Rochade in der Schachkomposition
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Rochade in der Schachkomposition ist ein beliebtes Element in Schachproblemen, weil sie neue Möglichkeiten der Erstellung und Lösung von Kompositionen eröffnet. Allerdings bedarf es einiger Absprachen, da die Vorgeschichte einer Stellung weitgehend unbekannt ist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Wann ist die Rochade erlaubt?
Zunächst ist die Frage zu stellen, ob und wann die Rochade in Schachkompositionen überhaupt erlaubt ist. Schließlich sieht man der Stellung in einer Schachkomposition nicht an, welches Spiel vorausging, und wir wissen meistens nicht, ob König und Turm bereits gezogen haben. Vereinbart wurde folgende Regel: Die Rochade ist nur dann verboten, wenn bewiesen werden kann, dass in jeder zur Stellung führenden Partie König oder Turm bereits gezogen haben.
Lösung:
- 1.d6-d7 Kb6-c7
- 2.d7-d8D+ Kc7xd8
- 3.0-0-0+! Rochade als Angriffszug, Doppelangriff
- gewinnt den Turm auf b2. Es lässt sich hier nicht nachweisen, warum die Rochade verboten sein sollte, also ist sie erlaubt.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weiß setzt matt mittels 1. Ta1 und 2. Ta8#. Schwarz darf nicht rochieren, weil König oder Turm zuletzt gezogen haben müssen.
Lässt sich in einer Stellung beweisen, dass nur höchstens eine der beiden Seiten rochieren darf, so gilt der Grundsatz "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Man betrachte folgende Stellung:
1958
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wenn Weiß noch rochieren darf, konnte der Turm von h1 nicht heraus. Also wurde er geschlagen und der Turm auf d3 entstand dann durch Umwandlung! Der Bauer konnte nicht auf g8 umwandeln, also muss er am Damenflügel umgewandelt worden und mit Schach über d8 herausgekommen sein. Damit ist klar, dass Schwarz nicht mehr rochieren darf. Nimmt man umgekehrt an, dass Schwarz noch rochieren darf, ist es aber dann Weiß verboten.
Die Lösung der Aufgabe ist 1. 0-0-0 nebst 2. dxc3 und 3. Td8#, wogegen sich Schwarz ohne Rochade nicht wehren kann. Nach 1. dxc3? wäre hingegen 1. ... 0-0 möglich.
[Bearbeiten] Irreversibilität der Rochade
Neben Bauern- und Schlagzügen kann auch die Rochade nicht rückgängig gemacht werden. Auch das ist ein Thema in der Schachkomposition:
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1. Lc6 erzwingt Matt im nächsten Zug. Themavariante: 1. ... 0-0-0 2. Lb7# - Weiß kann seinen Zug zurücknehmen, Schwarz jedoch nicht.
[Bearbeiten] Doppelte Feldräumung
Rochade und en passant sind die beiden einzigen Züge, durch die zwei Felder gleichzeitig geräumt (d. h. für andere Figuren zugänglich) werden können. Auch das wurde bereits in künstlerischer Form dargestellt.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die weiße Dame könnte entlang der Linien h1-a8 oder e1-a5 matt setzen, weil wegen Zugzwang ein schwarzer Bauer zu ziehen hat. Damit beide Varianten funktionieren, sind die Felder e1 und h1 gleichzeitig zu räumen: 1. 0-0, und nun 1. ... b3 2. De1! nebst 3. Da5# oder 1. ... c5 2. Dh1! nebst 3. Da8#.
[Bearbeiten] Mehr als zwei verschiedene Rochaden
1. e7 droht 2. e8D+ und 3. De2#. Hauptvarianten sind:
1. ... gf 2. e8D+ Kd3 3. 0-0-0#
1. ... d4 2. e8D+ Kf3: 3. 0-0#
1. ... Kf3: 2. e8T! Kg2 3. 0-0-0-0#
0-0-0-0 ist die Pam-Krabbé-Rochade mit einem Umwandlungsturm auf e8. 1972 ließen die Regeln formal zu, dass jeder noch nicht gezogene Turm rochieren darf. Diese Scherzaufgabe hatte damals also eine legale Lösung.
