Samuel Fischer (Verleger)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Samuel Fischer (* 24. Dezember 1859 in Miculas, Ungarn, heute Liptovský Mikuláš/Slowakei; † 15. Oktober 1934 in Berlin) war einer der bedeutendsten Verleger in Deutschland.
[Bearbeiten] Leben
Fast mittellos und allein fuhr Samuel Fischer 1874 nach Wien, um dort eine Lehre als Buchhändler anzutreten. Sechs Jahre verbrachte er dort und eignete sich nebenbei kaufmännische Kenntnisse in Abendkursen an. 1880 siedelte er nach Berlin über und ging als Buchhändler-Gehilfe in die „Central-Buchhandlung“ von Hugo Steinitz. Im September 1883 wurde Samuel Fischer Teilhaber der „Hugo Steinitz & Co., Verlagsbuchhandlung“ in der Friedrichstraße.
1886 gründete er den S. Fischer Verlag. Im Januar 1887 wurde das erste Buch ausgeliefert: der Roman Romersholm des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen. Weitere Autoren waren u. a. Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Hermann Hesse, Jakob Wassermann und Stefan Zweig.
Im literarischen Debattierclub „Durch“ hatte Fischer die Gelegenheit, das Allerneuste noch im Stadium der Gärung zu beobachten. Er hätte also in diesem Kreis nach der Leitfigur einer künftigen realistischen Literatur suchen können. Fischer jedoch tat das nicht und verlegte statt dessen weniger berühmte als berüchtigte fremdsprachige Autoren. Er ließ Romane von Dostojewski („Der ewige Gatte“, „Der Spieler“ und „Der Idiot“) übersetzen, der als Russe durch die damalige Rechtslage nicht vom Urheberrecht geschützt war. Fischer trug somit entschieden dazu bei, den Rang dieser Literatur im deutschsprachigen Raum durchzusetzen. Von 1887-1889 setzte Fischer außerdem immer mehr auf das Theater. Er unterstützte tatkräftig die Gründung der Freie Bühne (Verein), welche dem Verlag neue Perspektiven eröffnete. Im Jahre 1893 heiratete er Hedwig Fischer (geb. Landshoff) in Berlin.
1895 wurde zum ersten Mal das von Otto Eckmann gezeichnete Signet „Fischer mit dem Netz“ verwendet. Es sollte Fischers Selbstverständnis als Verleger symbolkräftig ins Bild setzen: als hochrangig erkannte und anerkannte Literatur nicht bloß über den Markt zu verteilen, sondern sie aus dem kreativen Potential der Völker und Generationen erst einmal „einzuholen“.
Ab 1898 erscheinen „Sämtliche Werke“ von Ibsen in zehn Bänden. 1889 lernte Fischer den Autor persönlich kennen. Auch die Jahre darauf verlegte Fischer immer wieder Werke Ibsens.
In Thomas Mann setzte der Verlag große Hoffnungen. Er wurde dazu aufgefordert, weitere Manuskripte einzusenden. Seine ersten Arbeiten wurden in einem Novellenband vereint. Der wirkliche Erfolg kam jedoch 1901 mit dem Roman „Buddenbrooks“. Fischer hatte anfangs Angst diesen Roman zu verlegen, weil er ihm viel zu lang schien. Jedoch muss Thomas Mann ordentlich an das literarische Gewissen Fischers appelliert haben, so dass dieser schließlich einwilligte. Fischers Befürchtungen schienen sich anfangs zu bestätigen, als jedoch 1903 die zweite, einbändige Ausgabe erschien, war der Erfolg da.
Als unmittelbare Folge des 1. Weltkrieges wurden die Auslandsbeziehungen des Verlages abgebrochen. Fischer war gezwungen die Produktion zu drosseln. Wie die meisten Autoren hoffte er auf einen deutschen Sieg. Von insgesamt 176 Titeln, die zwischen 1915 und 1918 bei Fischer erschienen, zählte knapp ein Drittel zur Kriegsliteratur. In den Zwanzigerjahren stellte sich die Frage, wer das künftige Erbe des bald siebzigjährigen Verlagsleiters übernehmen sollte. Sie erfuhr eine überraschende Antwort: Gottfried Bermann, der künftige Schwiegersohn, trat am 1. Oktober 1925 in den Verlag ein. Somit war der drohende Verkauf des Verlages abgewendet. Die Kompetenz des Nachfolgers wurde stetig ausgebaut und 1928 bestellte Fischer Bermann als Geschäftsführer.
Nach der Machtergreifung beschlagnahmten die Nationalsozialisten unerwünschte Druckerzeugnisse und schränkten die Pressefreiheit ein. Es drängte sich die Frage auf, was nun mit dem Verlag werden sollte. Zunächst hing dies vom Willen Samuel Fischers ab. Der hatte zwar die praktische Leitung vollständig an Bermann-Fischer abgegeben, man brauchte ihn jedoch zur Zustimmung. Fischer war von der politischen Gefährdung des Verlags und dem Ernst der antisemitischen Verlautbarungen nicht zu überzeugen. Nach seinem Tode am 15. Oktober 1934 in Berlin wurde der Verlag geteilt, und Bermann-Fischer zog zunächst nach Wien, dann nach Stockholm und schließlich nach New York.
[Bearbeiten] Gedenktafel und Grab
Am Haus Erdener Straße 8 im Berliner Ortsteil Grunewald, dem Wohnhaus Fischers seit 1905 , befindet sich eine Marmortafel mit Reliefportrait des Verlegers. Die Inschrift lautet: IN DIESEM HAUS / LEBTE, WIRKTE UND STARB / DER VERLEGER / S.FISCHER / 24.12.1859 - 15.10.1934
Sein Ehrengrab liegt auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Samuel Fischer (Verleger) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Samuel Fischer (1859-1934)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Fischer, Samuel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger |
GEBURTSDATUM | 24. Dezember 1859 |
GEBURTSORT | Miculas, Ungarn |
STERBEDATUM | 15. Oktober 1934 |
STERBEORT | Berlin |