Televoting
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Televoting (tele gr.: „fern“; voting engl.: „Abstimmung“) bzw. Teleabstimmung ist ein Abstimmungsverfahren, in dem jeder (zum Beispiel Fernsehzuschauer) innerhalb eines bestimmten Zeitraums durch das Wählen einer Telefonnummer oder das Schicken einer Short Message Service-Mitteilung (SMS) seine Stimme abgeben kann. Die Anrufe werden erfasst und automatisch ausgewertet.
Televotings werden meist in Fernsehsendungen, wie etwa dem "Eurovision Song Contest", angewendet.
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[Bearbeiten] Televoting in Deutschland
Das erste Televoting-Verfahren in Deutschland war der 1979 vom ZDF und der Deutschen Bundespost vorgestellte TED. 1997 wurde TED durch ein moderneres Verfahren namens T-Vote-Call abgelöst. Seit Sommer 2002 dürfen neben der Deutschen Telekom auch andere Unternehmen kostenpflichtige Televoting-Dienste anbieten. Durch diesen Umstand nahmen Abstimmungen, Meinungsumfragen und Gewinnspiele im deutschen Fernsehen sprunghaft zu, weil sie eine profitable Einnahmequelle darstellen. Mittlerweile ist es auch möglich, Abstimmungen über SMS durchzuführen. Oft stellen Televotings einen nicht zu vernachlässigen Anteil der Einnahmen einer Sendungen. So wurden beispielsweise in den USA allein in der vierten Staffel von "American Idol" etwa 500 Millionen Anrufe gezählt.
In der Vergangenheit kam es in der RTL-Sendung Deutschland sucht den Superstar zu Problemen mit dem Televoting. Zuschauer zweifelten die Richtigkeit der Ergebnisse an und Hacker meldeten sich, die angaben, das System manipuliert zu haben. Ein weiteres Problem des per Telefonanruf erfolgenden Televotings ist die sehr häufig auftretende Überlastung der Televoting-Zentrale, so dass nicht alle Anrufer in dem zumindest bei großen Livesendungen zu kurz gesteckten Zeitraum gezählt werden können. Anderseits können zur Manipulation auch Mehrfachanrufe oder sogar Call-Center eingesetzt werden.
Auch im Videotext einiger Sender gibt es Abstimmungen zu aktuellen (oft politischen oder polariserenden) Themen. Dabei wird oft nur die prozentuale Stimmenverteilung, nicht aber die tatsächliche Zahl abgegebener Stimmen aufgeführt, so dass Abstimmungen mit wenig Beteiligung nicht repräsentativ und zudem leicht zu manipulieren sind. Kritiker bemängeln, dass diese Art Televoting nur eine scheinbare Form demokratischer Teilhabe oder Mitbestimmung darstellt: Die Stimmabgabe kostet Geld, Teilnehmer repräsentieren nicht den Bevölkerunsdurchschnitt, Mehrfachanrufe sind möglich, das Ergebnis ist nicht überprüfbar und bleibt folgenlos.
[Bearbeiten] Die Zukunft des Televotings
Mit der flächendeckenden Einführung von digitalem und interaktivem Fernsehen wird das Televoting über externe Rückkanäle Telefon bzw. SMS an Bedeutung verlieren, da die Empfänger, so genannte Set-Top-Boxen, bereits über einen Rückkanalanschluss verfügen. Via Telefonleitung bzw. Kabelrückkanal können so Abstimmungen bzw. andere interaktive Dienste direkt mit der Fernbedienung der Set-Top-Box durchgeführt werden.