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Thilo Kabus - Wikipedia

Thilo Kabus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Thilo Kabus (* 1966 in Berlin-Spandau) aus Hennigsdorf in Brandenburg ist ein ehemaliger deutscher Politiker des rechtsextremen Spektrums.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Politische Anfänge

Der gelernte Versicherungskaufmann Thilo Kabus begann bereits als Gymnasiast an der Humboldt-Oberschule Tegel sich politisch zu betätigen. So verteilte er Flugblätter, sammelte Unterschriften und beteiligte sich an Kundgebungen, beispielsweise für die Einrichtung eines drogenfreien Jugendcafés in Berlin-Tegel, gegen den Bau der Autobahn A 111 durch den Tegeler Forst, für besetzte Häuser oder gegen den Bombenanschlag von Januar 1982 auf das israelische Restaurant „Mifgash Israel“ in Berlin. Nach der Regierungsübernahme durch Helmut Kohl erwog er 1982 zusammen mit älteren Mitschülern, der SPD oder ihrer Schüler- bzw. Jugendorganisation beizutreten. Im Rahmen von Recherchen für das Schulfach Politische Weltkunde nahm er 1982/1983 erstmals Kontakt zur NPD auf.

[Bearbeiten] JN und NPD

1983 oder 1984 trat Thilo Kabus der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) bei und begann damit seine politische „Karriere“ im Umfeld der NPD. Kurz nach seinem 18. Geburtstag im Herbst 1984 trat er auch der Partei bei, was zur Beendigung seiner Beamtenlaufbahn zwei Wochen vor Ausbildungsbeginn führte. Fast unmittelbar nach seinem JN-Beitritt wurde er in den Vorstand des Berliner JN-Landesverbandes berufen. 1989 und 1990 war er Bundesvorsitzender der JN und später Funktionär der NPD, so u.a. Landesvorsitzender von Berlin-Brandenburg, Bezirksvorsitzender von Berlin und später (1998/1999) von Brandenburg. Außerdem war er als Vertreter des NPD-Landesvorstandes Gründungsmitglied des Vereins „Freiheitliche Wählergemeinschaft 'Wir sind das Volk' e.V.“, der sich in „Die Nationalen e.V.“ umbenannte, und dort bis 1993 Mitglied. Zur Bundestagswahl 1998 trat Kabus auf dem Listenplatz 2 für die NPD Brandenburg an. Seit Ende 1999 kandidierte er nicht mehr für Vorstandsämter, trat Ende 2000 von seiner letzten Parteifunktion zurück und ist seit seinem 2003 erfolgten Austritt aus der NPD parteilos und nicht mehr politisch aktiv.

[Bearbeiten] berufliche Tätigkeit für brandenburgische DVU-Landtagsfraktion

2000 wurde Thilo Kabus beruflich für die brandenburgische Landtagsfraktion der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU) tätig und betreut seitdem deren Website. Seit 2002 ist er Angestellter der Fraktion und unterstützt die Abgeordnete Birgit Fechner als Referent, u.a. im Landtagsausschuss für Bildung, Jugend und Sport. März 2004 wurde er zusätzlich Leiter der Presseabteilung der DVU-Fraktion im Landtag Brandenburg.

[Bearbeiten] Verhältnis zu NPD und DVU

Die Tätigkeit von Thilo Kabus für eine DVU-Fraktion wurde von NPD-Nitgliedern als Verrat empfunden, da beide Parteien 2000 noch als miteinander verfeindete Konkurrenten galten. Er legte daraufhin sein Amt als Vorsitzender des Berlin-Brandenburger Landesschiedsgerichts nieder. Auch in der DVU führt es gelegentlich zu Irritationen, daß er bei einer DVU-Fraktion beschäftigt ist, ohne Parteimitglied zu sein, doch trifft dies nicht nur auf ihn zu.

[Bearbeiten] Landesjugendhilfeausschuss

Am 24. Januar 2002 wurde Thilo Kabus auf Vorschlag der DVU-Fraktion als stimmberechtigter Stellvertreter der Abgeordneten Birgit Fechner vom Landtag Brandenburg in den Landesjugendhilfeausschuss gewählt, erhielt am 25. November 2004 aber nicht die erforderliche Landtagsmehrheit für eine Wiederwahl und gehörte damit dem neubesetzten Gremium nicht mehr an.

