Russisch-Amerika
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Als Russisch-Amerika wurde das heutige Alaska seit seiner Entdeckung bis ins Jahr 1867 bezeichnet. Alaskas Südküste und Teile der Aleuten wurden 1741 von V. J. Bering und Alexeij Iljitsch Tschirikow (wieder)entdeckt. Als Monopolgebiet der Russisch-Amerikanischen Kompanie war das Land dann im Besitz Russlands, bevor es 1867 vom russischen Zaren für 7,2 Millionen Dollar an die USA abgetreten wurde (Alaska Purchase) und erst dann zu dem "Alaska" wurde, so wie wir es heute kennen.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Die Entdeckung Alaskas
Im Jahre 1581 zog der Kosakenataman Jermak Timofejew im Auftrag der Händlerdynastie Stroganow los, um das Khanat von Sibir zu erobern. Sie ahnten nicht, dass ihr kleines militärisches Abenteuer welthistorische Bedeutung erlangen würde. Sie nahmen an, Sibirien sei ein kleines Khanat hinter dem Ural, ein spätes Überbleibsel der Großen mongolischen Horde.
70 Jahre später erreichten russische Jäger und Soldaten das Ufer des Pazifischen Ozeans. Am Ufer des Ozeans erfuhren sie von ihrem einheimischen Führer, dass dies das "Penzhin", das "Große Wasser" sei. dahinter läge das mythische "Große Land" - Alaska.
Der erste Europäer, der Alaska sichtete, war möglicherweise der russische Entdecker Semjon Iwanowitsch Deschnjow, der 1648 die Tschuktschenhalbinsel umschiffte und so die These widerlegte, dass Amerika und Asien miteinander verbunden seien. Sein Bericht wurde allerdings erst 1736 bekannt.
Der im Auftrag des russischen Zaren segelnde Däne Vitus Bering scheiterte 1728 und 1729 bei dem Versuch, Alaska zu erreichen, 1741 schaffte es aber während der Großen Nordischen Expedition. Den ersten Landgang unternahm am 15. Juli des Jahres jedoch der Russe Aleksei Tschirikow, Kapitän der St. Paul, des zweiten Schiffs von Berings Expedition, in der Nähe des heutigen Sitka. Bering erreichte tags darauf die Küste rund 600 km weiter nördlich - die Schiffe waren zuvor bei einem Sturm getrennt worden. Auf der Rückfahrt musste die St. Peter, das Schiff Berings, auf der später nach ihm benannten Beringinsel anlanden, wo er am 19. Dezember 1741 verstarb. Der Rest der Besatzung kam im August 1742 wieder im Ausgangshafen, dem heutigen Petropawlowsk auf Kamtschatka, an. Von Bedeutung waren bei dieser Expedition auch die Beobachtungen des deutschen Botanikers und Zoologen Georg Wilhelm Steller, der einige amerikanische Tier-und Pflanzenarten erstmals beschrieb, darunter auch die nach ihm benannte und heute ausgerottete Stellersche Seekuh.
[Bearbeiten] Die Besiedlung Alaskas und die Rolle der Russisch-Amerikanischen Gesellschaft
1745, vier Jahre nach der Entdeckung Alaskas, erreichten die ersten russischen Pelztierjäger die westlichen Aleuten.
Weil Alaska aber allzu unerschlossen und abgelegen war, waren diese Unternehmungen kaum profitabel. 1783 landete Grigori Iwanowitsch Schelikow, der spätere Gründer der "Russisch-Amerikanischen Gesellschaft", mit zwei Schiffen auf der Insel Kodiak. Nach Attacken der Koniag-Indianer ließ er das Feuer auf sie eröffnen und tötete und verwundete Hunderte. Nachdem er so seine Autorität sichergestellt hatte, gründete er die erste permanente Siedlung in Alaska an der heutigen Three Saints Bay. 1792 wurde die Siedlung an die Stelle der heutigen Stadt Kodiak verlegt, die sich zum Hauptumschlagsplatz für Pelze auch vom Festland entwickelte. Nach einiger Zeit gestaltete sich auch das Zusammenleben von Einheimischen und Russen halbwegs harmonisch.
Die bis zu seinem Tod 1795 von Schelikow geführte Gesellschaft erhielt noch im Jahr ihrer "offiziellen" Gründung (1799) vom Zaren Paul I. einen Ukas, der ihr auf zwanzig Jahre das Monopol für alle künftigen Unternehmungen in Nordamerika verlieh. Dadurch gab es keinen Wettbewerb mehr und die Ereignisse in Russisch-Amerika konnten eilig voranschreiten. Die Aktieninhaber der Gesellschaft, zu der auch Mitglieder der Moskauer Zarenfamilie gehörten, konnten schon nach kurzer Zeit beträchtliche Gewinne verbuchen.
Bis 1798 erkundete Alexander Andrejewitsch Baranow die Küstengebiete südlich von Kodiak und gründete ein Jahr später rund 10km nördlich des heutigen Sitka eine Niederlassung, um den russischen Alleinanspruch zu verdeutlichen. Nachdem diese Niederlassung (Archangelsk) 1802 bei einem Angriff der Tlingit zerstört worden war, gründete Baranow Nowo-Archangelsk (Ново-Архангельск, Neu-Archangelsk), das heutige Sitka. Sitka wurde im Jahre 1804 die Hauptstadt des Territoriums. Unter der Führung von Baranow wurden in Russisch-Amerika Schulen gebaut, die Ureinwohner gerechter behandelt und ein gewisser Komfort erleichterte fortan das raue Leben der Pioniere. Das Geschäft mit den bei den Adligen in Sankt Petersburg sehr beliebten Seeotterpelzen war sehr lukrativ (jeder Pelz brachte nach heutigem Gegenwert bis zu 100 € ein). Später sollten die Pelze auch im Handel mit China einen hohen Wert bekommen. 1806 gewährte der Zar der Gesellschaft das Recht, eine eigene Flagge, die einen doppelköpfigen Adler abbildete, zu führen.
