Spaßgesellschaft
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Spaßgesellschaft ist ein Begriff, der kurz nach der Jahrtausendwende in den deutschen Feuilletons auftauchte und das Lebensgefühl von Teilen der deutschen Gesellschaft in den Jahren des vorangegangenen Börsenbooms (dem sogenannten New Economy-Hype) beschreiben sollte. Er sollte einen Lebensstil kritisieren, bei dem Konsum, Hedonismus und Lebensfreude im Vordergrund stehen, das Bemühen um gesellschaftliche Veränderungen aber in den Hintergrund tritt.
Als Protagonisten der Spaßgesellschaft gelten beispielsweise Verona Pooth (ehemals Feldbusch) und, bis zur Wahlniederlage 2002, der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle.
Vielfach wird der Begriff auch verwendet, um eine vermutete Infantilisierung der Gesellschaft zu beschreiben: Die Personen der Zielgruppe würden "kindliche" Züge übermäßig lange ausleben und sich dem "ernsten", "erwachsenen", d.h. verwantwortungsbewussten Leben entziehen. Kritisiert wird auch, dass die angestrebte Selbstverwirklichung übertrieben und verantwortungslos sei.
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[Bearbeiten] Linke Perspektive
Der Begriff wurde zunächst vor allem von einigen Alt-Linken verwendet. Die Vertreter der jüngeren Generation attackieren diese wiederum als Gutmenschen. Zwischen Alt-Linken und Spaßgesellschaft gibt es jedoch eine Übergangsstufe: die der gesellschaftlichen und politischen Veränderung müde gewordenen Alt-68er zogen sich kultiviert bei kulinarischen Genüssen (bevorzugt: Käse und Wein) als "Toskana-Fraktion" zurück.
[Bearbeiten] Konservative Perspektive
Bald griffen auch konservative Kreise (wie z. B. Teile der evangelischen Kirche) den Begriff auf. Der Begriff ist auch deswegen emotional aufgeladen, weil in ihm der „klassisch-deutsche“ Anspruch auf „Tiefsinn“ ausgehebelt wird. Die Spaßgesellschaft erscheint damit als das Resultat der Amerikanisierung der Kultur. Die in ihr erreichte Verflachung wird als Triumph der Kulturindustrie im Sinne Max Horkheimers und Theodor W. Adornos bewertet.
[Bearbeiten] „Ende der Spaßgesellschaft“
Unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verkündete der Journalist Peter Scholl-Latour in einem Fernsehauftritt „das Ende der Spaßgesellschaft“.
[Bearbeiten] Kritik am Begriff
Für die Kritiker des Begriffes suggeriert die einseitige Verwendung des Ausdrucks „Spaß“ in der Bedeutung „Belustigung“, dass seine Verwender damit betonen wollen, es sei moralisch verwerflich, im Leben Freude zu haben oder haben zu wollen. Auch müsse "Spaß" nicht gleichbedeutend mit "Rücksichtslosigkeit" sein. Zudem zeige das weiterhin hohe Maß an Hilfsbereitschaft, dass sich die derzeitige Gesellschaft durchaus ihrer Verantwortung bewusst sei.
[Bearbeiten] Literatur
- Schluss mit lustig von Peter Hahne, ISBN 3501051808. (Kritischer Kommentar zur Spaßgesellschaft)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Hedonismus, Popkultur
- Hochkultur, Kulturpessimismus, Kulturindustrie
- Gesellschaftskritik
- Arbeitskult
- Freizeitgesellschaft, Erlebnisgesellschaft
- Sauglattismus