Stöberhai
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Der Stöberhai ist ein am Südrand des Harzes nordwestlich von Wieda gelegener Berg mit 720 m ü. NN Höhe. Die Bedeutung des Namens ist unsicher, es wird vermutet, dass hier ein Köhler Stöber seinen Hai (d. i. Kohlstelle) hatte. Nachdem das 1886 von einem Wiedaer Wirt auf der Bergkuppe errichtete Wirtshaus bereits kurze Zeit später wieder abgebrannt war, wurde 1889 das Berghotel Stöberhai mit einem Aussichtsturm erbaut, welches 1980 einem Großbrand zum Opfer fiel.
[Bearbeiten] Aufklärungsturm
Bekanntheit erlangte der Stöberhai durch den dort betriebenen NATO-Horchposten. Während des Kalten Krieges stellten die hier installierten Anlagen das Gegenstück zu der von Stasi und Sowjets betriebenen Station auf dem Brocken dar.
Zuerst errichtete die Bundeswehr 1957 die Dienststelle Wieda, sechs Jahre später folgte die französische Luftaufklärung. Die Einrichtungen wurden fortwährend erweitert. Mit der Fertigstellung des 75 m hohen Beton-Turmes 1967 ging der Komplex formal in den „Fernmeldesektor C“ der Luftwaffe über. Der Turm, als Herzstück der Anlage, beherbergte auf sechzehn Stockwerken und 750 m²: Antennenträger, Erfassungsplätze und Betriebsräume, aber auch Büros, Unterkünfte und eine Messe. Durch Tunnel, die das Ausspähen und eine Vereisung verhindern sollten, war der Turm an weitere Gebäude und einen unterirdischen Atomschutzbunker mit Ausweich-Gefechtsstand angebunden.
Obwohl noch während der Wiedervereinigung 14 Millionen DM in einen nie vollendeten Neubau investiert wurden, zog 1992 das Militär endgültig ab. Neben dem Turm und der Bauruine befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem 28 ha großen Gipfel-Plateau ein Eingangsgebäude, ein deutsches Unterkunftsgebäude mit eigenem vollunterkellerten Atomschutzbunker, mehrere Garagen und Werkstättem, zwei französische Quartiere, ein französisches Betriebsgebäude und vier französische Gittertürme für Richtantennen zur Echtzeitübermittlung der elektronischen Aufklärungsergebnisse an übergeordnete Auswertungs-Einheiten im rückwärtigen Raum.
In den Jahren seit der Stilllegung avancierte das Areal zu einem beliebten Abenteuerspielplatz für verschiedene Freizeitsportarten. Besonders unter Geocachern erlangte es seitdem bereits einen legendären Ruf. Nach jahrelangem Streit zwischen Landkreis und Bund über die Abrisskosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro musste schließlich der Bund die entsprechenden Kosten übernehmen. Der Turm der Anlage wurde am 23. September 2005 mit 38 kg Sprengstoff (Gelamon 30 U) in 380 Sprenglöchern kontrolliert zu Fall gebracht.
Am 23. September 2006 – genau ein Jahr nach der Sprengung des Beton-Turmes – weihte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring ein an den Turm im Besonderen und an die EloKa im Allgemeinen erinnerndes Denkmal ein.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Fernmeldesektorturm
- Schneeberg (Fichtelgebirge), Standort des Fernmeldesektors E
- Hoher Bogen, Standort des Fernmeldesektors F
[Bearbeiten] Weblinks
- Erinnerungen an den Fernmeldesektor C auf dem Stöberhai
- Stöberhai und Fernmeldetürme bei Lostplaces.de
- ndr.de zum Abriss des Turmes
Koordinaten: 51° 39′ 27″ N, 10° 32′ 54″ O