Tobel
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Ein Tobel ist ein tiefer, schluchtartiger Einschnitt in einem Steilhang oder ein stark eingetieftes Tal eines Gebirgsbaches. Er ist durch groben Gesteinsschutt oder Steinblöcke geprägt und entstand oft durch kurzzeitige, aber heftige Erosion entlang einer wasserführenden Runs oder durch einen Wildbach. Manche Tobel gehen auch auf plötzliche Schmelzwasserbäche aus eiszeitlichen Gletschern zurück, bzw. finden sich im Oberlauf von Bächen der Molassezone zwischen Hochrhein und Donau.
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[Bearbeiten] Namenserklärung
Vielerorts wird anstatt "Tobel" auch "Dobel" geschrieben. Im nördlichen alemannischen/schwäbischen Sprachraum ist der Artikel von Tobel/Dobel maskulin. Also: Der Tobel/Dobel. Der Ausdruck Tobel/Dobel wird häufig im westlichen Alpenvorland verwendet, insbesondere in der Ostschweiz, in Oberschwaben, im Allgäu und westlichen Tirol. Sehr zahlreich ist der Name im Schwarzwald vertreten, wo auch mehrere Siedlungen den Namen tragen; dagegen ist er auf der Schwäbischen Alb nur vereinzelt anzutreffen. Der schweizerische Flurnamensforscher Paul Zinsli leitet in seinem Buch "Ortsnamen" die Herkunft des Namens von "tubale" aus lateinisch "tubus" = Röhre ab. Die alemannischen Einwanderer sollen diesen vulgär-lateinischen Namen von der ansässigen romanischen Bevölkerung als Lehnwort übernommen haben. Auf Rätoromanisch wird der Tobel auch als Tavon bezeichnet, woher sich der Name Montafon für eine große Talschaft in Vorarlberg ableitet.
[Bearbeiten] Entstehung und Phänomene
Ein typisches/r Tobel/Dobel entsteht in Lockergestein und ist V-förmig ausgebildet, wobei die gegenüberliegenden Flanken je nach Gesteinshärte unterschiedliche Neigungen haben können. Mit dem Tobel/Dobel verwandt sind die Schlucht und die Klamm, doch sind diese meist Einschnitte in ein Hartgestein. Dadurch sind sie sehr schmal und haben von oben bis unten keine große Breitenänderung.
Im Hochgebirge stellen Tobel häufig die Leitbahnen für Abgänge von Muren bzw. Lawinen dar, oder sie bilden sich als Graben unter einem Wasserfall aus. Wenn sie in ein größeres Tal einmünden, lagert sich das Geröll bzw. das Material von Erdrutschen meist als Schwemmkegel ab. Zusätzlich haben manche Tobel/Dobel die Tendenz, sich durch rezente Erosion immer mehr einzutiefen, was sogar durch moderne Wildbachverbauung nur schwer zu verhindern ist.
[Bearbeiten] Literatur
Paul Zinsli, Ortsnamen (Siedlungs- und Flurnamen der Deutschen Schweiz), 1971 Verlag Huber Frauenfeld
[Bearbeiten] Tobelhocker
In Sagen wird über die "Tobelhocker" geschrieben. Die "Tobelhocker" sitzen versteinert im tiefen Lawenatobel, zwischen Triesen und Balzers am Fusse des Falknis. Die "Tobelhockergeschichten" sind Überlieferungen aus der Hexenverfolgungszeit. Der Beitrag in: http://www.hexenforschung.historicum-archiv.net/etexte/tschaikner3.html vermittelt einen Eindruck von den Eigenheiten der "Tobelhocker". Das Lawenatobel ist eine tiefe Schlucht zwischen zum Teil bewachsenen Felswänden.
[Bearbeiten] Beispiele größerer Tobel
- Faltenbachtobel (Oberstdorf, Allgäu)
- Hödinger Tobel (Überlingen am Bodensee)
- Lengatzer-Tobel +Bild? (bei Hergatz, Westallgäu)
- Großes Walsertal, Vorarlberg
- Reinbach-Tobel bei Taufers (Südtirol)
- Gallenkircher Tobel im Aargau, Schweizer Jura
- Eistobel an der oberen Argen
[Bearbeiten] Siehe auch
- Klamm, Schlucht, Canyon
- Tobel-Tägerschen und Rehetobel, Gemeinden in der Schweiz
- Ortsteil Tobel bei Dornbirn
- Tobelbad bei Graz, Steiermark
- Dobel im Nordschwarzwald
[Bearbeiten] Weblinks
- Tobel und Wasserfälle im Allgäu und in Tirol
- Tobelbäche in Vorarlberg
- Tobelausgang bei Stuben am Arlberg
- Allgäuer Eistobel und Adelegg-Tobel
- Rauhenhals-Tobel im Allgäu, Tourenbericht
- Faltenbachtobel bei Oberstdorf (D)
Engtäler: Canyon | Durchbruchstal | Kerbtal | Klamm | Schlucht | Tobel | Wadi
Sohlentäler: Kastental | Kerbsohlental | Mäandertal
Muldentäler: Periglaziales Muldental | Tropisches Muldental
Glaziale und Periglaziale Formen: Fjord | Förde | Glaziale Rinne | Trogtal | Urstromtal