9 %) und Slowenien (6,0 %). Die größten Importeure in die Republika Srpska sind Serbien und Montenegro (25,6 %), Slowenien (11,4 %), Kroatien (10,9 %) und Österreich (7,6 %).
Kritik an der Republika Srpska
Die Republika Srpska wird insbesondere von Seiten der Bosniaken massiv kritisiert. Kritisiert wird insbesondere, dass es sich bei ihr um kein historisches Gebilde handelt, sondern dass sie maßgeblich durch die ethnische Säuberungen durch die bosnischen Serben während des Krieges 1992 bis 1995 entstanden ist und dann durch das Dayton-Friedensabkommen als Entität anerkannt wurde.
Viele Einwohner der Republika Srpska wünschen eine Vereinigung mit der Republik Serbien. Im Zuge der Abspaltung Montenegros vom Staatenbund mit Serbien sowie der Verhandlungen über eine Souveränität oder Autonomie der unter UN-Verwaltung stehenden serbischen Provinz Kosovo, wurden die Stimmen in der Republika Srpska über ein Unabhängigkeitsreferendum von Bosnien und Herzegowina immer lauter. Einer im Juni 2006 durchgeführten Meinungsumfrage[2] zu Folge unterstützt eine Mehrheit der Bewohner der Republika Srpska ein solches Vorgehen. Da ein Unabhängigkeitsreferndum jedoch nicht im Dayton-Abkommen, das die Verfassung von Bosnien und Herzegowina enthält, vorgesehen ist, wird es von der internationalen Gemeinschaft abgelehnt. Dem entsprechend wird von Seiten der Föderation Bosnien und Herzegowina eine stärkere Integration der Republika Srpska in den bosnischen Staatsverband bzw. deren vollständige Abschaffung gefordert.
Hauptverantworliche
Nach Meinung vieler Beobachter wie auch des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawiensind sind der erste Präsident der Republika Srpska Radovan Karadžić sowie der Oberbefehlshaber der serbischen Truppen während des Krieges Ratko Mladić die Hauptschuldigen an der ethnischen Säuberung. Eine Gerichtsverhandlung zu den ihnen zur Last gelegten Straftaten steht noch aus. Die bis heute Flüchtigen werden bei vielen bosnischen Serben und wie auch bei vielen Serben in Serbien selbst als Helden angesehen.
Quellen
- ↑ Entscheidung U-4/04 des Verfassungsgerichts von Bosnien und Herzegowina zu Flagge, Wappen und Hymne der Republika Srpska (englisch, PDF)
- ↑ Meinungsumfrage des Instituts Angus Reid zur einer möglichen Abspaltung der Republika Srpska
Weblinks
- Regierung der Republika Srpska
- Institut für Statistik der Republika Srpska
- Das politische System der Republika Srpska
- Globalsecurity.org: Former Yugoslavia (englisch, mit Kartenmaterial)
- Die OSZE in Bosnien und Herzegowina
- Fernsehsender Radio Television Republika Srpska
- Wirtschaftskammer der Republika Srpska
- Länderinformationen des Auswärtigen Amts
- Bericht der Aktion „Grüner Helm“