[Bearbeiten] Odinismus

Seit 1983 ist Thilo Kabus Anhänger des germanischen Zweiges des Neuheidentums. Er bewegte sich im Umfeld des am ariosophischen Armanenorden orientierten Zweiges der „Heidnischen Gemeinschaft e.V.“ (HG), der eine Vereinsgründung ablehnte und sich auf Druck von HG-Gründer Géza von Neményi in „Gemeinschaft für heidnisches Leben“ umbenannte. Aus dieser hauptsächlich von Matthias Wenger bestimmten Gruppe ging später der „Tempel der Semnonen“ hervor, bevor Wenger sich öffentlich vom Rechtsextremismus abwandte. Thilo Kabus schrieb - teilweise unter verschiedenen Pseudonymen - Artikel für die von Wenger herausgegebene Zeitschrift „Der Hain“ und betreibt seit 1999 das „HEIDENSPASS.net“, dessen Aktivitäten sich aber seit 2005 auf seltene Einträge im Diskussionsforum beschränken. Ende 2002 trat Thilo Kabus dem „Odinic Rite Deutschland e.V.“ (ORD) bei, der sich 2006 in „Verein für Germanisches Heidentum e.V.“ (VfGH) umbenannte. Im Rahmen dieses Vereins engagiert er sich vor allem als Organisator regionaler Treffen in Berlin und Brandenburg und besucht neben den eigenen auch Stammtische anderer heidnischer Organisationen. Wegen seiner politischen Vergangenheit und beruflichen Tätigkeit wird er von einzelnen Heidengruppen angegriffen und gilt z.B. beim Eldaring als unerwünscht.

[Bearbeiten] Anarchonationalismus

Ebenfalls in den frühen 80er Jahren kam Thilo Kabus über die FAU in Kontakt mit libertärem und anarchistischem Gedankengut, das ihn stark beeinflusste. Seine Versuche, dies mit dem „demokratischen Nationalismus“ der JN zu verbinden, bezeichnete er etwa ab Anfang der 90er als „AnarchoNationalismus“ und sich selbst lange Zeit als „AnarchoNationalist“. Mehrere Jahre betrieb er die Website www.anarchonationalismus.de, allerdings die meiste Zeit nur als Domain und ohne Inhalte. Nach langjähriger Reflexion, auch und gerade ausgelöst durch viele Diskussionen in dol2day, erklärte er den AnarchoNationalismus zu seiner „Privatideologie“, die er auch gerne als „Thiloismus“ bezeichnete. Er gab diese und die Domain nach eigener Aussage im Sommer 2006 auf, weil er nicht akzeptieren konnte, daß „Anarchonationalisten“ in Portugal - mit denen er nicht in Verbindung stand oder steht - Adolf Hitler als ihr Vorbild bezeichnet hatten.

[Bearbeiten] dol2day

In der Online-Community dol2day ist Thilo Kabus seit Juli 2000 als „Zantafio“ aktiv. Dort wurde er vor allem als dienstältester Administrator der Initiative der Parteifreien „Volk“ und Mitglied des internen Schiedsgerichts „Gremium“ bekannt, ist noch als „Gremiumskontrolleur“ tätig. Im Zuge der 2003 erfolgten Löschung der „Netzpartei“ FUN (Freiheitlich - Unabhängig - National), der er nicht angehörte, durch die Redaktion von dol2day wurde auch die von ihm gegründete Initiative „NDPF“ (Nationaldemokratische Plattform) gelöscht, weil sie vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz erwähnt worden war. Nachdem die gegen die NDPF erhobenen Vorwürfe widerlegt waren, wurde die Initiative, die als virtuelles Gegengewicht gegen die die NS-Unterwanderung der NPD betreibende „Revolutionäre Plattform“ (RPF) gedacht war, als „PFN“ (Plattform für Nationaldemokraten) wieder zugelassen, ist seitdem aber weitgehend inaktiv.