Nikolai Petrowitsch Resanow, der Schwiegersohn von Schelikow, schmiedete derweilen Pläne, die gesamte Pazifikküste Nordamerikas für Russland in Besitz zu nehmen. Nachdem er 1805 die Bucht von San Francisco erreicht hatte, beendeten sein früher Tod zwei Jahre darauf und die Vorsicht des russischen Zaren diese Pläne schon bald. Mehr als notwendige Versorgungsbasis, denn als Machtanspruch, errichtete 1812 der Stellvertreter Baranows, Iwan Kuskow, auf seine Weisung hin den Handelsposten Fort Ross in Kalifornien. In Petersburg werden jetzt Träume von einem pazifischen Imperium geträumt: Hawaii und Alaska, Kalifornien und Kamtschatka, sogar Melanesien könnte zum Russischen Imperium gehören.
[Bearbeiten] Das Ende von Russisch-Amerika
Der russischen Expansion traten aber schon immer Spanien und Großbritannien entgegen. Spanien erhob Anspruch auf die gesamte amerikanische Pazifikküste. Um diesen Anspruch zu untermauern, entsandte König Karl III. zwischen 1774 und 1791 mehrere Expeditionen zu deren Erkundung. Eines von zwei Schiffen der zweiten Expedition erreichte unter Juan Francisco de la Bodega y Quadra 1775 auch Alaska, 1791 gelang dies auch Alessandro Malaspina, der im Auftrag der Krone nach der Nordwestpassage suchte. Letztlich erschienen den Spaniern die Anstrengungen im Nordpazifik jedoch zu kostspielig, und 1819 gab es seine Ansprüche auf. Das Erbe der Spanier beschränkt sich auf einige Ortsnamen, darunter der Malaspina-Gletscher und die Ortschaft Valdez.
Zunehmend drängten auch britische Felljäger und -händler nach Alaska. Die englische Hudson's Bay Company unterhielt seit den 1830igern und später Handelsposten in Fort Yukon, am Stikine River und in Wrangell, die teilweise durch Pachtverträge mit den Russen zustande kamen. Letztlich wurden diese jedoch zu Gunsten weiter südlich, insbesondere im heutigen British Columbia gelegende Neugründungen aufgegeben.
Doch das Klima, die Entfernungen und die europäischen Konkurrenten im Nordatlantik machen auch den russischen Plänen den Garaus. Die Kosten waren zu hoch, der Nutzen zu gering und ohnehin hatte Russland in Europa alle Hände voll zu tun. Die Aktivitäten der Kompanie waren kaum profitabel, und so übernahm 1818 die russische Regierung die Kontrolle über sie und setzte Ferdinand von Wrangel als Gouverneur ein.
Als 1841 Fort Ross für 30.000 Piaster an den schweizerisch-kalifornischen Farmer John Sutter verkauft, ist die Geschichte von Russisch-Amerika noch nicht zu Ende. Doch die Zeichen der Zeit waren deutlich: 1844 überquerten die ersten amerikanischen Siedler die Sierra Nevada. 1848 wurde bei Sutters Mühle Gold gefunden, der kalifornische Goldrausch begann. Am 9. September 1850 wurde aus einer spanisch-mexikanischen Provinz der 31. Staat der USA: Kalifornien.
Alaska war für die aufstrebende Weltmacht Russland die einzige Übersee-Kolonie. Mehr als ein Jahrhundert stellte die nordamerikanische Halbinsel für Russland nur ein sehr weit entferntes Land dar (daher auch die ursprünglich russische Bezeichnung: Dalnij Vostok = Fernost), wo nur ein paar Trapper (Fallensteller), Pelzhändler und wenige russisch-orthodoxe Missionare tätig waren. Der einzige Weg dorthin von der damaligen russischen Hauptstadt Sankt Petersburg rund um das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika dauerte mehr als ein halbes Jahr.
Mit der Zeit wurden die Pelztiere, insbesondere der Seeotter, immer weniger und das Territorium für Russland immer schwieriger zu unterhalten. Die einheimischen Indianer, vornehmlich die Tlingit, machten den Russen immer wieder Schwierigkeiten. Um die Staatskasse nach dem verlorenen Krimkrieg wieder aufzufüllen, stimmte Zar Alexander II. einem Vertrag zu, den sein Botschafter in den USA, Baron Eduard von Stoeckl, am 30. März 1867 mit US-Außenminister William H. Seward in Washington unterzeichnet hatte. Danach verkaufte das Zarenreich Alaska für 7,2 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten (Alaska Purchase). Spötter nannten das erworbene Land "Seward's ice box". Erst danach entdeckte man das erste Gold, was zum bekannten Goldrausch führte. Besonders die Goldgewinnung im Klondikegebiet von 1896 war bis etwa 1945 sehr wichtig.
[Bearbeiten] Bibliographie
- Marie de Testa & Antoine Gautier, Le diplomate russe Edouard de Stoeckl (ca 1805-1892) et la cession de l'Alaska aux Etats-Unis, in Drogmans et diplomates européens auprès de la Porte ottomane, éditions ISIS, Istanbul, 2003, pp. 463-469.