Rudra
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Rudra (Sanskrit, m., रुद्र, Rudra, wörtl. ev.: "der Heulende oder Brüllende") ist ein vedischer Gott und wahrscheinlich der Vorgänger von Shiva.
Rudra ist im Rigveda der Gott der Stürme und der Vater und Herrscher der Rudras und Maruts. Er ist eng verbunden mit Indra und mit Agni, dem Feuergott. Er steht auch in Verbindung mit Kala, der Zeit, der alles Verschlingenden, mit der er später identifiziert wird. Obwohl Rudra als zerstörerische Gottheit gilt, deren schreckliche Pfeile Tod und Krankheit über Mensch und Vieh bringen, wird für ihn auch die Bezeichnung "Shiva", der Wohlwollende und Gütige, verwendet. Ihm werden heilende Kräfte zugeschrieben, da er Dämpfe vertreibt und die Atmosphäre reinigt. Im Rigveda erscheint er als roter, zorniger Bogenschütze, der angefleht wird, die Familie zu verschonen.
Im Atharvaveda ist er der wilde Jäger, der Herr der Tiere des Waldes. Er selbst haust zwischen Vieh und Schlangen. Seine Waffen sind Blitz und Gift, Fieber und Husten. Er verkörpert Angst und Furcht, verbreitet Schrecken und Verderben.
Entsprechend der verbreiteten Anschauung, dass der Bringer des Übels seine gefürchtete Aktivität auch einstellen und das Übel abwenden kann, werden auch im Rigveda, seine Huld und sein Erbarmen öfters erfleht. Der Gott, der die Krankheit sendet wird ein Arzt genannt. Seine heilsamen Arzneien können Mensch und Vieh retten, er kann also auch ein hilfreicher und segnender Gott sein.
Einerseits raubt er das Vieh und lässt es sterben, andererseits kann er es schonen, daher sein Name Pashupati, Herr des Viehs. Als Opfergaben erhält Rudra die Reste aus anderen Opfern. Er erhält seinen Anteil, auf dass er keinen Schaden anrichte. Sein Wohnsitz sind die hohen Berge im Norden, während die anderen Götter im Osten verortet werden.
Die Bezeichnung "Shiva", die im Veda nicht als Name verwendet wird, wird später zu einem Namen. Rudra verliert seine Verbindung mit den Stürmen und wird zu einem auflösenden und wieder eingliedernden Prinzip.