[Bearbeiten] politische Entwicklung

Nach eigener Aussage trat Thilo Kabus den JN und später der NPD bei, weil er sie gegen Alt- und Neonazis stärken und ihre Entwicklung vorantreiben wollte. So vertrat er als Funktionsträger beider Organisationen auch immer konsequent den offiziellen Kurs der Abgrenzung zu neonazistischen Gruppen, was zu - auch körperlichen - Angriffen aus dieser Richtung führte. Dies wurde sogar vom Berliner Verfassungsschutz gewürdigt, der dem damals von Kabus geführten NPD-Landesverband Berlin 1992 bescheinigte, sich erfolgreich gegen eine Unterwanderung durch Neonazis gewehrt zu haben. Als JN unter Holger Apfel und NPD unter Udo Voigt den strikten Abgrenzungskurs beendeten, schwand bei Kabus die Motivation für seine politische Tätigkeit, die er auch nicht mehr im Einklang mit seinen religiösen Überzeugungen sah. Dazu trug noch die Weigerung der NPD-Führung bei, gegen als rechtsextremistisch bezeichnete Gewalttaten Stellung zu beziehen. Er wollte 2000 aus der Partei austreten, sah aber davon ab, als die NPD durch den „Aufstand der Anständigen“ unter starken Druck geriet. Da er auch nach dem gescheiterten Verbotsverfahren keine Rückkehr bzw. Hinwendung der NPD zu den von ihm vertretenen Grundsätzen erkennen konnte, trat er 2003 aus.

[Bearbeiten] religiöse Entwicklung

Während der Konfirmandenzeit und auch danach war Thilo Kabus in der evangelischen Kirche aktiv, ohne allerdings eine starke Bindung an das Christentum zu verspüren. Er hatte er sich mit Erreichen der Religionsmündigkeit vom schulischen Religionsunterricht abgemeldet, während er gleichzeitig am Konfirmandenunterricht teilnahm, was vom Gemeindepfarrer nach Gesprächen akzeptiert wurde. Viele der obligatorischen Kirchenbesuche während der Konfimrmandenzeit substituierte er mit Einverständnis des Gemeindepfarrers durch soziale Tätigkeiten, vor allem Betreuung von Geriatriepatienten. Im Religionsunterricht, den er trotz der Abmedlung weiterhin besuchte, sprach er sich für eine Art heidnisch-naturreligiösem Christentums aus. 1983 kam er in Kontakt mit Matthias Wenger, Géza von Neményi und anderen germanisch orientierten Neuheiden und glaubte dort zu finden, was ihm vorschwebte. Die rechtsorentierten Heiden bestärkten ihn auch in seiner Überzeugung, sein Engagement in der NPD entspräche seinen religiösen Überzeugungen. Als in den 90ern in Deutschland auch nicht-ariosophisch orientierte Heidengruppen entstanden und über die Zusammenhänge der meisten älteren Gruppen mit der Ariosophie und deren rassistische Hintergründe aufklärten, entfernte er sich aus diesem Umfeld. Die Erkenntnis, daß manche „uralte Weisheiten“ erst vor knapp 100 Jahren entstanden waren, führten ihn u.a. in Kontakt mit Wicca- und anderen Neo-Paganen Kreisen, bevor er 2002 „wieder“ bei den Germanen „ankam“ und sich dem odinistischen ORD anschloss. Seine veränderten Vorstellungen vom Heidentum änderten auch seine Sichtweise auf die NPD, die er immer weniger als geeignete Wirkungsstätte für Heiden empfand. Während seine heidnische Auffassung von Ehre verhinderte, daß er eine unter erheblichem äußeren Druck stehende Partei verließ, so erlaubte sie es ihm nach dem gescheiterten Verbot nicht, länger in einer Partei zu verbleiben, die - seiner Ansicht nach - aus ihren Fehlern nichts gelernt hatte, diese noch verstärkte und damit ehrlos wurde.

[Bearbeiten] Sonstiges

Thilo Kabus ist verheiratet und hat ein Kind.

[Bearbeiten] Weblinks

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