Trastuzumab
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Trastuzumab (Handelsname Herceptin®) ist ein therapeutischer monoklonaler Antikörper gegen den Wachstumsrezeptor HER2/neu (Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor Rezeptor) auf der Zelloberfläche von Krebszellen. Trastuzumab ist zur Behandlung von Patientinnen mit Brustkrebs zugelassen, wenn die Tumorzellen vermehrt HER2/neu auf ihrer Zelloberfläche ausbilden (exprimieren), was bei etwa jeder vierten Brustkrebspatientin der Fall ist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Herceptin® wurde 1998 in den USA und 2000 in der Europäischen Union für Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs zugelassen. An seiner Entwicklung war neben anderen auch Axel Ullrich, zu dieser Zeit als Grundlagenforscher in der Biotech-Firma Genentech tätig, maßgeblich beteiligt. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Trastuzumab auch bei adjuvanter Gabe, d.h. bei Frauen mit HER2-positivem Brustkrebs bei denen keine Metastasen bestehen, die Rückfallgefahr deutlich herabsetzt. Seit Mai 2006 ist der Einsatz für diese Indikation in Europa zugelassen.
[Bearbeiten] Therapie
Vor der Einleitung einer Herceptin-Therapie wird das Stadium des Brustkrebses nach der TNM-Nomenklatur festgelegt und der HER2-Status aus einer Gewebeprobe im Labor bestimmt. Der Nachweis einer HER2-Überexpression ist zwingend vorgeschrieben. Die Therapie erfolgt in der Regel in Kombination mit anderen Brustkrebsmedikamenten.
[Bearbeiten] Wirkungsmechanismus
Herceptin bindet von der Zellaußenseite her an den Wachstumsfaktor-Rezeptor HER2. Dadurch kommt es zur Hemmung der Tumorzellproliferation infolge von Apoptose bzw. von Antikörper-abhängiger Zerstörung der Tumorzellen durch das Immunsystem. Als Wirkungsmechanismen werden vor allem vier Mechanismen diskutiert: die Rekrutierung von Immunzellen, die Hemmung der intrazellulären Signalweiterleitung, die Hemmung der proteolytischen Spaltung von HER2 sowie die anti-angiogenetische Wirkung.
Neben dieser erwünschten Wirkung auf Brustkrebszellen kann in weniger als 4% der Fälle eine reversible Schädigung des Herzmuskels auftreten, deren Mechanismus noch ungeklärt ist. Daher wird die Herzfunktion bei Patientinnen, die für die Trastuzumab-Therapie in Frage kommen, sowohl vor Behandlungsstart als auch während der Behandlung stetig überprüft. Die Behandlung von Patienten mit einer Herzinsuffizienz muss sorgfältig abgewogen werden.
[Bearbeiten] Verabreichung
Herceptin wird meist einmal wöchentlich als Infusion über 30 bis 90 Minuten verabreicht. Seit 2006 ist Trastuzumab auch zur 3-wöchentlichen Therapie zugelassen. Die Therapiedauer bei adjuvanter Gabe beträgt 12 Monate; bei Patientinnen mit Metastasen wird die Therapie mindestens bis zum Wiederauftreten des Tumors fortgesetzt.